Kreis Kleve. Die Grünen wehren sich dagegen, dass künftig auch in Wasserschutzzonen Kies abgebaut werden soll. Es werde Raubbau an der Natur betrieben.

Die Grünen im Kreis Kleve wollen den künftigen Kiesabbau am Niederrhein deutlich einschränken. Anlässlich der Diskussion um ein neues Landeswassergesetz, machten Parteivertreter aus den Kreisen Kleve und Wesel sowie aus dem Landtag vor Ort noch einmal deutlich, was auf dem Spiel steht. Die geplanten Kiesabgrabungen in Wasserschutzzonen sind für sie absolut tabu.

Das Trinkwasser werde gefährdet

Regionalratsmitglied Ute Sickelmann sagte während einer Begehung in Kleve, Rees und Wesel, dass man nicht länger diesen Raubbau an der Natur vornehmen könne. Die Auskiesung in Wasserschutzzonen würde auch die Trinkwasserqualität gefährden. Hubert Kück, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Weseler Kreistag, sieht auch eine große Unterstützung in der Bevölkerung: „Die Leute haben die Nase voll vom Kiesabbau. Unser Beitrag für die deutsche und europäische Bauindustrie ist groß genug.“

Mit Kies und Sand vom Niederrhein werden auch die Niederlande üppig versorgt.
Mit Kies und Sand vom Niederrhein werden auch die Niederlande üppig versorgt. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

In der Tat geht ein Großteil des gewonnen Kieses ins europäische Ausland. „Wir versorgen hier die Niederlande, Belgien und Frankreich“, sagte Ute Sickelmann. Dabei sei gerade der Bausektor und die Zementindustrie ein großer Umweltsünder. Sickelmann regte an, dass man Baumaterialien viel stärker recycelt. Auf diesem Gebiet habe der Landtag 20 Jahre lang geschlafen. Sickelmann würde sich wünschen, wenn gerade am Niederrhein das Thema Recycling von Baustoffen stärker in den Fokus rückt. Damit könne man auch neue Arbeitsplätze schaffen.

Voll zu Lasten der Natur

Die jetzige Politik gehe voll zu Lasten der Natur. Sechs Euro je Tonne würde der Kies kosten. Da könne selbst ein recycelter Baustoff nicht mithalten. Vielmehr sollte die Landesregierung eine nationale Bedarfsermittlung in den Blick nehmen: „Dann würden unsere jetzigen Ressourcen noch 50 Jahre reichen“, schätzt Sickelmann. Die heutige, niederrheinische Fruchtfolge laute: „Kartoffeln, Kies, Camping“.

Bei der Fahrt über den Niederrhein wurde den Landtagsabgeordneten Norwich Rüße und Verena Schäffer vor Augen geführt, um welche Dimensionen es beim Kiesabbau geht. Volkhard Wille: „Nur mal zum Vergleich: Garzweiler umfasst 4500 Hektar. Der Polder Bylerward 6000 Hektar.“ Die Landschaft in den Kreisen Kleve und Wesel gleich schon heute einem Schweizer Käse und wenn es nach dem Willen der Kiesindustrie geht, dann wird weiter üppig Flächenfraß betrieben.

6000 Hektar Schutzgebiet wurden bereits weggebaggert

Volkhard Wille rief ins Gedächtnis, dass der Untere Niederrhein als Vogelschutzgebiet einen europäischen Stellenwert einnehmen. Aber von den 25.800 Hektar Vogelschutzgebiet seien bereits 6000 Hektar weggebaggert worden: „Es kann doch nicht sein, dass ein europäisches Schutzgebiet für Rohstoffe derart missbraucht wird.“

Kiesabbau wird an vielen Stellen im Kreis Kleve betrieben. Die Grünen haben die Nase voll davon.
Kiesabbau wird an vielen Stellen im Kreis Kleve betrieben. Die Grünen haben die Nase voll davon. © NRZ | Andreas Gebbink

Auch das Thema Gülle kommt mit dem Landeswassergesetz wieder auf den Tisch. Die Grünen wollen, dass zumindest ein fünf Meter breiter Grünstreifen zu einem Gewässer nicht gegüllt wird. (Wille: „Über welche Größenordnungen wir hier mittlerweile diskutieren!“) Die Landesregierung möchte dies über die Düngeverordnung regeln. Die Grünen sind allerdings skeptisch: „Es steht niemand mit einem Messbecher neben dem Feld und kontrolliert, wie viel Gülle tatsächlich ausgetragen wird“, so Wille. Auch die niederländischen Gülletransporter seien nach wie vor am Niederrhein unterwegs.

Wie bestellt, zeigten sich an den Kiesförderbändern am Rhein bei Kalkar große niederländische Binnenschiffe, die beladen wurden, und niederländische Gülletransporter, die ihre Fracht auf den Äckern verspritzten.

>>Resolution des Kreistages

Der Kreistag Kleve hat eine Resolution zum Schutz des Trinkwassers auf den Weg gebracht. Darin fordert der Kreis Kleve die Landesregierung auf, das Abgrabungsverbot in Wasserschutzzonen weiterhin aufrecht zu erhalten.

Der Kreis Wesel und die Stadt Kamp-Lintfort haben bereits eine Klage gegen den Landesentwicklungsplan eingereicht. Sie wollen die geplanten Abgrabungen nicht mehr hinnehmen.