Emmerich/Kleve. Die 7-Tage-Inzidenz wird offiziell nur für den Kreis Kleve ausgewiesen. Wir haben die aktuellen Werte für Kleve, Emmerich und Goch ermittelt.

Die Zahl der Coronavirus-Neuinfektionen steigt seit Tagen an – der Kreis Kleve hat den Inzidenzwert von 100 bereits deutlich überschritten.

Alle Städte und Kreise in Nordrhein-Westfalen liegen mit Blick auf die 7-Tage-Inzidenz bereits bei mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen.

Für kreisfreie Städte wird jeden Tag eine eigene 7-Tage-Inzidenz ermittelt, bei kreisangehörigen Städten wird hingegen nur der Wert für den gesamten Landkreis offiziell von den Gesundheitsämtern oder dem Landeszentrum Gesundheit (LGZ) ermittelt und veröffentlicht.

Dieser Wert soll die Corona-Entwicklung bundesweit vergleichbar machen und ist Grundlage für schärfere Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Krankheit. Erste Maßnahmen greifen in Nordrhein-Westfalen ab einem Wert von 35, noch strenger sind die Regelungen ab einem Wert von 50.

So lässt sich die 7-Tage-Inzidenz berechnen

Doch wie sieht die Lage in den einzelnen Städten im Kreis Kleve aus? Darüber machen die Behörden keine direkten Angaben – die 7-Tage-Inzidenz lässt sich dennoch nachvollziehen. Um die 7-Tage-Inzidenz zu berechnen, muss man die Zahl der Neuinfektionen der vergangenen sieben Tage addieren. Den Wert teilt man durch die Einwohnerzahl einer Stadt oder eines Kreises und multipliziert das Ergebnis mit 100.000.

Für Kleve, Goch und Emmerich - also die drei größten Städte im nördlichen Teil des Kreis - stellen wir diese Rechnung an dieser Stelle auf. Die Einwohnerzahlen beruhen dabei auf den Angaben des Kreises (Stand 30.06.2018), genauso wie die Übersicht über die täglichen Neuinfektionen. Die aktuellen Werte (28. Oktober bis 3. November) unterscheiden sich teilweise deutlich von dem des Kreises:

  • In Emmerich (30.775 Einwohner) kamen in diesem Zeitraum insgesamt 50 Neuinfektionen hinzu. Das ergibt einen Inzidenzwert von 162,4. Wäre Emmerich also eine kreisfreie Stadt, läge sie weit über dem kritischen Grenzwert.
  • In Kleve (51.426 Einwohner) kamen in diesem Zeitraum 56 Neuinfektionen hinzu. Das ergibt einen Inzidenzwert von 108,8 – auch Kleve hätte also den kritischen Wert bereits deutlich übertroffen.
  • Goch (33.804 Einwohner) hatte in diesem Zeitraum 34 Neuinfektionen und damit eine Inzidenz von 100,5 – die Stadt liegt also aktuell ebenfalls über dem strengen 50er-Grenzwert.

Das sagt der Kreis Kleve

„Generell kann beobachtet werden, dass die Anzahl der Infektionen derzeit auf Kreis-, Landes- und Bundesebene ansteigen. Das anhaltende Infektionsgeschehen im Kreis Kleve allgemein und in der Kommune Emmerich am Rhein wird vom Gesundheitsamt ernst genommen“, heißt es auf NRZ-Nachfrage von Kreissprecher Jürgen Pastoors.

Kreisweit sind 157 Infektionen der kritische Wert

Im Kreis Kleve wird ab 157 Infektionen innerhalb der letzten sieben Tage der Wert von 50 Infektionen pro 100.000 Einwohnern überschritten. Anhand der Gesamtzahl der aktuellen Infektionen sei erkennbar, dass auch in weiteren Kommunen des Kreises Kleve die Infektionszahlen zurzeit ansteigen. Grundsätzlich sei es theoretisch möglich, dass ein größeres Ausbruchsgeschehen in einer Kommune die 7-Tages-Inzidenz eines gesamten Kreises beeinflussen kann.

Es gibt nicht den einen größeren Ausbruch in Emmerich

Speziell in Emmerich handelt es sich nicht um einen größeren Ausbruch, beispielsweise in einer Schulklasse oder innerhalb einer Familie. Von den zurzeit Infizierten wohnen jedoch 3 x 2 Personen in einem Haushalt.

Die Frage stellt sich, ob auch lokale Maßnahmen in den einzelnen Kommunen getroffen werden können? Paragraf 15a Corona-Schutz-Verordnung sieht eine regionale Anpassung der Maßnahmen an das Infektionsgeschehen vor. § 15a CoronaSchVO ist jedoch auf einen gesamten Kreis beziehungsweise eine kreisfreie Stadt anzuwenden und nicht auf eine einzelne kreisangehörige Kommune.

Emmericher Ordnungsamt könnte zusätzliche lokale Maßnahmen anordnen

„Unabhängig davon könnte das Ordnungsamt der Stadt Emmerich am Rhein als zuständige örtliche Ordnungsbehörde im Sinne von § 28 des Infektionsschutzgesetzes eine Allgemeinverfügung mit weiteren lokalen Maßnahmen erlassen“, heißt es von Seiten des Kreis Kleve.

Das Gesundheitsamt des Kreis Kleve empfiehlt neben den Empfehlungen des RKI eine Reduzierung der privaten Kontakte, da eine Vielzahl der Infektionen im privaten Bereich stattfinden. „Des Weiteren möchte das Gesundheitsamt auf die Erweiterung der AHA-Regel auf die AHA-L-Regel hinweisen. Das L steht für das Lüften“, so Jürgen Pastoors.

[In unserem lokalen Newsletter berichten wir jeden Abend aus Emmerich, Rees und Isselburg. Den E-Mail-Newsletter können Sie hier kostenlos bestellen.]