Emmerich/Rees. Zahl der Storch-Paare nimmt weiter zu in Emmerich und Rees. Im Kreis sind es schon 36. Langsam wird’s eng, so Biologin Bettina Blöß.

Störche bieten ein erhabenes, wirkliches edles Bild. Sah man die eleganten schwarz-weiß gefiederten Vögel vor Jahren noch äußerst selten auch im Raum Emmerich und Rees, stößt man jetzt fast überall auf sie. Und sie stehen auf Futtersuche nicht nur auf Wiesen und frisch geernteten Feldern, sondern brüten zudem hoch oben auf extra für sie gebauten Horsten. „Mittlerweile zählen wir im Kreis Kleve schon 36 Paare. Jedes Jahr kommen ein, zwei Paare dazu“, sagt Biologin Bettina Blöß. Sie arbeitet beim Naturschutzzentrum in Bienen. Und meint, dass die Storch-Population im Kreis Kleve wegen des Nahrungsangebotes an ihre Grenzen stößt.

Nahezu 100 Storchen-Nisthilfen gibt es im Kreis Kleve, übrigens fast ausschließlich in nördlichen Gefilden. „Dass sich die Weißstörche hier schwerpunktmäßig aufhalten und auch brüten, liegt an der Nähe zum Rhein“, erklärt die 38-Jährige, die sich seit 2016 beim Naturschutzzentrum unter anderem ums Monitoring der Störche kümmert. Bei ihr laufen auch immer wieder Anfragen von Bürgern auf, die fragen, ob sie nicht auch eine Nisthilfe aufstellen sollten.

Biologin rät vom Aufstellen weiterer Nisthilfen ab

„Davon rate ich eher ab, auch wenn’s gut gemeint ist“, sagt Bettina Blöß. Denn schon heute würden die Storchenpaare so dicht beieinander sein, dass kein Platz für weitere Brutpaare da ist. Und sie benötigen reichlich Platz, weil sie viel Nahrung zu sich nehmen und daher größere Reviere nutzen. Ihr Futterradius kann bis zu acht Kilometer betragen“, sagt die Fachfrau. Mittlerweile sei der besiedelte Bereich sehr dicht. Deshalb rate sie in den meisten Fällen vom Aufstellen weiterer Nisthilfen ab.

Nach langer Abstinenz brüteten Störche durch ein Auswilderungs-Projekt auf niederländischer Seite erstmals vor Jahren im Kreis Kleve, und zwar in Zyfflich. Jan und Marie hießen die beiden Pioniere, die 1996 Junge bekamen. „Aus den Niederlanden sind wohl die meisten der heute hier ansässigen Tiere gekommen“, glaubt die Biologin. Zugvögel sind sie auch weiter. Bis nach Afrika zieht’s die Tiere mit einer Flügelspannweite um die zwei Meter, und zwar über zwei unterschiedliche Routen: eine östliche und eine westliche.

Einige Vögel überwintern sogar schon am Niederrhein

„Die meisten fliegen wohl über Spanien und Gibraltar weiter nach Afrika“, erzählt die Mitarbeiterin im Naturschutzzentrum. Wobei viele in der kalten Jahreszeit mittlerweile in Spanien blieben, weil es dort genügend Futter gibt, etwa auf Müllkippen. „Einige überwintern sogar schon am Niederrhein“, ergänzt sie. Wobei Störche nicht ihrem Partner, sondern dem Horst treu sind. Hierher kommen beide zurück. „Meist das Männchen zuerst. Wenn dann das Weibchen des Vorjahres zu spät einfliegt, hat sie das Nachsehen“, so Bettina Blöß.

Hier gibt es mehr Artikel aus Emmerich, Rees und IsselburgNatürliche Feinde hat der Storch, der sich vor allen Dingen von Fröschen, Mäusen, Insekten, auch von frischem As ernährt, hier eher nicht. Gefährlich für den Nachwuchs seien Raubvögel wie der Seeadler dann, wenn die Nester nicht von Altvögeln bewacht werden. „Wobei Störche mit ihren langen, roten Schnäbeln schon sehr wehrhaft sind“, sagt die gebürtige Hamburgerin.

Auch der Seeadler könnte sich hier mal niederlassen

Wie gesagt: Natürlicher Feind des Storches, zumindest des Nachwuchses, ist hier am Niederrhein unter anderem der Seeadler. Der übrigens immer wieder mal seine Runden über die Wiesen und Felder zwischen Emmerich und Rees zieht. Dass der König der Lüfte in Rheinnähe wie in Bislich bei Xanten einmal heimisch wird, ist gar nicht auszuschließen. „Unwahrscheinlich ist das wirklich nicht. Die Bedingungen sind hier auch gut“, glaubt Bettina Blöß. Und macht kein Geheimnis daraus, dass sie sich darüber wohl sehr freuen würde.

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