Emmerich. Zum zweiten Mal kandidiert die Fraktionschefin der Grünen, Sabine Siebers (63), für das Amt der Bürgermeisterin. Sie setzt auf junge Wähler.
„Ahhh, Sie wollen zur Bürgermeisterin“, ruft der Nachbar über den Gartenzaun. Hier in der Ebertstraße weiß man um das Engagement der Nachbarin. Kein Wunder: Seit 33 Jahren lebt diese – „und das wirklich gern“ – in dem Reihenhaus an der ruhigen Seitenstraße. Mit Grün bewachsen ist der Anbau, schmetterlingsfreundlich gestaltet der Garten. „So wie es eigentlich überall selbstverständlich sein sollte“, sagt Sabine Siebers. Ebenso wie der barrierefreie Bau von Straßen und Häusern.
Sabine Siebers will es nochmal wissen. Mit 63 Jahren geht sie für die Grünen als einzige Frau in Emmerich für das Amt der Bürgermeisterin ins Rennen. Und das bereits zum zweiten Mal. Nachdem die Grünen bei der vergangenen Kommunalwahl keinen eigenen Kandidaten hatten, wagt die Juristin einen weiteren Versuch. Dabei habe es durchaus Anfragen anderer Kandidaten gegeben, ob die Grünen diesen nicht unterstützen können. „Doch dem habe ich ganz klar eine Absage erteilt“, so Siebers, die lieber selbst noch einmal in den Wahlkampf geht.
„Grün sein“ ist im Aufwind – auch in Emmerich
Die Zeichen stünden gesellschaftlich momentan auf Grün. „Vor allem auch bei der jungen Wählerschaft“, hat Siebers beobachtet, die quasi auf der Flucht der Mutter aus der DDR in einem Lager in Niedersachsen geboren wurde, und kurze Zeit später via Zuteilung nach Emmerich kam. So habe etwa die Fridays for Future-Bewegung dazu beigetragen, dass „Grün“ im Aufwind sei.
Sogar so sehr, dass auch immer mehr die anderen Parteien auf Themen der Grünen aufspringen. „Alle tun so, als seien sie auch schon immer grün gewesen“, sagt Siebers. Zumindest im Wahlkampf. Wenn es ernst wird, würde dann doch oft zurückgerudert. „Wir Grünen kämpfen für nachhaltigen Klima- und Umweltschutz bereits seit 1983.“
Mehr Bäume und weniger Leerstand für die Innenstadt
Kämpfen, etwas bewegen, das will Sabine Siebers auch in ihrer Heimat Emmerich. Die Hansestadt sei ganz klar bereit für die erste, grüne Bürgermeisterin. Und was würde diese dann gern angehen wollen? „Vor allem das Thema Innenstadt“, sagt Siebers. Diese sollte grüner werden. Wie? „Mit mehr Bäumen. Entsprechende Konzepte gibt es. Sie liegen in den Schubladen und müssen endlich umgesetzt werden“.
Kritisch sieht die Fraktionschefin der Grünen, die sich im Übrigen seit rund 22 Jahren politisch engagiert, das Sondervermögen Innenstadt. „Kleine Fraktionen können dabei gar nicht mitreden“, moniert sie. Für sie ist der Zustand der Innenstadt „katastrophal“. Vor allem im Hinblick auf den Leerstand. Stadtwohnungen, natürlich barrierefrei, würde sie hier gern realisieren. Denn der Bedarf nach behindertengerechtem Wohnraum ist da – und das nicht nur bei älteren Bürgern. Und der Leerstand wäre so gut gefüllt. „Und auch die Innenstadt wieder belebter“.
Ausbau der Radwege soll Menschen auf die Fiets bringen
Ein weiteres Thema, das Siebers voran bringen möchte: der Ausbau der Radwege. „Das Radwegesystem muss besser werden. Und auch der Zustand der Radwege verbessert werden“, so die Kandidatin der Grünen. Hier sei das Nachbarland schon viel weiter. „In den Niederlanden gibt es einen viel größeren Reiz aufs Rad zu steigen“, sagt Siebers. Diese sieht in einem Mehr an Radfahrern auch einen Teil der Lösung eines weiteren Problems: die Parkplatzsituation in der Innenstadt. „Wenn mehr mit dem Rad kommen, wird es auch hier eine Entspannung geben“. Von den Vorteilen der Einsparungen von CO2 ganz zu schweigen.
Sollte Siebers zur Bürgermeisterin gewählt werden, wird sie auch Chefin der Verwaltung. Für Siebers, die als als Rechtsanwaltin und Berufsbetreuerin arbeitet, sicherlich ein Umstand, dem sie gewachsen ist. Der Umgang mit Menschen, das Suchen nach Lösungen und auch die Bewältigung von Krisen gehören für sie zum Alltag. Ob sie letztlich auf dem Bürgermeister-Stuhl Platz nehmen wird, wird sie gespannt am Wahlabend gemeinsam mit ihrer Frau Erika Bergmann verfolgen. Bei ihrer ersten Kandidatur hat sie gleich zehn Prozent der Stimmen bekommen. „Und auch jetzt bekomme ich in Bezug auf meine Kandidatur viel positive Resonanz.“
Das Wahlprogramm: Kein Hochglanz, dafür in Türkisch und Polnisch zu haben
Als Verfechterin der Gesamtschule freut sich Siebers übrigens, dass sie eine Schülerfirma der Schule unterstützen kann. So werden kleine Seifen-Plättchen in Döschen mit der bekannten Sonnenblume der Grünen, hergestellt durch die Schülerfirma, als kleines Geschenk in Wahlkampfzeiten verteilt. Natürlich einem entsprechenden Wahlprogramm als Flyer. „Ohne Hochglanz, ganz schnörkellos und auch in Türkisch und Polnisch übersetzt“.
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Sollte es mit dem Einzug ins Rathaus als erste, grüne Bürgermeisterin nicht klappen, so wünscht sich Siebers aber vor allem noch eins: „Dass wir zumindest als Grünen dieses Mal mehr Sitze im Rat bekommen können.“ Bislang sitzen zwei Vertreter der Grünen im Rat der Stadt Emmerich, um für die Themen Umwelt, Teilhabe, Rassismus, bezahlbarer Wohnraum und Verkehr einzutreten.
AfD wird nicht unterstützt – „in keinsterweise“
Sollte es zu einer Stichwahl kommen, dann wisse sie ganz klar, welchen Kandidaten sie unterstützen würde. „Alle anderen sind für mich ein No-Go!“. Und, eines steht für Siebers und ihre Parteikollegen auch schon fest. Es wird auch weiterhin dabei bleiben: Die AfD werde von ihnen in keinsterweise unterstützt. „Egal um welche Anträge es geht, wir werden alles ablehnen.“
>>> Zur Person
Sabine Siebers ist 63 Jahre alt. Seit über 62 Jahren lebt sie in Emmerich. Die Rechtsanwältin und Berufsbetreuerin ist zweifache Mutter und hat eine Enkeltochter, die sie regelmäßig betreut. Seit vergangenem Jahr ist sie mit ihrer langjährigen Lebenspartnerin Erika Bergmann verheiratet. Seit 22 Jahren ist sie Mitglied der Grünen. Zunächst vertrat sie die Grünen im Bauausschuss, später dann auch im Rat. Derzeit ist die Fraktionsvorsitzende.