Anholt. Er war Abenteurer, Soldat im Amerikanischen Bürgerkrieg und Vertrauter des mexikanischen Kaisers: Vor 150 Jahren starb Prinz Felix zu Salm-Salm.

Im Jahr 1828 werden zwei wegweisende europäische Schriftsteller geboren: Lew Tolstoi und Jules Verne. Während der Russe Tolstoi mit Krieg und Frieden sein Meisterepos vorlegen wird, entführt der Franzose Vernes seine Leser in die Zukunft, wo die Abenteuer sich nur so tummeln. Auch ein fürstlicher Spross teilt sich mit diesen beiden Edelfedern das Geburtsjahr.

Prinz Felix zu Salm-Salm während des Amerikanischen Bürgerkriegs in der Uniform der Armee der Nordstaaten.
Prinz Felix zu Salm-Salm während des Amerikanischen Bürgerkriegs in der Uniform der Armee der Nordstaaten. © NRZ | Library of Congress

Am ersten Weihnachtstag des Jahres 1828 erblickt Felix Constantin Alexander Johann Nepomuk zu Salm-Salm auf der Wasserburg Anholt das Licht der Welt. In seinen 42 Lebensjahren werden grausame Kriege, aber auch unglaubliche Abenteuer eine große Rolle spielen. Am 18. August 1870 schließt der Anholter Prinz für immer seine Augen. Er fällt auf dem Schlachtfeld bei Saint-Privat-la-Montagne. So endete vor 150 Jahren in Frankreich ein mehr als bewegtes Leben.

Jüngster von drei Söhnen

Prinz Felix wird als jüngster von drei Söhnen in den europäischen Hochadel hineingeboren. Sein Vater Florentin ist der 4. Fürst zu Salm-Salm. Seine Mutter ist die korsische Adelige Flaminia di Rossi. Die Legende besagt, dass er den Namen Felix nach Félix Baciocchi, dem mit Napoleon verschwägerten Onkel seiner Mutter, erhalten haben soll.

In der Familie gilt er als schwarzes Schaf

In der Familie hatte er schnell den Ruf eines schwarzen Schafs. Mit seinem ältesten Bruder, der später seinem Vater als Fürst nachfolgte, soll er sich nicht sonderlich gut verstanden haben. Vor allem seine Spielsucht war immer wieder Thema. Nichtsdestotrotz war der berufliche Weg für den Prinzen nahezu vorbestimmt: als Offizier der königlich preußischen Armee.

Schwere Verwundung in der so genannten Schleswig-Holsteinischen Erhebung

So rückte Felix zu Salm-Salm ins 2. Westfälische Husaren-Regiment Nr. 11 ein. Als er 19 Jahre alt war, kam es zur so genannten Schleswig-Holsteinischen Erhebung. Eine recht euphemistische Bezeichnung für den Krieg zwischen dem Deutschen Bund und Dänemark. Der drei Jahre andauernde Konflikt forderte nur auf deutscher Seite 1284 Tote und 4675 Verwundete. Einer der Verwundeten war Prinz Felix, der bei einem Gefecht bei Aarhus am 18. Mai 1849 durch einen Säbelhieb in den Ellenbogen schwer verletzt wurde. Zudem geriet er in dänische Gefangenschaft.

Wegen Spielschulden in die k.k. Armee gewechselt

Nach seiner Zeit in Kriegsgefangenschaft hängte der Anholter den Attila-Waffenrock und die Pelzmütze der Husaren an den Nagel. Dem Soldatenleben blieb er treu. Angeblich wegen Spielschulden wechselte er ins Ulanenregiment Nr. 1 der k. und k. Armee. Für seine neuen österreichischen Dienstherren kämpfte er im Konflikt mit Italien im Jahr 1859. Doch auch in der Donau-Monarchie konnte Felix nicht aus seiner Haut. Er spielte, liebte und duellierte sich. Irgendwann wurde es der Familie im fernen Anholt zu bunt.

In der Armee der Nordstaaten im Amerikanischen Bürgerkrieg gedient

Der fürstliche Ruf sollte durch Prinz Felix nicht weiter mit Dreck besudelt werden. Die Lösung: Der unstete junge Mann musste möglichst weit weg. Weg aus Europa. Von daher wanderte der Anholter auf Druck der Familie 1861 nach Nordamerika aus. Als der europäische Adlige auf dem fremden Kontinent eintraf, entbrannte dort der Sezessionskrieg. Für den gelernten Offizier ist dies eine günstige Gelegenheit, sein „Fachwissen“ weiterzugeben. Von 1862 bis 1865 dient er bei der Armee der Nordstaaten im Amerikanischen Bürgerkrieg als Oberst und Brigade-Kommandeur mit dem Brevet-Rang Brigadegeneral – obwohl er nur über rudimentäre Kenntnisse der englischen Sprache verfügte.

Gattin bei Empfang von Präsident Abraham Lincoln kennen gelernt

Doch vor allem aus privater Sicht ist die Zeit in Amerika erfolgreich. Denn bei einem Empfang von Präsident Abraham Lincoln lernte er seine zukünftige Gattin Agnes Leclerq Joy kennen.

Mit dem Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs kam es zum nächsten Einschnitt im Leben des Anholters.

Bildnis von Edouard Manet: Die Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko im Jahr 1867
Bildnis von Edouard Manet: Die Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko im Jahr 1867 © NRZ | NRZ

Es zog ihn nach Mexiko. Dort saß mit Maximilian I. ein Habsburger auf dem Kaiserthron. Prinz Felix wurde der Flügeladjutant im Range eines Obristen beim kleinen Bruder von Kaiser Franz-Josef von Österreich-Ungarn.

Mit dem Kaiser zum Tode verurteilt

Die Stimmung im Land war – vorsichtig ausgedrückt – nicht gerade besonders Maximilianfreundlich. Bis zum Ende von Maximilian sollte Prinz Felix an dessen Seite bleiben. So kam es dazu, dass die Regierung von Präsident Benito Juárez den Kaiser und seinen Adjutanten aus Anholt gefangen nahmen. Die beiden europäischen Adligen wurden vor ein Kriegsgericht gestellt und zum Tode durch Erschießen verurteilt.

Begnadigung nach Fürsprache der Ehefrau

Während das Urteil gegen den Kaiser vollstreckt wurde, wandelte das Gericht die Strafe gegen Salm-Salm in sieben Jahre Festungshaft um. Doch nach nur einem halben Jahr wurde er begnadigt. Historische Quellen geben an, dass vor allem die Fürsprache seiner Frau zur vorzeitigen Haftentlassung beigetragen haben soll.

Die Kugel, die den mexikanischen Kaiser traf mit nach Anholt gebracht

Nach dem Gastspiel auf dem amerikanischen Kontinent kehrte Prinz Felix mit seiner Frau nach Europa zurück. Im Gepäck hatte er dabei ein ganz besonderes Erinnerungsstück. Denn vom kaiserlichen Leibarzt Dr. Vincente Vicea, erhielt er eine Kugel, die Maximilian bei seiner Hinrichtung traf. Dem Anholter Museum liegt eine Erklärung des Arztes vor, mit der bestätigt wurde, dass dieser höchstpersönlich das Projektil aus dem Leichnam des Kaisers entnommen hat.

Letzte Ruhestätte in der Gruftkapelle in der Regniet

In dieser Schatulle im Museum von Schloss Anholt wird die Kugel aufbewahrt, mit der Kaiser Maximilian von Mexiko 1867 hingerichtet wurde. Zertifiziert ist dies durch den Leibarzt des Kaisers Dr. Vincente Vicea.
In dieser Schatulle im Museum von Schloss Anholt wird die Kugel aufbewahrt, mit der Kaiser Maximilian von Mexiko 1867 hingerichtet wurde. Zertifiziert ist dies durch den Leibarzt des Kaisers Dr. Vincente Vicea. © WAZ FotoPool | GLISSON, Roy

In Deutschland kehrt der Prinz zu seinen militärischen Anfängen zurück. Er tritt wieder in die preußische Armee ein. Als Major und Kommandeur eines Bataillons des preußischen 4. Garde-Grenadier-Regiments zieht er in den Deutsch-Französischen Krieg. In der Schlacht bei Gravelotte wird er getroffen. Am 18. August 1870 verstirbt er an einem Schuss in die Brust sowie zwei Treffern in den Arm in einem Feldlazarett. Sein Frau Agnes und sein Neffe Alfred brachten den Leichnam nach Anholt, wo er in der Fürstlichen Gruftkapelle in der Regniet begraben wurde.

>>> Ehefrau begleitet Prinz auf die Schlachtfelder

Nach seiner Heirat mit Agens Leclerq Joy wurde Prinz Felix zu Salm-Salm von seiner Gattin auf die Schlachtfelder begleitet. Der ehemalige, langjährige fürstliche Museumsleiter Drs. Duco van Krugten nannte sie mal „eine Art Florence Nightingale“.

Eine Anekdote über Felix zu Salm-Salm ist zudem überliefert, als er Abraham Lincoln als „Prinz“ vorgestellt wurde. Der amerikanische Präsident soll dem Anholter daraufhin auf die Schulter geklopft und gesagt haben: „Nun, das soll Ihnen bei uns nicht schaden.“

In der Fürstlichen Gruftkapelle in der Anholter Regniet fand Prinz Felix zu Salm-Salm seine letzte Ruhestätte.
In der Fürstlichen Gruftkapelle in der Anholter Regniet fand Prinz Felix zu Salm-Salm seine letzte Ruhestätte. © FUNKE Foto Services | Konrad Flintrop