Emmerich. Cemgile Suna (31) kandidiert für den Integrationsrat in Emmerich. Sollte sie gewählt werden, möchte sie sich besonders für die Bildung einsetzen.

Ihre Eltern sind Kurden aus dem Südosten der Türkei, nahe der syrischen Grenze. Sie sind geflohen und haben zunächst in der Schweiz um Asyl gebeten. „Das müssen schöne Jahre gewesen sein“, weiß Cemgile Suna aus den Erzählungen ihrer Eltern. Bestimmt auch deshalb, weil sie als erste von vier Töchtern dort in Solothurn geboren wurde. „Noch heute hat unsere Familie Kontakt zu den damaligen Nachbarn Paula und Robert.“

Nach drei Jahren in der Schweiz wurde die Familie abgeschoben. Es ging direkt nach Emmerich. Dort hat Suna die meisten ihrer 31 Lebensjahre verbracht. Zwischenstation war Dortmund, wo sie Soziale Arbeit studiert hat. Seit einem Jahr ist sie zurück in Emmerich und schreibt gerade an ihrer Bachelor-Arbeit. Das Thema „Ehrenmord“ kommt nicht von ungefähr. Vor vielen Jahren wurde ihre in Rees lebende Freundin von ihrem Zwillingsbruder umgebracht, weil sie schwanger war.

Bildung von Migrantenkindern

Ein guter Freund aus dem alevitischen Kulturverein habe ihr vorgeschlagen, für den Integrationsrat zu kandidieren. „Und ich möchte etwas beitragen, da ich die Arbeit für wichtig halte“, betont sie. Da die Familie in Emmerich fest verwurzelt sei und viele Bekannte und Freunde habe, „zähle ich auf deren Unterstützung bei den Wahlen“, hofft sie. Sollte sie gewählt werden, werde sie das Neue auf sich zukommen lassen.

Besonders am Herzen liegt ihr die Bildung von Migrantenkindern. Da hat sie ihre eigenen Erfahrungen machen müssen: „Zu meiner Zeit wurden wir gar nicht gefördert, und die Bildungsmöglichkeiten waren sehr begrenzt. Hätte ich auf meine Lehrer gehört, hätte ich maximal die mittlere Reife und danach eine Ausbildung gemacht.“ Auch sonst kenne sie die Probleme einer Migrantenfamilie sehr gut: „Als ältestes Kind musste ich immer mitgehen bei Arztbesuchen oder Behördengängen.“ Persönlicher Stellvertreter von Cemgile Suna ist Musa Toprak.

>>> Wahl des Integrationsrates

In Emmerich wird am 13. September in der Zeit von 8 bis 18 Uhr der Integrationsrat gewählt. Zum ersten Mal in der zehnjährigen Geschichte des Gremiums stellen sich keine Niederländer zur Wahl, die mit über 3600 Personen den größten Ausländeranteil in Emmerich ausmachen. Unter den elf Bewerbern um einen Sitz im Integrationsrat sind acht Frauen.

Gemäß § 27 Absatz 1 Satz 1 der Gemeindeordnung NRW ist in einer Gemeinde, in der mindestens 5000 ausländische Einwohner ihren Hauptwohnsitz haben, ein Integrationsrat zu bilden. Dabei ist auf die Zahl der melderechtlich erfassten ausländischen Einwohner abzustellen, die in der Gemeinde ihre Hauptwohnung haben.

Die Integrationsräte sind die politischen Repräsentationsgremien der Migrantinnen und Migranten auf kommunaler Ebene und werden von ihnen gewählt. Neben den gewählten Migrantenvertretern gehören dem Integrationsrat auch Ratsmitglieder an, die eine Verzahnung mit dem jeweiligen Rat gewährleisten.