Elten. Abwechslung in der Coronazeit bot der Eltener Musikverein. Dieser unterhielt die Bürger mit kleinen Open-Air Konzerten vor den Haustüren.

Als leichter Regen einsetzte, wurde die letzte Viertelstunde für die elf Musiker des Eltener Musikvereins dann doch unangenehm. Mit einem schwungvollen „Copacabana“ und der traditionellen Schlussnummer „Elten, meine Heimat“ hielt die kleine Combo, die sich mit Notenständern und gebotenem Abstand voneinander platziert hatte, beim letzten Corona-Konzert in dem Häuserkarree an der Streuffstraße 8 aber eisern dagegen.

Wilma de Ruijter und Hans Brockmann verfolgten das Konzert von ihrer Terrasse aus. „Das erste Mal war das über uns mit sechs Musikern auf den Balkonen, da war das schon überraschend“, meinten die beiden. „Aber das ist niederrheinische Art – spontan und lebenslustig“, hörte sie vom Marsch bis zu Peter Maffay ein breites Repertoire.

Schau- und Hörlustige versammelten sich auf den Balkonen

Der Vorsitzende des Musikvereins, Jan Wijnands, bedankte sich bei den Zuhörern auf den Balkonen und den Schaulustigen, die wie so oft Sonntag um 18 Uhr zum Zuhören gekommen waren, ausdrücklich nochmal für die Aufmerksamkeit und Zustimmung der vergangenen Monate.

Aufgrund der Corona-Krise „durften wir ja nicht spielen – seit Mitte März gab es keine Proben“, erzählte er. „Und viele Veranstaltungen fielen ja weg – zum Beispiel auch die Mittsommernacht.“ So entschloss man sich, „nach italienischem Vorbild“ die Menschen, die durch die Pandemie zum Zuhausebleiben verdonnert waren, in diversen Kleingruppen und an verschiedenen Plätzen in der Ortschaft mit Musik zu unterhalten.

Idee aus Niedersachsen aufgenommen

„Wir haben bei uns damit angefangen und seit dem 22. März elfmal bei uns im Garten am Fuchsweg gespielt“, erzählten Brigitte und Heinz Derksen. Die Idee sei vom niedersächsischen Blasmusikverband ausgegangen. „Die ging dann über einen Cousin zu uns, da kam dann ein Nachbar dazu und unsere Kinder.“ Und schon ging’s los.

Ein Konzert direkt vor dem Balkon. Toll!
Ein Konzert direkt vor dem Balkon. Toll! © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

„Erst kamen die Nachbarn, dann jetzt sogar Leute aus ganz Eltern mit dem Rad und schauten sich das Ganze an“, ergänzte Wijnands. So kamen gut 35 Musikevents zusammen, die man auch ins Netz stellte – und für die es allgemein sehr viel Lob gab. Den Impuls die Gruppe an der Streuffstraße spielen zu lassen, hatte die 21-jährige Klarinettistin Merle Kossack gegeben. „Ich bin neu hier eingezogen, haben gesehen, dass hier viel Platz bist und gedacht, dann können wir hier spielen. Und weil die Balkone hier rundherum sind, waren die Zuschauer auch schon direkt da.“

Weinende Gesichter am Altenheim

Für den Zusammenhalt der Gruppe habe das viel gebracht, waren sich die Musiker einig – auch wenn man sich nach den bald wieder (sehr eingeschränkt) stattfindenden Proben sehnt. Und mit dem Vereinsbesuch im Altenheim gab es sogar ein besonderes Highlight. „Die strahlenden Gesichter der Bewohner“ hatte Saxofonist André Kok noch im Sinn. „Die haben geweint, als wir im Innenhof standen.“

Die Bürger quittierten das Engagement mit dankbarem Applaus. Zwei Vertreter des Eltener Schützenvereins brachten an diesem Abend für die Musiker einen Kasten Bier mit. „Das ist unser wichtigster Partnerverein. Wir müssen ja auf das Schützenfest verzichten. Aber wir sind da stolz drauf, was die machen“, meinte Brudermeister Henry Slagmeulen.

Dankbare Zuhörer

Und auch die Zuhörer zeigten sich dankbar. „Damit haben sie uns eine riesige Freude gemacht“, meinte Anwohner Bruno Jansen. Und Hans de Wildt ergänzte: „Das war eine willkommene, schöne Abwechslung.“