Borghees. Die Nachbarschaft rund um den Elsepaßweg in Emmerich-Borghees hat einen eigenen Wikipedia-Eintrag – allerdings nur in niederländischer Sprache.
Die Stadt Emmerich hat im Laufe ihrer Geschichte viele Änderungen erleben müssen. Sie ist flächenmäßig und nach Einwohnern gewachsen. Das liegt sicherlich auch an den Eingemeindungen im Laufe des vergangenen Jahrhunderts.
Doch spätestens nach den Neuordnungen hat sich das Stadtgebiet seit nunmehr 45 Jahren nicht mehr geändert. Der Zusammenschluss der Stadt Emmerich mit den Gemeinden Borghees, Dornick, Hüthum, Klein-Netterden, Praest und Vrasselt erfolgte im Jahr 1969. Schließlich folgte im Jahr 1975 die Eingliederung der Gemeinde Elten.
Frühere selbstständige Gemeinden eingegliedert
„Die früher selbstständigen Gemeinden bestehen als Ortsteile der Stadt Emmerich am Rhein fort. Das historische Gebiet der Stadt Emmerich am Rhein gliedert sich in Altstadt, Leegmeer und Speelberg. Emmerich am Rhein umfasst neben dem historischen Stadtgebiet (Altstadt, Leegmeer, Speelberg) sieben Ortsteile“, heißt es dazu von offizieller Seite auf der städtischen Homepage.
Diese offizielle Verlautbarung wird dann auch landläufig so gerne publiziert, wenn es um Emmerich geht. Etwa auch in der freien Internet-Enzyklopädie Wikipedia. Zumindest in der deutschen und englischen Version. Denn beim Blick in die niederländisch-sprachige Wikipedia ergibt sich eine Überraschung.
Hinweise auf Bauernschaft Elze
Zunächst werden die zehn Emmericher Stadtteile aufgelistet. So weit, so gut. Doch dann kommt der Satz, der aufhorchen lässt: „Darüber hinaus gibt es noch die Nachbarschaft: Elsepaß.“ Eine Nachbarschaft oder Bauernschaft (im Niederländischen Buurtschap) wird praktisch in einem Atemzug mit den Ortsteilen genannt. Das verwundert – auch im Emmericher Rathaus. „Um es ganz klar zu sagen, Elsepaß ist kein Stadtteil“, stellt dann auch Stadtsprecher Tim Terhorst klar. Lediglich finden sich in den Archiven Hinweise auf eine Bauernschaft Elze, die an gleicher Stelle lag.
Besonders bemerkenswert: Nicht nur wird Elsepaß unter Emmerich erwähnt. Die so genannte Buurtschap hat sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag. Wohlgemerkt nur in niederländischer Sprache. Dort wird zunächst einmal die geografische Lage geschildert.
Darüber hinaus heißt es dort: „Es ist ein dünn besiedeltes Gebiet mit einer Waldstraße.“ „Einige Bauernhöfe“ und „eine Art Wohngebiet mit ungefähr fünfzig Häusern“, seien ebenfalls in dieser Nachbarschaft zu finden. Der Elsepaßgraben verlaufe weitgehend parallel zum Elsepaßweg und ende bei ‘s-Heerenberg im Grenzbach Die Wild.
User aus ‘s-Heerenberg hat Artikel erstellt
Wieso die Nachbarschaft rund um den Elsepaßweg in der niederländischen Wikipedia eine derart größere Rolle spielt als in der deutschen Variante, lässt sich nur erahnen. Aufgrund von Datenschutzrichtlinien wird der Ersteller des Artikels nicht genannt. Allerdings lässt sich nachvollziehen, dass der Wikipedia-Eintrag am 2. Oktober 2007 vom User ArnaudH eingestellt wurde. Bei Recherchen im Internet wird klar, dass es sich dabei um eine Person handelt, die nach eigener Aussage in ‘s-Heerenberg aufgewachsen ist.
Gleichwohl ist der Artikel im Laufe der vergangenen 13 Jahre von gleich mehreren Personen ergänzt, respektive verändert worden.
In wieweit die Bebauung rund um den Elsepaßweg es rechtfertigt, einen eigenen niederländischen Wikipedia-Eintrag zu haben, sei mal dahin gestellt. Beim Blick in Unterlagen ins deutsche Katasteramt wird deutlich, dass lediglich die Fläche rechts vom Elsepaßweg bei Fahrtrichtung Niederlande den Namen Elsepaß führt. Schon auf der anderen Seite des Elsepaßwegs lautet die Bezeichnung Huysacker.
>>>Die Erklärung zum Namen Elsepaßweg
Die Bezeichnung Elsepaßweg hat sicher mit der Familie Elze zu tun, die in Emmerich durch viele Hinweise bekannt ist. So steht es in Walter Axmachers Standardwerk „Straßen in Emmerich“. „Ein Ludekinus de Palude, Sohn des Gerardus, genannt van Else, kommt 1329 in einem Scheffenbrief vor. Zweifellos wohnten die Else im Bruch und haben von den Erlen, Elsen ihren Namen. Von der Mitte des 14. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts treten zahlreiche Familienmitglieder dieses Namens als Schöffen der Stadt Emmerich auf. Ein Kanoniker des Martinistiftes, Engelbert van Elze, ist im Oktober 1390 gestorben.
Im Adressbuch der Städte Emmerich – Rees – Elten mit den zugehörigen Landgemeinden, Ausgabe 1923, sind für Borghees keine Straßenbezeichnungen aufgeführt. Die Häuser und Höfe waren lediglich durchnummeriert. Wann in Borghees die Straßennamen entstanden sind, war bisher nicht zu ermitteln. Der am heutigen Elsepaßweg liegende Hof der Familie Berntsen trägt, in Anlehnung an die Flurbezeichnung, den Namen Gut Elsepaß.