Helderloh. In diesem Jahr muss Milchvieh-Halter Markus Hübers aus Helderloh kein Futter zukaufen. Das Wetter hat mitgespielt. Corona drückt Milchpreis.

„Noch so ein Dürre-Jahr wie 2018 und 2019, und es hätte wirklich düster ausgesehen“, sagt Markus Hübers. Doch Gott sei Dank gab’s Ende Juni Regenschauer, und zwar in letzter Sekunde – „und total lokal“, wie der 45-Jährige sagt. Die Gras-Ernte sei jedenfalls gut gelaufen, beim Mais sehe es auch zufrieden stellend aus. „Futter brauchen wir anders als in den Vorjahren nicht in dem Maße zukaufen“, ist der Milchviehhalter aus Helderloh ziemlich erleichtert.

Denn der Futter-Zukauf sei richtig ins Geld gegangen, erzählt Markus Hübers, der im vergangenen Jahr sogar 20 seiner 310 Milchkühe abgegeben hatte, um Futterkosten zu sparen. „Wobei wir deswegen nicht weniger Milch hatten. Die übrigen Tiere haben das ausgeglichen“, erklärt er. Das Problem seien die regionale Kosten, etwa durch die Dürre, und der dafür zu niedrige weltweite Milchpreis gewesen.

Hübers bekommt wegen Corona bis zu drei Cent weniger je Liter

Wobei er findet, dass die Arla-Genossenschaft, an die er liefert, korrekt umgehe mit den Landwirten. „Dieses Jahr sah dann auch zunächst alles gut aus. Wir hätten auch überdurchschnittlich gute Preise erzielen können für unsere Milch“, erinnert sich der Landwirt. Doch dann kam Corona, und der Preis je Liter sackte um zwei, drei Cent unter dem ab, was erwartet worden war. Bei anderen Molkerei seien es sogar bis zu acht Cent gewesen.

Unterm Strich ist Hübers dennoch zufrieden. Viermal hat er schon Gras schneiden können, sein Kompagnon Albert Awater bei Aspel in Rees dagegen nur drei Mal, „weil es da einfach weniger geregnet hat“. Die Gras-Qualität ist gut, der Mais stehe auch sehr gut, die Getreideernte sei ganz durchschnittlich, die Aussichten bei den Rüben ebenfalls sehr gut, anders als bei vielen Kollegen. „Die Regenschauer waren einfach überlebenswichtig. Wir hier hatten Glück“, sagt er. Nur: Ab Oktober müsse es eigentlich durchregnen. Die Böden sind nach wie vor knochentrocken und haben keine Feuchtigkeits-Reserve.

Zahl der Tiere wieder um 20 aufgestockt

Wegen der Fixkosten, etwa für die Melktechnik, Stall-Unterhaltung und Finanzierungen, hat Markus Hübers die Zahl der Milchkühe wieder hoch gefahren, exakt um die 20 Tiere. Apropos Kühe: Er hat einen Hochleistungs-Hof, seine Tiere geben im Jahr zirka 12.000 Liter Milch. „Das ist 10 bis 15 Prozent mehr als die übrigen Kühe im Kreis Kleve“, sagt er. Was auch damit zu tun habe, dass es den Tiere bei ihm auch gut gehe. Hübers: „Sie leben im Durchschnitt sieben Jahren, auch länger als im Kreisdurchschnitt, und zwar um gut zwei Jahre.“

Ärgerlich sei, dass die Art, wie er Milchvieh-Haltung betreibe, gesellschaftlich so zerrissen werde. „Dabei haben wir unter anderem sogar einen besseren CO2-Fußabdruck als Bio-Betriebe“, betont Markus Hübers. Weltweit liege der Wert bei etwa 2,8 Kilo CO2 pro Kilogramm Milch, bei Bio-Betrieben wären es immer noch 1,3 bis 1,5 Kilo. „Wir liegen nachweislich unter einem Kilogramm.“ Leider würde das nicht anerkannt, wären immer nur die Bio-Betriebe die Guten.

Ausdrückliches Lob für gute Zusammenarbeit mit Naturschutzzentrum

Das Tierwohl liege ihm sehr am Herzen. Nicht ohne Grund würden ja die Kühe bei ihm älter, seien gesünder, würden weniger CO2 ausstoßen. Das dürfte gesellschaftlich gerne honoriert werden, übrigens auch mal von Politikern, auch der Grünen. Und wo er gerade dabei ist, lobt der Landwirt ausdrücklich die hervorragende Zusammenarbeit mit der Naturschutzstation in Bienen.

Und es könnte viel mehr in Sachen Naturschutz getan werden. Beispiel Blühstreifen. „Die haben wir schon, vielleicht auf einem Hektar.“ Aber wenn man davon mehr haben wolle, was ja möglich sei, etwa auf Flächen, die schwerer zu bewirtschaften sind, müsse die Gesellschaft auch dafür zahlen. Bei ihm wären das gut und gerne fünf Hektar, die in Frage kämen.

Mehr Wertschätzung für Landwirte würde ihnen gut tun

Mehr Wertschätzung würde den Landwirten jedenfalls gut tun, findet er. Nicht ohne Grund seien viele junge Landwirte richtig frustriert darüber, dass sie immer an den Pranger gestellt würden. Nicht wenige würden ans Aufhören denken. Hübers: „Ob meine Tochter den Hof später mal übernehmen wird, ist alles, nur nicht sicher.“

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