Rees. Daheim in Eritrea war Leul Berhe Betriebswirtschaftsmanager, bat dann mit Familie hier um Asyl - und ist jetzt Schweißer in Haldern.
Daheim in Eritrea arbeitete Leul Berhe als Betriebswirtschaftsmanager. Dann bat er hier um Asyl, kam mit Ehefrau und vier Kindern nach Emmerich. Jetzt arbeitet der 42-Jährige bei Bollmann Metalltechnik im Halderner Gewerbegebiet bei Rees, und zwar als Schweißer. „Wir wollen ihn nicht mehr missen", ist Christian Bollmann mehr als zufrieden mit dem neuen Mitarbeiter. Denn Berhe mache nicht nur einen super Job. „Er passt auch als Kollege prima in unser Team", sagt Bollmann.
Seit Jahren laufen die Geschäfte des Unternehmens bestens. Kein Wunder, dass der Betrieb händeringend gute Mitarbeiter sucht. „Deshalb haben wir im März an der Job 4 U-Börse im Bürgerhaus teilgenommen", erzählt Bollmann, der das Unternehmen gemeinsam mit Sebastian Hegmann führt. Am Stand sei dann plötzlich Leul Berhe mit einigen Freunden gewesen und hatte gefragt, ob er nicht als Schweißer anfangen könnte.
Er macht einen tollen Job
Am nächsten Tag war der Mann aus Eritrea in Haldern, arbeitete zwei Tage zur Probe. „Er war richtig gut. Wir wollten ihn haben", erzählt Bollmann. Bis es ums Geld ging. „Er bat um einen Stundenlohn von 24 Euro", bekam der verdutzte Halderner zu hören. Der diesen Lohn eines Facharbeiters erst mal nicht zahlen wollte. Und dem Schweißer mit auf den Weg gab, dass er sich beim Job Center diesbezüglich melden werde. Denn wenn er nicht berufstätig wäre, also nichts täte, hatte Berhe gemeint, würde er vom Job Center gut 3000 Euro kriegen.
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Wegen der vielen Arbeit hatte der Chef noch nicht in Kleve angerufen. Doch schon zwei Tage später kam der Mann von der afrikanischen Ostküste unerwartet zurück zur Firma. Und wollte den Job, auch für das angebotene Gehalt. „Wir hatten dann vereinbart, dass er vier Wochen auf Probe bleiben könnte und sie anschließend noch mal über den Lohn sprechen werden", schmunzelt der Chef im Nachhinein. Denn exakt auf den Tag genau einen Monat später stand Berhe wieder bei ihm im Büro. „Wir haben einen Euro ‘drauf gelegt. Seitdem ist er unser Mann fürs Schweißen. Und der Kollege macht einen tollen Job, ist akkurat und überpünktlich", freuen sich die beiden Chefs.
Neue Halle soll mehr Arbeitsplätze schaffen
Der Metallbauer, der zum Beispiel Treppen und Balkone aus Edelstahl und Aluminium-Überdachungen in Haldern weitestgehend zusammensetzt und dann zu Baustellen im Umkreis von gut 100 Kilometern bringt, ist mit der Auftragslage mehr als zufrieden. Und würde auch neue Jobs schaffen, wenn es der Platz in der Montagehalle im Hollerfeld hergeben würde. Das könnte aber schon in absehbarer Zeit geschehen.
Denn mittlerweile gehört der Firma, die zuletzt etwa 1,9 Millionen Euro Umsatz gemacht hat, ein benachbartes Grundstück. Dort soll eine neue, 40 mal 20 Meter große Montagehalle entstehen. „In einigen Tagen bekommen wir von unserem Architekten einen ersten Entwurf, wie sie aussehen soll", freut sich Bollmann über das Tempo. In nächster Zeit geht es an den Bauantrag. Mit Fertigstellung der Halle, so die Geschäftsführung, könnten zu den bislang 20 Mitarbeitern weitere Fachleute eingestellt werden.
Mit Stapler-Führerschein hat's noch nicht geklappt
Unterdessen sollte Leul Berhe zu seinem Schweißer-Zertifikat einen Stapler-Führerschein machen. „Das hat im theoretischen Teil der Prüfung wohl wegen der mangelnden Deutsch-Kenntnisse leider nicht geklappt", bedauert Christian Bollmann. Der aber die Hoffnung nicht aufgibt, dass es bei einem zweiten Versuch doch noch gelingen könnte.