Emmerich-Hüthum. 44 Prozent der Emmericher kaufen immer oder häufig biologisch angebaute Lebensmittel. Die NRZ besuchte deshalb die Bioland Gärtnerei Voorthuysen.

Immerhin 44 Prozent der Befragten geben beim NRZ-Bürgerbarometer an, immer oder häufig (Stufe 1+2) biologisch angebaute Lebensmittel zu kaufen. Weitere 28 Prozent geben den Mittelwert 3 an. Einer, der weiß, wie es um das grüne Gewissen der Kunden tatsächlich aussieht, ist Ludger Wittenhorst. Er betreibt mit seinem Bruder Werner die bereits 1986 gegründete Bioland Gärtnerei Voorthuysen. Ihre biologisch angebauten Salate und Co. kaufen viele Emmericher regelmäßig auf dem Wochenmarkt bei dem häufiger Strohhut tragenden Ludger Wittenhorst.

Als Werner Wittenhorst 1986, lange vor jeglichen Bio-Trends, den Betrieb gründete, war es schon ein Experiment, ein Risiko, auf Bio-Produkte zu setzen. Sie wollten als Marktgärtnerei vor Ort anbauen, an den Endverbraucher verkaufen und nicht an den Großhandel. An der Straße Voorthuysen in Hüthum stehen die Gewächshäuser, die eine Anbaufläche von 2500 m2 vorhalten. Angrenzend die genau so große Freilandfläche.

Salate, Kräuter, Mangold und Co. aus Hüthum

Aber es ist ein Pachtbetrieb. Vor einigen Jahren kündigte Vermieter Heiner van Bebber zwei Hektar Fläche auf, die er selbst für seinen Spargelanbau benötigte: „Altersbedingt passte das aber ganz gut. So konnten wir die Palette etwas zurückfahren. Wir machen noch viel Handarbeit und weniger mit Maschinen“, sagt Ludger Wittenhorst.

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Salate, Kräuter, Bohnen, Mangold oder auch Spinat bauen die Wittenhorsts selbst an. Viele weitere Frischwaren werden von Partnern der Region geliefert. Bereits seit 1988 bezieht die Bioland Gärtnerei Voorthuysen Feldgemüse wie Möhren oder Kohl sowie Kartoffeln von Finkes Hof in Borken. „Einmal die Woche findet ein Austausch statt“, sagt Wittenhorst. Obst wie Äpfel und Birnen kommen aus Lobith. Alles weitere stammt aus dem Naturkost-Großhandel.

Wittenhorst isst sein Gemüse weiterhin saisonal

„Früher waren wir strenger. Da haben wir nur saisonal verkauft“, erinnert Wittenhorst. Da gab’s halt Grünkohl und Porree im Winter. Heute sei der Kunde eine ganzjährige Verfügbarkeit gewöhnt. „Wenn der Kunde mich im Winter fragt, wie die Tomaten schmecken, dann muss ich sagen: ‘Ich weiß es nicht.’ Ich esse weiterhin nur saisonal das Gemüse.“

Montags werden die Abo-Kisten gepackt, die dienstags in Emmerich und Rees ausgeliefert werden. Ludger Wittenhorst ist schon seit vielen Jahren als Bio-Gärtner aktiv.
Montags werden die Abo-Kisten gepackt, die dienstags in Emmerich und Rees ausgeliefert werden. Ludger Wittenhorst ist schon seit vielen Jahren als Bio-Gärtner aktiv. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Da Wittenhorst schon so lange im Geschäft ist, kennt er die Entwicklungen. Treten besondere Situationen auf, wie jetzt die Corona-Pandemie, die die Menschen womöglich dazu bewegen, wieder mehr darauf zu gucken, was es vor Ort gibt, dann beteuern viele Bürger auch, mehr auf biologisch angebaute Ware vor Ort zu setzen: „Viele bekunden ihr Interesse, aber längst nicht so viele kaufen dann auch Bio-Produkte.“ Das schlechte Gewissen nage eine Weile, dann komme der Trott zurück. Beim ersten Corona-Lockdown kamen anfangs auch mehr Kunden zu ihren Markt-Ständen. Vermutlich jetzt im November auch wieder. Aber ein andauernd hoher Trend werde dies deshalb noch nicht.

Abo-Kisten schon seit 25 Jahren

Schon vor 25 Jahren hat die Bioland-Gärtnerei Voorthuysen etwas eingeführt, dass heutzutage immer mehr zum Trend wird: Abo-Kisten. Der Gemüse-Hersteller liefert zusammengestellte Kisten direkt an die Tür. „Anfangs haben wir nur in Elten ausgeliefert, als wir dort nicht mehr auf dem Markt vertreten waren. Aktuell liefern wird dienstags etwa 35 Kisten in Emmerich und Rees aus und freitags 20 Kisten in Elten. In der Corona-Zeit ist die Nachfrage hier durchaus gestiegen“, verrät der 58-Jährige.

Mittwochs und samstags steht Wittenhorst auf dem Wochenmarkt in Emmerich, donnerstags auf dem Riswicker Bauernmarkt in Kellen, samstags steht Werner Wittenhorst auch auf dem Markt an der Linde in Kellen. Einen Hofverkauf gibt es nicht.

Weitere Infos gibt es unter www.bioland-gartnerei-voorthuysen.de. Hier findet man auch den Bestellschein für die Abo-Kiste. Hier können auch weitere Details zur Personenzahl, Obst, Kartoffeln, Eier, was gern gegessen wird und was nicht gewünscht wird. Abgerechnet wird je nach Füllung wie auf dem Markt – plus eine Liefergebühr von 1,50 Euro.

>> Auswertung der Befragungen

Wir haben weitere ökologische Aspekte aus dem Einkaufsverhalten im Alltag erfragt. Auffällig ist, dass vor allem ein Aspekt bei den Emmerichern wirklich angekommen ist: 84 % nehmen immer zum Einkaufen eine eigene Tasche mit und müssen so keine Plastiktüte kaufen. Weitere zehn Prozent machen dies häufig (Stufe 2). Im Städte-Vergleich im NRZ-Verbreitungsgebiet liegt Emmerich damit auf Platz 1 knapp vor Moers (93 Prozent in Stufe 1+2). Eine Altersklasse in Emmerich ragt hervor: Alle Befragten der 60- bis 69-Jährigen gaben an, die eigene Tasche immer dabei zu haben.

Dass die öffentlichen Verkehrsmittel von 67 Prozent nie genutzt werden, überrascht auch nicht. Das ÖPNV-Angebot ist im ländlichen Emmerich schlichtweg unzureichend. Großstädter sind da ganz anderes gewohnt. Während in Düsseldorf 46 Prozent den ÖPNV nutzen, liegt Emmerich mit 9 % ähnlich wie Kleve (7 %) und Dinslaken (8 %). Einigermaßen akzeptabel sind die Werte nur bei den 14- bis 19-Jährigen mit einem Durchschnitt von 2,7 auf der Scala. Ansonsten liegen die Werte immer über einem Schnitt von 4,4 von 5.

Für Kurzstrecken verzichten schon viele aufs Auto

Der SB58 fährt von Emmerich über Kleve nach Nimwegen. Insgesamt ist die ÖPNV-Lage in Emmerich aber nicht so attraktiv, wie das NRZ-Bürgerbarometer erneut belegt.
Der SB58 fährt von Emmerich über Kleve nach Nimwegen. Insgesamt ist die ÖPNV-Lage in Emmerich aber nicht so attraktiv, wie das NRZ-Bürgerbarometer erneut belegt. © Niklas Preuten

Beim Kleiderkauf gucken 17 Prozent genauer auf die umweltverträgliche Herstellung; weitere 19 Prozent geben Stufe 2 an. 19 Prozent achten aber auch überhaupt nicht darauf. Bei biologisch abbaubaren Reinigungsmitteln wird etwas genauer hingesehen: Hier gibt die Hälfte die Stufen 1 (25 %) und 2 (26%) an.

Der Verzicht aufs Auto für Kurzstrecken hat in Emmerich auch schon ein gewisses Gewicht: 32 Prozent verzichten für solche Strecken immer, weitere 19 Prozent häufig. Und das bei zehn Prozent, die gar kein Auto besitzen.

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