Rees. Bodo Wißen tritt bei der Kommunalwahl für die SPD an. Als neuer Bürgermeister von Rees hat er einiges vor – und setzt dabei auf Bürgernähe.
Ein heißer Sommertag, nur wenige Wochen vor der Kommunalwahl. Bodo Wißen sitzt entspannt in seinem Garten, trinkt ein kühles Wasser und spricht über seine Kandidatur für das Bürgermeisteramt in Rees. Er selbst beschreibt sich als Politiker, „der nicht so sehr die Probleme betont, sondern die Chancen sieht“. Und von denen schlummern hier viele, da ist er sich sicher.
Wie schön beispielsweise seine Heimatstadt ist, wird Wißen immer wieder beim Radeln über den Deich oder dem Rudern auf dem Reeser Meer bewusst. Idyllisch ist es hier, aber eben auch etwas verschlafen. „Wir haben zu viel Leerstand, zu wenig Gastronomie“, betont er. Das möchte er in Zukunft ändern und verweist auf andere Städte wie Moers, die es mit Hilfe eines Masterplans für die Innenstadt bereits geschafft haben.
Lebendigere Innenstadt
Besonders die Wirtschaftsförderung möchte Wißen in diesem Punkt noch stärker miteinbeziehen. Sie soll Jungunternehmer vom ersten Schritt an begleiten, soll ihnen bei schwierigen Behördengängen helfen oder die berühmte erste Garage zur Verfügung stellen. „Ich habe nicht die Lösung schlechthin“, gibt er ehrlich zu. „Aber ich will die Experten zusammenbringen.“
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Eine solche Zusammenarbeit von Fachleuten könnte in Zukunft nicht nur eine lebendigere Innenstadt zur Folge haben, sondern sich auch positiv auf die Gewerbesteuereinnahmen auswirken. Denn die seien zurzeit noch „mies“, sagt Wißen. Er fordert daher eine „Kultur, die das Handwerk fördert“. Damit die Menschen hier nicht nur schlafen, sondern auch ausgebildet werden und später arbeiten können.
Über das reine Verwalten hinaus
„Nicht verwalten, sondern gestalten!“, lautet dabei Wißens Motto. Doch ob er als gelernter Verwaltungsfachangestellter dafür wirklich der Richtige ist? Bei der Frage muss er selbst ein wenig lachen. Verwalten, das kann er und muss er auch als Bürgermeister. „Aber es muss über das reine Verwalten hinausgehen, man muss politisch gestalten.“ Und das traut er sich zu.
Schließlich hat Wißen bereits politische Erfahrungen auf EU-, Bundes-, Landes- und Kommunalebene gesammelt. Er kennt nicht nur die verschiedenen Fördertöpfe, sondern auch zahlreiche Politiker. So konnte er nach eigener Aussage beispielsweise an den richtigen Stellen schrauben, um für das Freibad in Rees vom Bund einen Zuschuss in Höhe von zwei Millionen Euro zu erhalten.
Nähe zu den Bürgern
Doch Wißen geht es auch um die Nähe zu den Bürgern vor Ort, möchte mit ihnen regelmäßig einen Dialog führen. So habe er während der Corona-Pandemie bereits eine Telefonsprechstunde zum Thema Schule angeboten und dabei erfahren, dass einige Kinder auf Bauernhöfen im Internet nicht ihre Aufgaben herunterladen konnten. „Da ist mir noch einmal klar geworden, wie wichtig der Glasfaserausbau ist und dass wir die Digitalisierung vorantreiben müssen.“
Auch andere Gespräche mit Bürgern hätten Wißen zum Nachdenken gebracht. So habe ihm beispielsweise jemand vor einiger Zeit ein Bild von beschmierten Tischtennisplatten auf dem Realschulgelände gezeigt. Damit so etwas nicht häufiger passiert, möchte er den Ordnungsdienst und die Polizeipräsenz verstärken. „Es ist bei uns nicht alles so schlimm, die Kriminalitätsrate sinkt seit Jahren“, betont er. „Aber es geht auch um eine Vermittlung des Sicherheitsgefühls.“
Erfolge auf kommunaler Ebene
Und seine Chancen bei der Kommunalwahl? „Selbstverständlich werden wir gewinnen“, ist sich Wißen naturgemäß sicher. „Und ob es im ersten oder zweiten Wahlgang klappt, wird sich dann zeigen.“ Denn auch wenn die SPD auf Bundesebene nicht gerade einen Höhenflug erlebt, wüssten die Wähler die Erfolge der Partei auf kommunaler Ebene zu schätzen.
Sollte Wißen tatsächlich am 13. September oder spätestens bei der Stichwahl am 27. September zum neuen Bürgermeister von Rees gewählt werden, wird er in Zukunft noch häufiger mit dem Rad seine Lieblingsstrecke fahren können. Einmal über den Deich, bis zum Rathaus seiner Heimatstadt.
>>> Bodo Wißens Lebenslauf
Bodo Wißen wurde 1974 in Wesel geboren und wuchs in Haldern auf. Nach seinem Hauptschulabschluss in Rees machte er eine Ausbildung zum Verwaltungsangestellten, holte sein Abitur nach und studierte Geschichte und Politik.
1997 trat Wißen in die SPD ein. Er war von 2004 bis 2013 Mitglied des Kreistags Kleve, von 2005 bis 2010 Mitglied des NRW-Landtags und seit 2019 Vize-Vorsitzender der SPD Kreis Kleve.
Seit 2010 arbeitet Wißen im höheren Dienst für die NRW-Landesregierung. Er war in der Staatskanzlei, bei der NRW-Landesvertretung in Brüssel und Berlin sowie in verschiedenen Ministerien tätig. Aktuell arbeitet er als Referent im NRW-Heimatministerium. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Haldern.
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