Emmerich. Gebhard Leberecht von Blücher lebte fast zwei Jahre in Emmerich am Geistmarkt. So verbrachte der spätere Generalfeldmarschall seine Zeit.

Um im Duktus seiner Zeit zu bleiben, er hatte einen Ruf wie Donnerhall. Schon zu Lebzeiten war Gebhard Leberecht von Blücher eine Legende. Der preußische Generalfeldmarschall war neben Arthur Wellesley, dem 1. Duke of Wellington, der große Sieger über Napoleon in der entscheidenden Schlacht von Waterloo.

Volksmund gab ihm den Titel Marschall Vorwärts

Blücher, der im Volksmund den Titel Marschall Vorwärts trug, lebte nahezu zwei Jahre in Emmerich. Allerdings nicht – wie man vermuten könnte – in der nach ihm benannten Straße zwischen Bahnhof und Containerhafen. Der später in den Fürstenstand erhobene Generalfeldmarschall residierte am Geistmarkt. 

Namenszug an der Garderobe hinterlassen

Ein Auszug aus dem Straßenbuch von Heinz Evers zum Geistmarkt. Auf den letzten Seiten des Auszugs findet sich ein Bild des Wohnhauses Geistmarkt 27, das sich im Besitz der Familie Swertz (letzter Bewohner: Fritz Swertz – Bürstenfabrikant) befand und bis 1944 an der Stelle stand, wo heute das ehemalige Polizeigebäude steht. In diesem Haus soll Blücher in Emmerich Quartier bezogen haben.
Ein Auszug aus dem Straßenbuch von Heinz Evers zum Geistmarkt. Auf den letzten Seiten des Auszugs findet sich ein Bild des Wohnhauses Geistmarkt 27, das sich im Besitz der Familie Swertz (letzter Bewohner: Fritz Swertz – Bürstenfabrikant) befand und bis 1944 an der Stelle stand, wo heute das ehemalige Polizeigebäude steht. In diesem Haus soll Blücher in Emmerich Quartier bezogen haben. © Archiv | Emmerich

In welchem Haus am Geistmarkt Blücher wohnte, ist nicht abschließend geklärt. Eine These besagt, dass es sich um ein Haus hinter der Evangelischen Kirche gehandelt habe. Mehr Indizien deuten allerdings daraufhin, dass der recht eigenwillige Charakter am vormaligen Gülpen'schen und zuletzt Swertz'schen Haus Quartier bezogen hatte. Seinen Namenszug soll er in diesem Haus am Fenster der Garderobe hinterlassen haben. Das Haus steht im Übrigen nicht mehr. An gleicher Stelle wurde im 20. Jahrhundert ein neuer Funktionsbau errichtet, in dem dann die Polizei untergekommen ist, bis sie zum Großen Wall umzog.

Ankunftsdatum ist umstritten

Es ist der Sommer 1800 als Blücher nach Emmerich kommt. Wobei dieses Datum umstritten ist. Historiker Andreas Dederich schreibt von 1799. Wie auch immer: Zu diesem Zeitpunkt bekleidet Blücher den Rang eines Generalmajors. Seine Truppen werden von Westfalen an den Rhein verlegt, um gegebenenfalls schnell an der preußischen Westgrenze intervenieren zu können.

Preußischen König über Gerüchte aus Elten informiert

Während Blüchers Zeit in Emmerich bleiben kriegerische Auseinandersetzungen aber aus. Lediglich in einem Brief, den Blücher am 27. August 1800 an seinen König verfasst hat, berichtet er über Gerüchte, die in Elten die Runde machen. So sollen die Engländer in Nordholland gelandet sein. Seit drei Tagen würde man ständig Kanonaden hören.

Zu einem militärischen Einschreiten kommt es dann aber nicht. Vielmehr berichten historische Quellen, dass Blücher gerne in Gesellschaft seines Freundes, Oberst Pletz, im Schatten einer Linde vor seinem Quartier am Geistmarkt verweilt hat. Blücher, der damals 58 Jahr alt war, liebte einen genüsslichen Zug aus seiner Meerschaumpfeife und erfreute sich am Ballspiel der Emmericher Kinder auf dem Geistmarkt.

Finanzielle Schwierigkeiten durch Spielsucht

Sein zweifellos ambivalentes Verhalten ist bis heute nicht bis ins letzte Detail erforscht worden. Aber die vielen Gegensätzlichkeiten in seinem Leben sind auffällig. Auf dem Schlachtfeld galt er als forsch, als Privatmann liebte er die Geselligkeit. Die sogenannten preußischen Tugenden wie etwa Disziplin ließ er beim exzessiven Karten- und Billardspiel gerne außen vor. Aufgrund seiner Spielsucht soll er öfters in finanziellen Schwierigkeiten gesteckt haben.

Auf der damaligen schwedischen Insel Rügen aufgewachsen

Nur mit rudimentärer Schulbildung auf der damaligen schwedischen Insel Rügen aufgewachsen, verschrieb er sich dennoch schon im Jahr 1782 der Freimaurerei. In Emmerich schloss er sich dann der Loge Pax Inimica Malis (Der Friede ist der Feind des Bösen) an. Und das durchaus mit missionarischem Eifer: Auch seine beiden Söhne und neun seiner Offiziere wurden in der Emmericher Loge initiiert.

Mitglied der Emmericher Freimaurerloge Pax Inimica Malis

Welch inniges Verhältnis Blücher mit seinen Emmericher Freimaurerbrüdern verband, wird deutlich beim Blick in die Logenchronik. Beim Abschied aus Emmerich schenkte Blücher der Loge für das neu erworbene Logenhaus zwei Kronleuchter, zwei Tische und ein Portrait in Öl, das ihn selbst zeigte. Dieses Bild hängt heute als Leihgabe im Emmericher Rheinmuseum.

Aber auch die Emmericher verband weiterhin viel mit dem populären Feldherrn. Als Blücher im Jahr 1819 starb, gab es in der evangelischen Kirche am 17. Oktober eine Gedenkfeier, die konfessionsübergreifend von vielen Emmericher Bürgern und Honoratioren besucht wurde.

>> Auszeichnungen und Ehrungen

Blücher ist eine der am meisten ausgezeichneten Generäle in der preußischen Geschichte. Neben dem späteren Reichspräsidenten Hindenburg ist er der einzige Träger des Sterns des Großkreuzes des Eisernen Kreuzes (Eisernes Kreuz mit goldenen Strahlen).

Im Schloss Windsor, einer der Residenzen der britischen Königsfamilie, wird ihm eine besondere Ehre zuteil. Im so genannten Waterloo-Saal hängt auf dem Ehrenplatz an der Kopfseite das Bildnis von Wellington und an seiner rechten Seite das von Blücher.