Rees. Mit zwei Auto-Konzerten konnte der „Buena Ressa Music Club“ in Rees nach langer Abstinenz endlich wieder Live-Musik präsentieren. Fans zufrieden.
Es war der pure Ausdruck von Freude und Erleichterung, als Egon Schottek bereits am Ende des ersten Konzerts seit gut vier Monaten das zum Ausdruck brachte, was alle kollektiv angesichts des gemeinsamen Erlebnisses empfanden. „Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich das vermisst habe“, meinte der Begründer und Inhaber des Buena Ressa Music Clubs“ in Rees, nachdem er „3-times-a-lady“ von den Commodores mit schlichter Pianobegleitung gesungen und damit für einen der berührendsten Momente des Abends gesorgt hatte.
Bei strahlendem Sonnenschein hatten sich gut zwei Dutzend Fahrzeuge auf der Freifläche der ehemaligen Käserei Raadts gegenüber dem Club an der Empeler Straße eingefunden, um das besondere Autokonzert mit großer Bühne und dem Stereoerlebnis auf der Frequenz 106,1 erleben zu können. „Dass keiner kommt, davor hatte ich Angst“, gestand der Clubbesitzer, und dass er sich schon ein paar mehr Gäste gewünscht hätte, nachdem man die Konzerte wegen Corona bewusst in die Urlaubszeit gelegt hatte.
Gut 20 Ordner waren im Einsatz
„Dass wir sowas vom Aufwand her packen können, hatten wir beim „Rock und Pop“ am Markt ja schon bewiesen“, trotzdem sei das eine Belastungsprobe für alle Vereinsmitglieder. Die Corona-Krise habe alle kalt erwischt, meinte Schottek. „Wir mussten mit dem Gewerbefest, dem „Rock und Pop im Park“ und den „Tagen der Musik“ drei Großveranstaltungen absagen.“ Vor allem die Künstler treffe es hart. „Die können wir nicht alleine lassen“, und sie in der nächsten Zeit erstmal Musiker einladen, die davon leben müssen, um da zu helfen.
Gut 20 Ordner, Techniker und Helfer wachten darüber, dass die vorbestellten Autokennzeichen mit ihren Fahrern auf den Platz fuhren. Mit mit Maske gab’s die vorbestellten Getränke. „Ich nehme hier die Bestellung online für Getränke entgegen“, saß Dirk Kleinewegen in einem Wagen am Laptop. „Wir hier außen wachen darüber, dass keiner auf dem Radstreifen anhält oder ein Stau entsteht wegen der Vorschriften seitens der Stadt“, erläuterte Udo Golz seinen Job am Straßenrand.
„Und per UKW-Transmitter und Stabantenne geht das über die vorher bei der Bundesnetzagentur genehmigte Frequenz in die Autos“, machte Olli Schlitz von „alpha Productions“ klar, wie schlecht es seiner Branche geht. „Wir hangeln uns von Hilfspaket zu Hilfspaket, und einige gehen schon an ihre Rücklagen.“ Tanja Speckmann aus Rees knabberte mit ihren beiden Kinder Numi und Oliv im Wagen Chicken Mc Nuggets und Pommes: „Die Kinder fanden das Autokino letztens so super. Und da haben wir uns gedacht: Wenn hier wieder was los ist, unterstützen wir das natürlich.“
Stimmungsvolle Klänge aus Irland
Stefan Belting, der später noch selbst Keyboard spielte, und seine Familie hatten in ihrem VW-Bus für den Abend Wein geordert und genossen bei einem kleinen Buffet zu viert sitzend die Klänge des Abends. „Da gab´s eine Leinentasche mit unseren Sachen, die wir vorbestellt haben, mit Name und Autonummer“, fand seine Frau Renate es „so genial, was der Club für Rees auf die Beine stellt.“
Der erste Musiker auf der Bühne an diesem Abend war der in Wien lebende, aber aus dem irischen Dublin stammende Musiker Shane Ó Fearghail. „Das ist mein erstes Covid-19-Konzert“, gestand der 45-jährige und bot mit seiner Akustikgitarre anschließend ein sehr starkes, rund einstündiges Musikset. So verband er im Loop-Sound bei „All yopur features“ atmosphärischen Klang mit stimmungsvoller Ballade, verknüpfte den Eurythmics-Klassiker „Sweet dreams“ mit dem sound-verwandten eigenen Stück „Road between the lines.“
Zwischendurch streute er mit „Falling in love“ von Elvis Presley oder „Whiskey in the jar“ mal zwei Musikklassiker ein, ehe er mit „Starlight“ ein richtig spannungsgeladenes Stück auf die Bühne zauberte. „Slainthe“, prostete er dem hupenden Gästen zu -- und verabschiedete sich mit „Wild Rover“ von der Bühne. „Es war anders und es war großartig zugleich, weil es wieder schön ist, überhaupt wieder Musik zu machen. Das ist wie Sauerstoff“, meinte der irische Musiker danach. „Und es ist ein neues Medium, um die Leute zu erreichen. Eine echte Herausforderung, weil Musik über Kommunikation geht .“
Musik für die Seele
Daniela Schlutz, Frau des Technikers, hatte ihre Mutter und den 14-jährigen Sohn mitgebracht. „Ich war erst skeptisch, ob das wegen des Konzert-Feelings so klappt. Aber alleine, dass man sie alle wiedersieht, war es schön. Es passiert wieder was. Es sei gut, irgendwas zu machen, konnten ihr die Wertherbrucher Kurz und Gudrun Hübers als regelmäßige Clubgänger nur zustimmen.
Danach hieß es wie so oft „Open Stage“: Die Musiker, die Lust hatten, zu spielen, fanden sich auf der Bühne zusammen, improvisierten Songs wie „Superstitious“ von Stevie Wonder, „Black magic woman“ von Santana oder „One“ von U2. Für jeden der Musiker war dieser Moment etwas spürbar Besonderes. „Die Akustik ist sehr geil im Auto. Schade, dass man da nicht mit Freunden stehen und abhotten kann“, meinte Ann-Kathrin Scholten. Später klinkte sich die 21-Jährige in die „Open Stage“ als Sängerin ein und brachte „Zombie“ von den Cranberries stimmlich treffend rüber.
Endlich wippten wieder Leute mit den Köpfen
Und Drummer Klaus Sonntag fand es einfach toll, dass er zumindest in den Fahrzeugen wieder Leute sah, die mit dem Kopf wippten. „Jeder Künstler ist auf Reaktionen angewiesen. Du gibst Energie und bekommst sie zurück. Das kannst du mit Geld nicht bezahlen.“ Um kurz vor zehn war das besondere erste Konzert zu Ende -- und einen Abend später begeisterte der fetzige Live-Auftritt von Martin Engeliens „GoMusic“- Formation gemeinsam mit Charly T. , Jürgen Dahmen, Jeanette Marczewka und Francesco Marras die Zuhörer in den Fahrzeugen.