Haldern/Mehr. Das vergangene Schuljahr war für alle Beteiligten eine höchst belastende Zeit. Hannah Komnick, die gleich zwei Grundschulen leitet, berichtet.
Hannah Komnick ist Schulleiterin der Lindenschule Haldern mit dem zweiten Standort Haffen-Mehr. Ein hoffentlich einmaliges Schulhalbjahr liegt hinter ihr, das die Schulleiterin vor besondere Herausforderungen gestellt hat, und das gleich für zwei Grundschulen.
Endlich Ferien! Haben Sie in diesem Jahr die Ferien nötiger als in der Vergangenheit?
Ja, tatsächlich. Es war für alle Beteiligten eine höchst belastende Zeit und ich glaube, dass alle die Erholung in den Ferien herbeigesehnt haben. Obwohl viele Außenstehende denken, dass wir die ganze Zeit „Coronaferien“ gehabt haben, trifft dies überhaupt nicht zu. Durch die Notbetreuung, das Schnüren und Korrigieren der Lernpakete, das ständige Auseinandersetzen mit Informationen und Vorgaben aus dem Schulministerium und die insgesamt belastende und ungewisse Situation waren wir alle viel beschäftigt. So habe ich beispielsweise die Osterferien durchgearbeitet.
Sie hatten ein viertes Schuljahr als Klassenlehrerin. Mit welchen Gefühlen haben Sie Ihre Klasse nach diesem besonderen Schulhalbjahr entlassen?
Auch die Entlassung der Viertklässler war bis kurz vor den Sommerferien noch nicht komplett durchplanbar. Wir haben aber – auch wegen des tollen Wetters – es trotzdem geschafft, eine kleine Abschlussfeier unter freiem Himmel durchzuführen und so den Kindern einen würdevollen Abschied zu ermöglichen. Ich bin davon überzeugt, dass die Schüler alle in den Hauptfächern ihre Ziele erreicht haben. So hatten wir beispielsweise in Mathe schon vor Corana alle Rechenarten durchgenommen. Die Schüler beherrschen die Grundtechniken, was ich auch allen Eltern in einem Brief geschrieben habe.
Sie mussten für zwei Schulen den Unterricht in der Coronazeit koordinieren. Was waren die größten Herausforderungen?
Den Unterricht an beiden Standorten zu koordinieren war nicht so schwierig, da ich fast auf das komplette Kollegium zurückgreifen konnte. Schwierig war es nur, die Teilzeitkräfte nicht übermäßig zu belasten, da ja nebenher auch immer noch die Notbetreuungsgruppen weiterliefen. Meine Konrektorin, Alexandra Peters, hat mich in dieser Zeit sehr unterstützt und auch das Kollegium wurde in die Pläne, Unterrichtszeiten und Unterrichtsgestaltung mit eingebunden.
https://www.nrz.de/staedte/emmerich-rees-isselburg/Man hört immer wieder von Eltern, dass sie sich von Lehrern, nicht auf Ihre Schulen bezogen, alleine gelassen fühlten. Haben Sie Ihren Kollegen bestimmte Richtlinien oder Anleitungen vorgegeben?
Ich glaube, dass es an jeder Schule Eltern gab, die sich alleine gelassen fühlten, sich aber teilweise auch nicht getraut haben, es anzusprechen. Bei uns hat es überwiegend positive Rückmeldungen gegeben, es gab aber auch kritische Stimmen, mit denen wir uns auseinandergesetzt haben. Es war für uns alle die erste Pandemie und alle Seiten mussten sich in die neue Situation einfinden. Auch hier haben wir uns mit dem gesamten Kollegium abgesprochen, ohne individuelle Unterrichtsstile zu beschneiden. Zuerst haben wir versucht, online zu arbeiten. Stellten dabei aber fest, dass nicht alle Familien einen Drucker haben. So haben wir pro Klasse die Hausaufgaben an einem bestimmten Wochentag auf einem Tisch zum Abholen bereitgelegt, hier mussten dann ebenfalls an einem bestimmten Tag die gelösten Aufgaben wieder abgegeben werden. Während man sonst beispielsweise die Lösungen von Matheaufgaben im Unterricht abfragt, musste jetzt jedes Blatt von jedem Kind korrigiert werden. Was natürlich viel mehr Arbeit bedeutet.
Sehen Sie beide Schulen gut aufgestellt für den Neustart nach den Ferien?
Ich gehe gelassen auf das neue Schuljahr zu, da ich denke, dass wir – Stand jetzt – normal starten können. Was sich aber für die Zukunft ändern muss, falls es nochmal zum Lernen auf Distanz kommt, ist die häusliche digitale Ausstattung der Kinder, auch für Lehrer müssen Arbeitsgeräte zur Verfügung gestellt werden und man braucht stabile Leitungen und kindgerechte Lernplattformen.