Rees. Susanne Schabio gibt ihren Laden Schuh-Chic in Rees auf. Die Entscheidung ist ihr nicht leicht gefallen, doch Corona ließ ihr keine andere Wahl.
Rote und gelbe Papierbahnen im Schaufenster verraten bereits, dass im Laden Schuh-Chic auf der Dellstraße in Rees bald Schluss ist. Nach kurzem Klopfen öffnet aber Chefin Susanne Schabio noch einmal die Eingangstür und gibt damit den Blick frei auf das geschäftige Treiben im Inneren. Sie und ihre Mitarbeiterinnen versehen die zahlreichen Schuhe und Accessoires mit neuen Preisschildern, räumen die vielen Kartons um. Kurz, bereiten alles für den großen Räumungsverkauf ab Donnerstag vor.
Dass sie in diesem Jahr ihren Laden schließen muss, kann Schabio selbst noch nicht richtig fassen. Immerhin ist sie selbst „im Schuhkarton groß geworden“, wie sie erzählt. Ihr Großvater hatte schon 1934 ein Schuhgeschäft in Millingen eröffnet, in dem auch ihre Eltern mitarbeiteten. Später gründete ihre Mutter eine Filiale auf der Wasserstraße in Rees. „Ich bin immer im Geschäft gewesen“, sagt die 54-Jährige. Kein Wunder also, dass sie selbst die Schuh-Fachschule besuchte und im Schuhhaus Olfen einstieg.
Corona hat das Kaufverhalten beeinflusst
Am 3. September 1999 wagte Schabio dann den Schritt in die Selbstständigkeit und eröffnete ihren eigenen Laden Schuh-Chic auf der Dellstraße. Jedes halbe Jahr fuhr sie zu Messen, um sich über die neusten Trends zu informieren und neue Ware einzukaufen. Die sie dann im Geschäft vielen Stammkunden, aber auch immer mehr Fahrradtouristen verkaufte. Höhepunkte waren die Jubiläen des Familienunternehmens, die 75 und 80 Jahre wurden groß gefeiert. Und für 2020 gab es eigentlich auch schon große Pläne.
„Ich wollte im Sommer alles renovieren“, erklärt Schabio. Denn nach 21 Jahren hätten Decke, Beleuchtung und Teppichboden neu gemacht werden müssen. „Aber in Corona-Zeiten muss man sich überlegen: Investiert man das oder investiert man das nicht?“ Also schaute sie zurück auf die vergangenen Monate, auf das veränderte Kaufverhalten der Kunden. „Viele scheuen sich durch die Maskenpflicht, shoppen zu gehen“, sagt sie. „Die Stadt ist leergefegt.“
Räumungsverkauf ab dem 3. September
Wann wieder ein Stück Normalität eintreten wird, kann zurzeit noch niemand sagen. Und eben jene Unsicherheit war Schabio einfach zu groß. Auch die Corona-Hilfen waren für sie keine Option, wie sie sagt: „Man weiß ja gerade noch gar nicht, wie und wann man die zurückzahlen muss.“ Also traf sie die Entscheidung, den Mietvertrag in diesem Jahr nicht zu verlängern und ab dem 3. September mit dem Räumungsverkauf zu beginnen. Auf den Tag genau nach 21 Jahren.
„Das ist die beste Lösung in der momentanen Situation“, sagt Schabio. So vernünftig das klingt, die emotionale Seite kann sie dann aber doch nicht so ganz verbergen. „Ich konnte mich wirklich in all den Jahren auf alle meine Mitarbeiter verlassen und möchte mich bei ihnen dafür bedanken.“ Und dann geht sie zurück zu ihren Kolleginnen, um mit ihnen alles für die letzten Tage des Ladens Schuh-Chic vorzubereiten.
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