Emmerich/Kleve. Sanierung der Rheinbrücke Emmerich dauert ein Jahr länger und wird wahrscheinlich fünf Millionen Euro teurer. Sperrung von Freitag bis Montag.

Seit Januar 2019 müssen sich die Verkehrsteilnehmer mit verkehrlichen Einschränkungen an der Rheinbrücke Emmerich arrangieren. Und sie werden es noch länger tun müssen, als es bisher geplant war. „Die Sanierung wird etwa ein Jahr länger dauern“, erklärt Diplom-Ingenieur Stephan Huth. Also bis Ende 2022, Anfang 2023, soweit es keinen „sibirischen Winter“ gebe. Der Projektleiter bei Straßen NRW stellt sich zudem auf höhere Kosten ein. Ging man bisher von knapp 30 Millionen Euro für die große Sanierung der längsten Hängebrücke Deutschlands aus, so seien nun rund fünf Millionen Euro hinzu zu rechnen.

Warum? Es sind Probleme an den Haupttragekabeln festgestellt worden: „Die Ummantelungen sind derart porös, dass Wasser eingedrungen ist“, schildert Huth. Dies hatte zur Folge, dass die Ummantelung des 1200 Meter langen aus 62 Einzelseilen bestehenden Kabels entfernt werden musste. Das Haupttragekabel selbst wurde sandgestrahlt, um es dann neu beschichten zu können. „Das ist zeitraubend und auch nicht bei jedem Wetter durchzuführen“, schildert Huth.

Abwarten, was sich auf der Unterstromseite noch ergibt

Stephan Huth ist der Projektleiter von Straßen NRW für die Sanierung der Rheinbrücke Emmerich.
Stephan Huth ist der Projektleiter von Straßen NRW für die Sanierung der Rheinbrücke Emmerich. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Aktuell arbeitet Straßen NRW auf der Oberstromseite, also jene, die man von der Emmericher Promenade aus sehen kann. Diese Seite wird nun wohl erst im Frühjahr 2021 fertig saniert sein. Es bleibe abzuwarten, was die Sanierungsarbeiten auf der Unterstromseite ergeben. Auch hier könnte das Haupttragekabel Wasser gezogen haben. In dem Fall würde Straßen NRW vielleicht von den Erfahrungen auf der Oberstromseite profitieren und etwas schneller voran kommen.

Die Mehrkosten von fünf Millionen Euro sind als vorsichtige Schätzung zu werten. Der Bund habe die Mittel jedenfalls gebilligt. Im ersten Bauabschnitt der Sanierung geht es darum, die 200 Hängeseile auszutauschen. Im zweiten Abschnitt wird die Fahrbahn erneuert. Wer sich wundert, warum manchmal kaum Arbeiten zu sehen sind, es wird auch viel unterhalb der Brücke gewerkelt, was die Verkehrsteilnehmer nicht wahrnehmen.

20.000 Fahrzeuge pro Tag kommen über die Rheinbrücke

Insgesamt ist Stephan Huth mit der Maßnahme zufrieden. Die Brücke werde nach Abschluss der Sanierung wie neu sein.

Straßen NRW geht von täglich 20.000 Fahrzeugen aus, die die „Golden Gate Bridge“ von Emmerich überqueren. Das ist eine Steigerung. Denn als die Bauarbeiten starteten wurden noch 17.000 Fahrzeuge pro Tag genannt. Die Rheinbrücke wurde am 3. September 1965 eröffnet. Die aktuelle Sanierung ist die größte jemals durchgeführte. Wenn Straßen NRW in Emmerich fertig ist, wird die Rheinbrücke von Rees nach Kalkar ins Visier genommen.

>> Obacht! Sperrung am Freitag schon um 17 Uhr

Ab Freitag, 6. November, wird der Verkehr auf der Rheinbrücke ruhen müssen. Von Freitag, 17 Uhr, bis Montag, 9. November, 5 Uhr, wird die Brücke für den Autoverkehr gesperrt; Radfahrer und Fußgänger können weiterhin passieren. Die Umleitung erfolgt über die Reeser Brücke.

Durch die Nutzung von jeweils einer Fahrspur haben sich kleinere Schlaglöcher gebildet, die noch vor dem Winter saniert werden sollten, bevor es schlimmer wird. Eigentlich waren für 2020 keine Brückensperrungen vorgesehen.

[In unserem lokalen Newsletter berichten wir jeden Abend aus Emmerich, Rees und Isselburg. Den E-Mail-Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen.]