Emmerich. Markus Elbers hat 2018 Ausgaben für den Bürgerverein getätigt. Ob er 4500 Euro sauber belegen kann, darüber gehen die Aussagen auseinander.

Beim Bürgerverein Emmerich gibt es Diskrepanzen bezüglich der Finanzen aus dem Jahr 2018. Konkret geht es um 4500 Euro. Der NRZ sind hierzu Mitte August anonym interne Unterlagen zugespielt worden. In der Folge hat die NRZ mit fünf Vorstandsmitgliedern mehrfach telefoniert. Gelöst scheint das Problem nicht. Markus Elbers, 2. Direktor des Vereins, steht in der Kritik.

Im Januar 2018 hat Markus Elbers vom Konto des Bürgervereins 4500 Euro abgehoben. Niemand denkt daran, dass das langjährige Vorstandsmitglied das Geld in die eigene Tasche gesteckt hat. Aber er konnte für die Ausgaben im Karneval keine Belege vorlegen.

Wesentlicher Verstoß gegen den Grundsatz der ordnungsgemäßen Buchführung

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Mitte 2018 ist Michael Lommen, Steuerberater in Emmerich, mit der Kassenführung des Vereins beauftragt worden. Und ihm fielen die fehlenden Belege auf. Doch Markus Elbers legte nur ein Auflistung vor: 1600 Euro für Musik, 500 Euro für Tröters, 350 Euro Wurfmaterial Tulpensonntag, 150 Euro Traktor und 400 Euro Zugbegleiter werden aufgeführt. Zusammen: 3000 Euro. Unterschrieben von Elbers. Keine Belege. Über die fehlenden 1500 Euro machte Elbers keine Angaben. Auf Nachfrage von Lommen soll Elbers immer nur erklärt haben, dass die Ausgaben vom Vorstand genehmigt wurden.

Die fehlenden Belege werden auch von Kassenprüfer Gregor Tück bemängelt. Dies geht aus einem Entwurf der Kassenprüfung 2018 hervor, der als interne Arbeitsnotiz der NRZ ebenfalls vorliegt. Zitat: „Dies ist ein wesentlicher Verstoß (das Wort „gegen“ fehlt an dieser Stelle) den Grundsatz der ordnungsgemäßen Buchführung. Dieser Umstand wiegt umso schwerer, da von Seiten der Kassenprüfung das Thema unzureichender Belegnachweise in der Vergangenheit mehrfach hingewiesen wurde.“

Steuerberater Lommen lässt Vorgang vom Anwalt prüfen

Ferner liegt der NRZ ein Brief vor, den Lommen an eine Anwaltskanzlei schrieb. Ziel: Zivilrechtlich und strafrechtlich sollte der genannte Vorgang geprüft werden. Ob gegebenenfalls Rückforderungen an Markus Elbers gestellt werden müssten. Hierbei stellt sich die Frage, ob ansonsten der ganze Vorstand in die Mitverantwortung gerät.

Die NRZ sprach als erstes mit Michael Lommen. Er bestätigt, dass die beschriebenen Abläufe richtig sind. Die Ehrlichkeit hat sicher auch damit zu tun, dass er als Steuerberater um seinen guten Ruf beim Finanzamt Kleve fürchten müsste. Ein Auge zudrücken, das geht nicht als Steuerberater.

Markus Elbers: „Das stimmt nicht. Die Belege liegen vor.“

Das Thema zieht sich schon einige Monate hin, denn die Mitgliederversammlung des Bürgervereins ist coronabedingt bis jetzt verschoben worden. Lommen ist ob der unklaren Finanzlage eigentlich schon im Frühjahr zurückgetreten, auch um nicht in die Mitverantwortung zu geraten, hat sich aber bereit erklärt, bis zur Kassenprüfung weiter zu machen.

Dann rief die NRZ Markus Elbers an, der für die CDU auch im Emmericher Rat sitzt und erneut kandidiert. Das Gespräch fand am 25. August statt. Ein Tag vor dem Termin der Kassenprüfung. Der Banker (Deutsche Bank) sagte zu den Vorwürfen: „Das stimmt nicht. Die Belege liegen vor.“ Und diese würde er nach der Kassenprüfung auch der NRZ vorlegen.

Ist die Kasse 2018 wirklich geprüft?

Kurz darauf meldete sich Freddy Heinzel zurück. Der Generalkonsul der Niederlande in Kleve ist der Direktor des Bürgervereins. Überrascht, dass dieses Thema öffentlich wurde, sagte er nur: „Ich möchte keinen Kommentar zu anonym zugespielten Informationen geben. Ich warte formal das Kassenprüfungsergebnis ab.“ Auch zu der Frage, ob der Vorstand diesen Finanzvorgang in dieser Form genehmigte, wie Elbers behauptet, sagt er nichts.

Am Morgen nach der Kassenprüfung hat die NRZ zunächst zwei Vorstandsmitglieder gesprochen, die nicht namentlich genannten werden wollen. Beide bestätigten, dass Elbers für die aufgelisteten 3000 Euro keine Belege vorgelegt habe. Für die fehlenden 1500 Euro habe es nun einen Beleg gegeben. Wobei sich schon die Frage aufdrängt, wo dieser Beleg anderthalb Jahre gewesen ist. „Die Kasse 2018 ist weiterhin offen“, sagte ein Vorstandsmitglied wörtlich.

Für Freddy Heinzel sind die Finanzvorgänge „hinreichend belegt“

Kurz darauf am Telefon sagte Markus Elbers: „Die Belege wurden vorgelegt. Die Kasse ist geprüft und in Ordnung.“ Diese Belege der NRZ vorlegen wollte Elbers nun nicht mehr. Auch auf den Hinweis, dass zwei Vorstandsmitglieder etwas anderes berichtet haben, blieb Elbers bei der Haltung: „Sie können den Kassenprüfer Gregor Tück ja anrufen.“ Das tat die NRZ. Doch dieser sagte: „Ich möchte mich nicht äußern und verweise an den Vorstand.“

Auch mit Freddy Heinzel sprach die NRZ erneut über die Kassenprüfung: „Für mich ist alles hinreichend belegt. Der Vorstand kommt am 2. September zusammen, um für Oktober eine Jahreshauptversammlung zu planen.“ Über Details der Kassenprüfung wollte Heinzel sich aus rechtlichen Gründen nicht äußern. Dies seien interne Vorgänge.

>> Folgt Paul Münchrath als Direktor auf Freddy Heinzel?

Das ganze Dilemma ist auch vom dem Hintergrund der anstehenden Vorstandswahlen zu sehen. Freddy Heinzel wird nach 17 Jahren als Direktor nicht erneut zur Wahl antreten. Es gibt einen potenziellen Nachfolger. Alle Vorstandsmitglieder – bis auf Markus Elbers – haben sich für Paul Münchrath ausgesprochen. Nach NRZ-Informationen könnte dieser den Bürgerverein Emmerich moderner aufstellen. Allerdings wird dafür die Klärung jeglicher finanziellen Unklarheiten wohl erforderlich sein. „Ich würde Paul Münchrath als neuen Vorsitzenden sehr begrüßen“, sagt Freddy Heinzel.

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