Emmerich. Die Kirmes in Emmerich hat eine lange Tradition. Das Coronavirus stoppt in diesem Jahr den Rummel auf dem Geistmarkt. Ein Blick zurück.

Die Kirmes in Emmerich ist eine feste Institution. Sie hat eine lange Tradition. „Die Krone aller Feste war die Kirmes“, schrieb dann auch Rektor Ferdinand Goebel in seinem Buch Emmerich einst und jetzt, das im Jahr 1922 erschien.

Eine Grußpostkarte von der Kirmes zu Emmerich aus dem Jahr 1913.
Eine Grußpostkarte von der Kirmes zu Emmerich aus dem Jahr 1913. © NRZ | Archiv

An diesem Wochenende hätten eigentlich die Schausteller den Geistmarkt in Beschlag nehmen sollen. Daraus wird bekanntlich wegen der Corona-Pandemie nichts. Im Laufe der Jahrhunderte ist die Kirmes immer mal wieder ausgefallen. Meistens wegen eines Kriegs. Aber manchmal haben selbst kämpferische Auseinandersetzungen die Emmericher nicht davon abgehalten, Kirmes als ein wahres Volksfest zu begehen.

Kirmes trotz Krieg im Jahr 1866

Ein Blick ins Jahr 1866: Auf dem Schlachtfeld musste die Deutsche Frage entschieden werden. Der kriegerische Konflikt zwischen Preußen und Österreich dauerte vom 14. Juni bis zum 23. August. Am 3. Juli bedankte sich mittels einer Zeitungsannonce ein Comitee bei den Emmerichern, „für die reichlichen Gaben an Geld für unsere nun im Felde stehenden Krieger“. Da in den nächsten Tagen „weitere große Schlachten bevorstehen, wo wir nicht genug zur Pflege unserer armen Verwundeten thun können, so bitten wir hierdurch ganz besonders die Frauen und Jungfrauen Emmerichs um recht baldige reichliche Spenden“. Die Sachgegenstände konnten dann damals im Rathaus abgegeben werden.

Mehrere Tanzveranstaltungen und Konzerte in der Stadt

Die Kriegshandlungen, die zugegebenermaßen recht weit entfernt von der Rheinstadt stattfanden, bewegten die Bevölkerung. Aber wie groß der Kontrast sein konnte, zeigt sich, wenn man in der Ausgabe des Bürger-Blatts für die Kreise Rees, Borken und Cleve weiterblättert. Denn auf der nächsten Seite werden gleich mehrere Tanzveranstaltungen beworben.

So lud die Schützengesellschaft Borussia Sonntagnachmittags zu einem Konzert. Gleich dreimal wurde in einem Lokal ein Ball beworben. „Da ich für Alles bestens gesorgt habe, so bitte ich um zahlreichen Besuch“, wird der Veranstalter, Johann Wolters, in der Zeitung zitiert.

Und in der Räumen der Gesellschaft Bürgerverein gibt „am Mittwoch in der Kirmeswoche der Gesang-Verein Euterpe unter gefälliger Mitwirkung hiesiger Damen“ ein Konzert. Der Eintritt beträgt fünf Groschen, „ohne der Opferwilligkeit Schranken zu setzen“.

Volksfest dauerte acht volle Tage

Die Kirmes dauerte im Übrigen damals acht volle Tage. Neben Schau- und Schießbuden sowie Vergnügungseinrichtungen aller Art gab es auch immer etliche Verkaufsstände. Auch Karussells wurden aufgebaut, die dann von Emmericher Kindern freiwillig gedreht wurden. Das hatte seinen Grund: „Wer dreimal gedreht hatte, durfte einmal umsonst fahren“, berichtet Ferdinand Goebel in seinem Buch.

Erste Kirmes nach dem Zweiten Weltkrieg ist im August

Als der Krieg nicht mehr nur in der Ferne tobte, wie etwa 1866, sondern die Rheinstadt in ein Trümmerfeld verwandelt hatte, ist die Kirmes logischerweise ausgefallen. Doch schon gut ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stand den Emmerichern wieder der Sinn nach ihrer Kirmes. Vom 10. bis 19. August 1946 fand die erste Kirmes nach dem Krieg statt. Ein Jahr später wurde dann auch wieder auf den traditionellen Termin Anfang Juli gewechselt.

Das Riesenrad dreht sich vor der Christuskirche im Jahr 2006.
Das Riesenrad dreht sich vor der Christuskirche im Jahr 2006. © NRZ | SCHUSTER, Dirk

Apropos Tradition. Parallel zur Kirmes feiert auch die Schützengesellschaft Borussia ihr Stiftungsfest. Doch früher wurde nicht am Montag der König ermittelt. Die Festfolge startete dienstags. „Weil die ‘Heereschötze’ erst deftig Kirmes feiern wollten“, schreibt dazu Willy Huybers in seinem Buch Emmericher Geschichten aus dem Jahr 1983.

Gefühlt zweimal Kirmes in einem Jahr

Eben im Jahr 1983 feierte Emmerich 750-jähriges Stadtjubiläum. Für alle Altersklassen der Stadt wurde damals ein vielfältiges Programm geboten. Die Kinder freute besonders, dass es gefühlt in dem Jahr gleich zweimal Kirmes gab. Denn in der Festwoche Ende Mai/Anfang Juni standen auch schon einige Buden und Fahrgeschäfte auf dem Geistmarkt. Und das gleich für eine ganze Woche. Bei der „richtigen Kirmes“ im Juli war das Fest schon auf vier Tage (Samstag bis Dienstag) geschrumpft worden.