Millingen. Die Möbelbranche boomt in Zeiten von Corona. Das hat auch Vierhaus aus Rees zu spüren bekommen, Kunden müssen länger auf einen Tisch warten.

Endlich mal den Keller aufräumen, den Garten neu gestalten oder das Wohnzimmer renovieren. Viele haben die Zeit während der Corona-Pandemie genutzt, um ihr Eigenheim zu verschönern. „Das ist ein altes Phänomen“, weiß Arndt Vierhaus, Geschäftsführer des Möbelunternehmens Vierhaus aus Rees. „Bei einer konjunkturellen Schwäche steigt die Nachfrage nach Möbeln.“ Cocooning lautet der Fachbegriff und meint wortwörtlich das Verpuppen, sich also bei Krisen ins häusliche Privatleben zurückzuziehen. Und dort will man sich wohlfühlen, also muss auch schon mal ein neues Sofa oder ein schicker Tisch her.

Den Trend haben Baumärkte und die Möbelindustrie in den vergangenen Monaten zu spüren bekommen. Bei ihnen sei es ebenfalls „außergewöhnlich gut gelaufen“, sagt Vierhaus. Dabei betraf der Corona-Lockdown auch das Millinger Unternehmen, erst Mitte Mai waren nach vorübergehender Kurzarbeit wieder alle Mitarbeiter voll im Einsatz und konnten mit der Produktion weitermachen. Dazu kamen Lieferverzögerungen von Materialien wie Holz oder Furnieren.

Produktion von Infektionsschutzmöbeln

Und so müssen Kunden derzeit statt 30 bis 35 noch immer 40 bis 45 Tage auf einen Tisch warten. Erst Ende Oktober könnte sich die Lieferzeit wieder auf das Niveau der Zeit vor Corona einpendeln, schätzt Vierhaus. Das im Lockdown entstandene Minus ist dagegen schon wieder ausgeglichen. Zurückzuführen sei das unter anderem auf die große Nachfrage nach Möbeln, vor allem der etwas höheren Preisklasse. Aber auch auf die Erweiterung der firmeneigenen Produktpalette.

Bereits zu Beginn der Corona-Pandemie hatten Vierhaus und sein Team begonnen, Infektionsschutzmöbel für Theken, Tisch und Türen sowie Hygieneprodukte wie Masken, Visiere und Desinfektionsmittel zu entwickeln. Mitte April wurde Vierhaus Prevent gegründet, der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. „Wir haben überproportional viel zu tun gehabt“, so Vierhaus. Und auch in Zukunft will die Firma weiter in der Kunststoffverarbeitung expandieren, plant daher in spezielle Maschinen zu investieren.

Eröffnen eines neuen Geschäftsfeldes

Denn, da ist Vierhaus sich sicher: „Corona wird uns länger begleiten.“ Wo derzeit in Supermärkten noch provisorische Folien hängen, wird es irgendwann auch professionellen Infektionsschutz geben. Da ist er sich sicher. Gleiches gilt für den öffentlichen Bereich wie Schulen oder Behörden. Den Bedarf will die Firma abdecken können, darüber hinaus aber auch andere Produkte aus Kunststoff herstellen. „Wir haben sehr gute Rohstoffquellen“, sagt Vierhaus. So gut sogar, dass das Unternehmen selbst zum Rohstoffhändler geworden ist.

Während andere Unternehmen schwere Umsatzeinbußen in der Corona-Pandemie verzeichnen mussten, lief es für Vierhaus in der Corona-Pandemie also richtig gut. Und das nicht nur wegen des allgemeinen Cocooning. Wobei Vierhaus selbst das auch ein wenig betrieben hat, wie er verrät: „Ich habe mir ein paar Kisten gekauft und zu Hause auch alles mal neu sortiert.“

>>> Produkte für Caravane

Vierhaus hat zwei Produktionsstandorte mit über 200 Mitarbeitern. In Millingen wird mit Holz und neuerdings auch mit Kunststoff gearbeitet, im niedersächsischen Uslar dagegen nur mit Metall.

Das Unternehmen fertigt auch verschiedene Mechaniken für Caravane her. Hierfür ist zurzeit ebenfalls viel zu tun, da die Campingbranche während der Corona-Pandemie einen Aufschwung erlebt hat.

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