Vehlingen. Die drei kleinen Luchsmädchen in der Anholter Schweiz mussten sich einem Gesundheits-Check stellen. Das gefiel nicht gerade jedem Tier.
Das Versteckspiel im dichten Brombeergestrüpp haben die drei Luchse in der Anholter Schweiz in Isselburg mit ihren sechs Wochen bereits perfektioniert. Und so stapfen Tierpfleger und Tierärztin an diesem Mittwochnachmittag etwas länger als geplant mit ihren Keschern durchs Gehege. „Ich habe ihn!“, ruft plötzlich eine Tierpflegerin. Sie packt ihn im Nacken und steckt ihn schnell in eine Transportbox.
Dann geht es für Mensch und Tier ins kleine Blockhäuschen außerhalb des Geheges. Noch sitzen die drei Luchse ganz verschüchtert weit hinten in den Boxen. Kein Wunder, so nah sind sie in ihrem kurzen Leben bisher noch keinem Menschen gekommen. Doch es hat einen Grund, wieso Tierärztin Dr. Anne Brömmling sie kurz bei ihrem Spielen unterbrechen musste. „Das ist der erste Gesundheits-Check, bei dem wir schauen, ob mit ihnen alles in Ordnung ist“, erklärt Brömmling.
Gefährlich scharfe Milchzähne
So richtig überzeugt sieht der erste Luchs jedoch nicht aus, als Tierpflegerin Patty Ijlma ihn mit Handschuhen aus der Box holt und Brömmling hinhält. Ein kurzer Blick genügt, dann kann die Tierärztin schon sagen: „Das ist ein Mädchen.“ So wie die anderen beiden Tiere auch. Nachdem sie außerdem Herzschlag, Ohren und Augen überprüft hat, öffnet sie vorsichtig das Maul, um das Gebiss zu inspizieren. Zurzeit besitzt das Tier zwar Milchzähne, doch auch die sehen schon gefährlich scharf aus.
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Wie spitz die Zähne tatsächlich sind, bekommt Brömmling schon wenige Minuten später selbst am eigenen Leib zu spüren. „Aua!“, ruft sie, als sie das zweite Luchsmädchen untersucht. Und: „Ja, die kann auch durch den Handschuh beißen.“ Die drei sind eben keine süßen Kätzchen zum Kuscheln.
Mutige Tierärztin
Das dritte Luchsmädchen beweist das endgültig. Zunächst ist nur ein lautes Fauchen aus der Box zu hören. Doch es gibt kein Entkommen, selbst mit ausgefahren Krallen nicht. Zum Glück ist so eine Untersuchung schnell gemacht. Zuletzt bekommt jedes Tier noch eine Spritze mit einer Wurmkur verabreicht und einen Chip eingepflanzt.
„So können wir die Tiere später voneinander unterscheiden“, so Brömmling. Insgesamt ist sie mit dem Gesundheitszustand der drei Luchsmädchen aber zufrieden. Mit rund zwei Kilogramm Gewicht sind sie alle wohlauf, nur das dritte Tier ist etwas kleiner. „Und die kleinsten sind ja oft die frechsten“, sagt die Tierärztin und lacht. Die erste Impfung in sechs Wochen dürfte noch einmal spannend werden. „Die Tiere kriegt man dann zwar noch, aber man muss schon etwas mutiger sein“, gibt sie zu.
Erfolgreicher Gesundheits-Check
Nach der vielen Aufregung dürfen die drei Tiere an diesem Tag aber erst einmal zurück ins Gehege. Doch das scheint plötzlich nicht mehr so interessant zu sein wie die menschlichen Zuschauer vor der Blockhütte. Ein Luchsmädchen entwischt, kurz herrscht Aufregung, dann findet es aber schließlich doch zurück zu den geliebten Brombeerbüschen.
>>> Verwechselter Luchs
Das Luchspärchen in der Anholter Schweiz ist bereist zum dritten Mal Eltern geworden. Die im vergangenen Jahr geborenen Jungtiere wurden in Polen ausgewildert.
Nachdem es bei der Betäubung vor rund drei Wochen zu einer Verwechslung kam, wurde das letzte Jungtier in der vergangenen Woche nun ebenfalls abgeholt und nach Polen gebracht.