Haldern. Wenn Bodo Wißen nicht das Direktmandat holt, könnte es das Ende der Kreis Klever-SPD im Bundestag bedeuten. Dennoch wird der Wahlkampf heiß.

Bodo Wißen ist keineswegs überrascht oder gar vom Ergebnis enttäuscht. Der Bundestagskandidat der Kreis Klever SPD hatte auf der Landesdelegiertenkonferenz auf Platz 37 der Reserveliste der NRW-SPD kandidiert und erhielt am Samstag 388 Ja-Stimmen (90,65 %), 23 Nein-Stimmen (5,37 %) und elf Enthaltungen (2,57 %).

Dass der 47-jährige Familienvater aus Haldern nicht den Top-Listenplatz von Dr. Barbara Hendricks erbt, stand zu jedem Moment fest. In der SPD gibt es eine strenge Frauen- und Männerliste. Demnach steht auf Platz zwei der Landesliste, den Barbara Hendricks als erste Frau inne hatte, jetzt Bundesumweltministerin Svenja Schulze aus Münster.

So ist das Prozedere

Aus den jeweiligen Regionallisten werden die Kandidaten in der Landesliste zusammengefügt. Dabei geht es beispielsweise um die Mitgliederzahl in der entsprechenden Region und der Anzahl der Beiträge. Weiterhin wird im Vorfeld geschaut, wer schon einmal Abgeordneter war, wer aus einem weißen Feld kommt, also einem Gebiet, in dem es noch keinen SPD-Bundestagsabgeordneten gab, oder wer abgesichert werden muss, da sein Direktmandat vielleicht bei der kommenden Wahl nicht greifen könnte. All’ jene Kandidaten haben „gute Karten“, vordere Ränge zu belegen. So gesehen hat Bodo Wißen einen annehmbaren Listenplatz erhalten, Platz 37 von 82. Karl Lauterbach beispielsweise steht auf Platz 23.

Bei der Bundestagswahl 2017 zog die Landesliste nur bis Platz 18

Ein Blick auf das Ergebnis der letzten Bundestagswahl lässt für ihn aber wenig Freude aufkommen. Bodo Wißen weiß: „Die Landesliste hat 2017 nur bis Platz 18 gezogen.“ Was bedeutet: Er muss im Kreis Kleve das Direktmandat holen, um in den Bundestag zu kommen. „Was bekanntlich bisher keinem SPD-Kandidaten gelungen ist“, gibt Bodo Wißen zu. Auch nicht Barbara Hendricks. Und sie bekleidete immerhin bedeutende Positionen, wie 2013 bis 2018 das Amt der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit.

Das Foto zeigt die SPD-Mitglieder aus dem Kreis Kleve Sigrid Eicker, Lars Aengenvoort, Marek Tietjen, Christian Nitsch, Bodo Wißen und Vera van de Loo.  
Das Foto zeigt die SPD-Mitglieder aus dem Kreis Kleve Sigrid Eicker, Lars Aengenvoort, Marek Tietjen, Christian Nitsch, Bodo Wißen und Vera van de Loo.   © Kreis Kleve | SPD

Doch diese düstere Prognose bremst Bodo Wissen, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Rees und SPD-Ratsherr, nicht aus. Er freut sich auf den Wahlkampf: „Mit Olaf Scholz bieten wir den Menschen einen Kanzlerkandidaten, dem die Menschen vertrauen können. Olaf Scholz ist Vize-Kanzler und Bundesfinanzminister. Er war Bundesarbeits- und -sozialminister und Bürgermeister von Hamburg. Er ist sehr erfahren und verlässlich und wird von der ganzen Partei, in allen Landesverbänden, unterstützt.“

Auch inhaltlich sieht Wißen, der bereits fünf Jahre lang Landtagsabgeordneter in Düsseldorf war, die SPD gut aufgestellt: „Wir setzen klare Prioritäten, die wir als Zukunftsmissionen bezeichnen. Neben Arbeit und Soziales sind dies die Bereiche Gesundheit, Kampf dem Klimawandel, Digitalisierung und Zukunft der Mobilität“, so Bodo Wißen.

Unterstützung von Barbara Hendricks

Im Wahlkampf wird er von Barbara Hendricks und ihrem Büro unterstützt. Los geht es mit digitalen Formaten. Wie Online-Diskussionen zu bestimmten Themen, an denen auch Nichtmitglieder teilnehmen können. Und dann hoffentlich im Sommer mit Radtouren oder persönlichen Gesprächen.

Wenn das eintritt, was derzeit wahrscheinlich scheint, wäre die SPD im Kreis Kleve nicht mehr mit einem Kandidaten im Bundestag vertreten. Wer sich aber an die NRW-Landtagswahl 2012 erinnert, weiß, dass der CDU-Kandidat Günther Bergmann nur mit einem knappen Ergebnis, Plus von 2,6 Prozent, Bodo Wißen schlug.

>> Gesamtliste muss noch per Briefwahl bestätigt werden

Zur Landesdelegiertenkonferenz trafen sich nur der Landesvorsitzende Thomas Kutschaty und der Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion Rolf Mützenich live in Duisburg.

Formell muss die Gesamtliste jetzt noch per Briefwahl bestätigt werden.

Die Delegierten der Kreis Klever SPD waren: Sigrid Eicker, Lars Aengenvoort, Marek Tietjen, Christian Nitsch und Vera van de Loo.

Der Entwurf des Zukunftsprogramms der SPD ist bereits online einzusehen unter www.zukunftfuerdich.de Das Programm soll am 9. Mai 2021 vom Bundesparteitag der SPD verabschiedet werden.

Bodo Wißen wohnt in Rees-Haldern , ist verheiratet und Vater einer Tochter und eines Sohnes. Er arbeitet als Referent und stellvertretender Referatsleiter im NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales Bau und Gleichstellung.