Emmerich. Die Stadt Emmerich will das Gebäude am Grollschen Weg sanieren - weil es günstiger und planungsrechtlich schneller zu realisieren ist.
Eine Diskussion über den Fortgang des umfangreichen Sanierungsprojektes der Gesamtschule am Grollschen Weg wurde auf die Ratssitzung am 23. März vertagt. CDU und BGE wollten angesichts der enormen Investitionssumme von jetzt 17,4 Millionen Euro noch keine Entscheidung treffen. Sie wollen auch die Prüfung eines Neubaus als Alternative in ihre Überlegungen einbeziehen. Im Schulausschuss am Dienstagnachmittag wurde die Vorstellung des Projektes von der Tagesordnung genommen. Der Architekt Simon Gellert, der eine dreistündige Anfahrtszeit aus Aachen hatte, konnte unverrichteter Dinge wieder nach Hause fahren. Sein Tagessatz für den vergeudeten Tag: 800 bis 1000 Euro.
Architekt musste wieder fahren
Gellert hätte im Schulausschuss die bisher erarbeiteten Vorplanungen für einen Umbau anhand von Zeichnungen und Plänen vorgestellt. Auch hätte er eine Kostenschätzung anhand von Durchschnittswerten abgegeben. Eine präzise Kostenkalkulation soll dann bis zum Jahresende vorliegen.
Aber die Politik wollte diese Expertise an diesem Tag nicht hören. Simon Terhorst, Sachkundiger Bürger für die BGE, beantragte Beratungsbedarf und eine Absetzung des Punktes – Ende der Diskussion. Im später tagenden Hauptausschuss bemängelte der Fraktionsvorsitzende Joachim Sigmund, dass das Projekt noch nicht „entscheidungsreif“ sei und wichtige Informationen fehlen würden.
SPD ist entsetzt über weitere Verzögerungen
Gesprochen wurde im Schulausschuss aber trotzdem noch über das Projekt. Leonie Pawlak zeigte sich „entsetzt“ über die Vorgehensweise. Man habe bereits viel Zeit verloren und die Beschlüsse für eine Sanierung seien bereits getroffen worden. Jede Zeitverzögerung würde auf den Rücken der Kinder ausgetragen. „Es sollte am Grollschen Weg jetzt zügig vorangehen“, sagte sie.
Steigende Kosten
Das Architekturbüro Hausmann aus Aachen setzt die Sanierungskosten für das Gebäude am Grollschen Weg mit 17,4 Millionen Euro an. Im Jahr 2016 belief sich die Grobkostenplanung noch auf elf Millionen Euro.
Nicht eingepreist sind zusätzliche Kosten für die Bauausführung im laufenden Betrieb sowie für Interims- und Ausweichlösungen, um den Unterricht in der Sanierungszeit gewährleisten zu können. Diese Kosten für Containerlösungen würden dann später genannt.
Der CDU-Fraktionschef Matthias Reintjes wollte den Vorwurf nicht gelten lassen, dass die Politik jetzt für eine Zeitverzögerung verantwortlich sein soll: Bei einer Investitionssumme vor gut 20 Millionen Euro müsse man noch einmal in Ruhe darüber nachdenken dürfen. Die neue Kostenschätzung liege schließlich erst seit ein paar Tagen vor. Außerdem ärgerte sich Reintjes darüber, dass diese Diskussion zwei Wochen nach der Verabschiedung des städtischen Haushaltes erfolgen. Diese Diskussion hätte man früher führen müssen, so Reintjes: „Ich habe den Eindruck, dass in Emmerich etwas übers Knie gebrochen werden soll, was man besser nicht tun sollte“.
Verwaltung will nicht unnötig viel Zeit vergeuden
Ein sichtlich genervter Beigeordneter Stefan Wachs erläuterte noch einmal, was auf dem Spiel steht. Es gehe darum, die so genannte „Leistungsphase 3“ anzuschieben. In dieser Phase werden konkretere Planungen erarbeitet und eine präzise Kostenschätzung ermittelt. Diese würde dann zum Jahresende vorliegen. Danach könnte die Politik immer noch entscheiden, ob eine Sanierung oder ein Neubau des Gebäudes am Grollschen Weg sinnvoll ist. Wachs plädierte im Hauptausschuss dafür, die weiteren Planungsschritte jetzt einzuleiten, damit nicht „unnötig viel Zeit ins Land geht.“
Es gebe auch eine „ökonomische Notwendigkeit“ für eine schnelle Entwicklung. Die Baukostenpreise würden weiter steigen. Wachs wies darauf hin, dass ein Neubau auf jeden Fall fünf Millionen Euro teurer sei als eine Sanierung.
Alternativen können nicht so schnell berechnet werden
Die von der BGE geforderte Lebenszyklusberechnung – also eine Berechnung ob auf 25 Jahren gesehen ein Neubau oder eine saniertes Gebäude günstiger ist – könne die Verwaltung nicht innerhalb von zwei Wochen bis zur Ratssitzung vortragen. Dazu müsse man externen Sachverstand einschalten, so Wachs. Sollte sich der Rat für einen Neubau entscheiden, hätte dies für die zeitlichen Abläufe enorme folgen. Denn dann müsste für dieses Gebiet ein neuer Bebauungsplan erarbeitet werden. Dies würde bedeuten, dass auch sämtliche jetzt geltenden Richtwerte eingehalten werden müssen - vom Emissionsschutzgesetz bis zu den Regelungen für die Bahn, die sich in unmittelbarer Nähe befindet. „Die Wahrscheinlichkeit für den Neubau wird dann immer geringer“, so Wachs.
Manfred Mölder ärgerte sich über die BGE: Man sollte das wichtige Projekt jetzt nicht wegen „Schräubchenkunde“ auf den Sankt Nimmerleinstag schieben. Auch die Grünen sahen keinen Sinn in eine weitere Aufschiebung des Vorhabens.
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