Rees. Heinz Wellmann ist Nachtwächter in Rees und seit zehn Jahren Gildemeister. Gilde hat aktuell 220 Mitglieder, auch in Österreich und Frankreich.
Als Nachtwächter in der ältesten Stadt am unteren Niederrhein ist er vielen Reesern, aber auch Touristen ein Begriff. Doch Heinz Wellmann ist auch über die Grenzen hinaus bekannt. Denn seit mittlerweile zehn Jahren darf er sich Gildemeister nennen. Dabei ist die Deutsche Gilde der Nachtwächter, Türmer und Figuren, so der offizielle Titel, erst vor 15 Jahren gegründet worden.
Erst im vergangenen Jahr wurde der Reeser bei den turnusgemäßen Wahlen zum Vorstand für weitere zwei Jahre im Amt bestätigt, und zwar auf der Regionalversammlung in Waldenburg, im Hohenloher Land. „Coronabedingt haben da nur 20 Mitglieder teilgenommen“, sagt Heinz Wellmann.
Umzug mit Hellebarden und Infanterieregiment zur Wiener Hofburg
81 Mitglieder zählte die Gilde damals und war in drei Regionen aufgeteilt, als Wellmann 2011 in Ballingen einstimmig zum Meister gewählt wurde. „Inzwischen hatten wir auch Mitglieder aus Österreich und Frankreich in unseren Reihen“, erinnert er sich. Und bei allen Treffen, die in den unterschiedlichen Regionen stattfanden, „habe ich versucht, die Gilde weiter voran zu bringen und Rees zu präsentieren“.
Wobei sich die Nachtwächter-Gilde auch 2011 und 2016 in Rees zu Regionalversammlungen getroffen hat. An ein besonders schönes Erlebnis denkt Wellmann gerne zurück, und zwar die Jahreshauptversammlung 2016 in Wien: „Nach dem Besuch des Stephansdom zogen wir als Gilde mit Hellebarden bewaffnet und unter Polizeieskorte und in Begleitung des K & K. Infanterieregiments Hoch und Deutschmeister Nr. 4 durch die Wiener Haupteinkaufsstraße zur Wiener Hofburg.“
Spendenaktion für Erdbebenopfer in Japan
2009, als die Mitgliederzahl auf 165 angestiegen war, hatte die Gilde Anstrengungen unternommen, damit die Nachtwächterei ins Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wird. „Das wurde aber leider abgelehnt“, bedauert der Reeser. Dem übrigens zuvor schon von seiner Gilde „eine hervorragende Arbeit bescheinigt wurde“.
Auf der Regionalversammlung in Bamberg zählte die Nachtwächtergilde dann 172 Mitglieder. „Mittlerweile gibt es jetzt auch schon Kaffeebecher, Pins, Autoaufkleber, gestickte Wappen, Bierkrüge, Feuerzeuge, Wimpel, aber auch Flyer und Postkarten in unserem Online-Shop“, sagt Heinz Wellmann, der 2011, als er gerade frisch als Gildemeister gewählt worden war, zu einer ersten bundesweiten Spendenaktion für die Erdbebenopfer in Japan aufgerufen hatte.
Nachtwächter-Gilde hat aktuell 220 Mitglieder
„Da kamen 2000 Euro zusammen. Den Scheck erhielten Franziskanerinnen in Thuine. Die Nonnen dort betreiben ein Kinderheim in Ichinoseki, nahe dem Katastrophen-Reaktor“, erzählt der Nachtwächter. Der übrigens auch Unterstützung aus seiner Heimatstadt für die Gilde bekam. Der Reeser Computerfachmann Dirk Kleinwegen hatte die Homepage der Gilde auf den neusten Stand gebracht. Und mittlerweile gibt’s seit 2018 im Buchhandel das Nachtwächter-Buch von Ulrich Metzner.
Wie gesagt: Selbst in Zeiten der Corona-Pandemie wächst die Zahl der Mitglieder weiter. Aktuell, sagt er, zählt die Nachtwächter-Gilde bereits 220 Mitglieder. Und wenn alles mit Blick auf das Virus gut geht, hofft sicher nicht nur Heinz Wellmann, dass sich die Gilde der Nachtwächter im Herbst wieder mit frischem Elan in Lippstadt treffen wird.