Rees. Der 21-jährige Halderner Gitarrist, Sänger und DSDS-Teilnehmer Joaquin Parraguez präsentierte im Bühnenhaus bekannte Popsongs.

Wenn man von Dieter Bohlen als „der vielleicht beste Gitarrist, der je in einer deutschen Casting-Show war“, bezeichnet wird, dann tut das einem jungen Talent nicht nur gut, sondern öffnet vielleicht auch die eine oder andere Tür.

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„Der beste Gitarrist in 16 Staffeln DSDS zu sein, war schon cool“, bekannte der heute 21-jährigen Joaquin Parraguez, der bei Deutschland sucht den Superstar 2019 immerhin bis nach Thailand kam, erst im Recall-Finale scheiterte und danach mehr Auftritte und Aufmerksamkeit hatte. „Zu Anfang war es ungewohnt, dass Dich Leute für ein Foto ansprechen. Aber es ist schön, erkannt zu werden“, durfte der Halderner und Sohn chilenischer Musiker am Samstag als erster Popsänger in der Corona-Zeit seine Visitenkarte im Reeser Bürgerhaus abgeben.

Halderner macht viel Straßenmusik

„Ich mache ja auch viel Straßenmusik, wo man den direkten Draht zu den Menschen hat. Das fehlt einem“, bekannte er in der Pause.

Das kostenlose Konzert, dass eigentlich als Marktkonzert unter freiem Himmel angesagt war, verfolgten trotz schönen Wetter und Corona immerhin 70 jung und junggebliebene Reeser Gäste und Fans.

„Er singt sehr gefühlvoll - und ich find den Typ toll, obwohl er zu jung für mich ist“, lachte die 32-jährige Katharina Hölker. „Ich hab damals das erste Mal DSDS geguckt. Er war sympathisch, das Gesamtpaket fand ich klasse“, meinte Stefanie Vehstedt.

Das Konzert entfaltete nicht die Dynamik eines lebendigen Live-Erlebnisses, das Reeser Publikum war eher aufmerksam als enthusiastisch. Dafür entwickelte sich ein relativ leiser Akustikabend, der in seinen besten Momenten angenehmen Gesang mit gutem Gitarrenspiel verband.

Die Reise bei DSDS

Natürlich durften in dem Set auch Songs „aus meiner Reise bei DSDS“ , wie Parraguez es ankündigte, nicht fehlen. Zum Auftakt spielte er „Fly me to the moon“ von Frank Sinatra – allerdings nicht ganz mit der Spannung und technischem Funkeln wie bei Bohlen , was auch an den Umständen unter Corona-Bedingungen lag.

Verhaltene Bühnenpräsenz und zurückgenommenes Auftreten kennzeichneten die gesamten 75 Minuten, in denen er häufig auf die „Loop“-Technik zurückgriff – also das akustische Übereinanderlegen verschiedener Klangelemente wie Shaker, Percussion, Mini-Schlagzeug und Gitarre als „Ein-Mann-Band.“ Daraus entstanden durchaus atmosphärische Klangsphären für die Songs – ob nun bei „Riptide“ von Vance Jones, „Redbone“ von Khaled oder „Stand by me“ von Ben E. King. Allerdings nahmen sie der Stimme etwas an Wirkung, und die Feinjustierung der begleitenden Instrumente war rythmisch nicht immer ganz präzise.

Angenehm-zarte Stimmfarbe

Auf seine angenehm-zarte, eigene Stimmfarbe konnte sich Parraguez aber verlassen – so wie bei „Ain’t no sunshine“ von Bill Withers oder „Red All I want“ von Kodaline, bei dem so ein Hauch von Lagerfeuer-Stimmung aufkam.

Seiner Stimme nicht nur Klang, sondern auch Emotion mit einzuhauchen, das gelang ihm an diesem Abend bei Bob Dylans „Make you feel my love“. Und vor „What a wonderful world“ von Louis Armstrong als Kontrast gab er den Zuschauern im Zusammenhang mit dem Mord an George Floyd einen Denkanstoß mit: „Wenn Ihr was hört oder bemerkt, was rassistisch ist, dann macht darauf aufmerksam. Denn auch wenn man selbst Rassismus nicht erlebt – für viele Menschen ist es ein täglicher Kampf.“

Den Auftritt beschloss Parrageuz mit dem Bill Withers-Klassiker „Just the two of us“ – einer der wenigen Songs mit etwas Groove. Am Ende beschrieb der junge Mann noch CD’s und Plakate mit seinem Autogramm, stellte sich zum Foto und entschwand dann zum Bühnenabbau.