Emmerich. Stadtprozession zog durch Emmerich. Etwa 60 Vertreter von Gruppierungen und Organisationen nahmen teil. Prozession geht auf Pestzeit zurück.

Von Weitem sichtbar wehen seit Tagen die Fahnen von der Turmspitze der St. Aldegundis-Kirche in Emmerich. Ein heftiger Wind pfeift am Sonntag durch die Gassen der City. Bereits vor 7 Uhr hat Dechant Bernd de Baey die Fähnchen vor dem Pfarrhaus aufgestellt. Kurze Zeit später, nahe des von der Gemeinde seit Jahrzehnten angemieteten Seniorencafés, das auch als Trauercafé von der Hospizgruppe oder „Familien in Not“ genutzt wird, ist der Priester am Alten Markt in zivil mit einem hoffnungsvoll, grünen Kapuzenshirt Im Einsatz. Gemeinsam mit Maria Duda und fünf Mitgliedern der polnischen Gemeinde wird der Altar für die Stadtprozession hergerichtet.

„Im Vorfeld bei den Vorbereitungen haben uns Mitglieder der eritreischen Gemeinde unterstützt“, lobt Küsterin Duda. Es ist kurz nach elf Uhr, als viele, unter ihnen Schützen, etwa der Sebastianer, KAB, Kirchausschüsse, Ordensschwestern, Vertreter des Rates der Seelsorgeeinheit St. Christophorus/ St. Johannes der Täufer und beider Kirchenvorstände nebst Mitgliedern der Antonius- und Odolphus-Gilde in der „alten Kirche“ und viele andere bekannte Gesichter eintreffen. Unter ihnen auch der ein oder andere politische Vertreter.

Abstand wurde nicht immer eingehalten

Gesehen und gesehen werden – in Kommunalwahlzeiten? Nein, über den Bürgermeister waren Rats- und Verwaltungsvertreter extra vom Stadt- und Landpfarrer noch am 29. Juni eingeladen worden. „Wie gut, dass wir im Gebet auf Abstand in diesen besonderen Zeit zusammenkommen können“, freut sich Pfarrer de Baey. Doch mit dem Abstand ist es so eine Sache. Der wird auch während des Prozessionsweges nicht immer eingehalten. Es scheint die Freude vieler zu sein – nach langer Zeit, bestimmte Weggefährten wieder zu sehen, die davon abhält.

Denn auch der Mundschutz ist bei weniger als 1,50 Meter eher selten. Eine klare Botschaft, begleitet von Lesungen und Fürbitten in deutscher und polnischer Sprache, hat Pfarrer de Baey, dem als Co-Zelebranten Pfarrer Thaddeus Eze und Pfarrer em. Ewald Brammen zur Seite stehen, parat: „Auch wenn Beten vielleicht aus der Mode gekommen ist: „Beten hilft!“ Es gäbe Zuversicht, Gelassenheit und Vertrauen: „Es gibt einem einen ruhigen Blick in Zeiten tiefer Lebensangst.“

60 Vertreter von Gruppierungen nahmen teil

Neben dem Impfstoff, auf den alle warteten, sei Beten ein gutes Medikament, weiß er. Etwa 60 Vertreter von Gruppierungen und Organisationen ziehen nach dem Gottesdienst mit dem Allerheiligsten, Arche und Reliquien von Heiligen Frauen und Männern durch die Stadt. Zwischen Augustinusheim und Willibrord-Spital freut sich eine Person ganz besonders, dass die Prozession einen Zwischenstopp dort einlegt: Pfarrer em. Paul Seesing, der seit einigen Monaten dort Bewohner ist.

Aber auch Jürgen Pithan und viele weitere in den Wohnräumen oder an Fenstern in Heim und Krankenhaus warten auf die Ankunft der Stadtprozession. „Das ist ihnen allen so wichtig“, so Pastoralreferentin Iris Hannen. Wie wichtig Dorothée ten Brink diese Prozession, die auf die Pestzeiten im Mittelalter zurückgeht, ist, wurde in der Tempelstraße deutlich: „Wenigsten einen kleinen Altar im Hauseingang habe ich hergerichtet.“

Auf dem Alten Markt angekommen, gibt es den Schlusssegen. Danach und im Laufe des Nachmittags verbleiben viele im stillen Gebet am aufgebauten Altar, bevor es zum Abschluss des Tages der Stadtprozession in Corona-Zeiten um 18 Uhr eine Andacht gibt.

Sicherheitsdienst für Kunstschätze

Ein Sicherheitsdienst wurde eigens für die Kunstschätze, die vornehmlich aus der St. Martini-Schatzkammer kamen, engagiert. Die „schweren Jungs“ verfolgten mit Argusaugen, was mit den Kunstgegenständen im Prozessionsverlauf passierte. Der Malteser Hilfsdienst war genauso wie die Bläser-Gruppe mit dabei. Letztere seien schon seit Jahrzehnten fester Bestandteil, wusste Kantor Stefan Burs.