Rees. Am Standort Rees des Theodor-Brauer-Hauses finden vor allem junge Menschen ein Anlaufstelle – und oftmals einen Neustart für ihren Lebensweg.
Es ist still in der großen Halle am Standort Rees des Theodor-Brauer-Hauses. Die Dekupiersägen stehen still, die Gartengeräte an der Wand sind nicht im Einsatz. Sonst geht es hier lauter zu. Dann, wenn die Teilnehmer der Jugendwerkstatt hier unterwegs sind.
Dann wird gesägt, gebohrt und gebastelt. „Gerade bauen wir ein Insektenhotel“, sagt Guido Janßen, der sich gemeinsam mit seiner Kollegin Mareike Krüger um die Einrichtung kümmert – und dabei einiges mit den jungen Menschen erlebt.
Grundlegende Kompetenzen erlernen
In der Jugendwerkstatt treffen Jugendliche und junge Erwachsene aufeinander, die ihre Schulpflicht absolviert haben, aber noch nicht wissen, wohin sie mit ihrem Leben wollen. „Oft stecken viele private Probleme dahinter“, sagt Guido Janßen. „Wir versuchen, die Jugendlichen da abzuholen, wo sie stehen“, berichtet Mareike Krüger.
Dazu ist es manchmal nötig, den Jugendlichen Basiskompetenzen zu vermitteln. „Ich habe einer Teilnehmerin ein halbes Jahr täglich hinterhertelefoniert, ob sie aufgestanden ist und kommt“, erzählt Mareike Krüger. Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und andere Schlüsselkompetenzen sind notwendig, damit die jungen Menschen später auch ein geregeltes Leben führen können. „Wir können ihnen auf dem Weg nur helfen – gehen müssen sie ihn selbst“, sagt Guido Janßen.
Greifbare Ergebnisse der Arbeit
In der Jugendwerkstatt haben die jungen Menschen die Möglichkeit, sich auszuprobieren, ihre Fähigkeiten kennenzulernen und weiterzuentwickeln. „Es ist wichtig, mit den Jugendlichen Projekte zu machen, bei denen die Ergebnisse später greifbar sind“, sagt Guido Janßen. Die Insektenhotels, die zur Zeit in der Jugendwerkstatt entstehen, sind nur ein Beispiel dafür.
Regelmäßig geht es mit den Jugendlichen in Richtung der ostwestfälischen Stadt Vlotho. Dort richtete Guido Janßen bei einem Lehrgang im LWL-Bildungszentrum Jugendhof Vlotho ein Projekt für „seine“ Jugendlichen ein. Ein- bis zweimal im Jahr fahren die Teilnehmer der Jugendwerkstatt mit Betreuer dorthin und arbeiten – gegen Kost und Logis.
Stärken erkennen und fördern
„Es ist schön, wenn man die jungen Menschen da für eine Woche den ganzen Tag erlebt. Da lernt man ihre Stärken kennen und es entwickelt sich ein gegenseitiger Respekt“, sagt Guido Janßen. In Vlotho haben die Jugendlichen aus der Jugendwerkstatt schon einiges gemacht – von der Pflasterung einiger Flächen bis hin zum Bau eines Geräteschuppens.
Und wenn man die Stärken der Jugendlichen kennt, kann man sie gezielt fördern. Mit ihnen absprechen, wo es beruflich für sie hingehen könnte und entsprechende Praktikumsstellen in Rees und Umgebung suchen. Wobei letzteres durch die Corona-Pandemie natürlich gerade auch erschwert ist. Die Erfolgsquote ist hoch: Rund 80 Prozent der Teilnehmer verlassen die Maßnahme mit einer Anschlussperspektive – wie etwa einer Ausbildungsstelle.
Erfolgserlebnisse – auch für die Pädagogen
Dabei arbeiten Guido Janßen und Mareike Krüger generell gerne mit den jungen Menschen, besonders, wenn sie sehen, wie diese sich entwickeln. „Viele erfahren hier zum ersten Mal so etwas wie Wertschätzung – auch für ihre Arbeit“, erzählt Guido Janßen.
Kürzlich kam ein junger Mann, der nach der Jugendwerkstatt eine Lehrstelle gefunden hat, wieder zurück, um stolz zu berichten, dass er jetzt seinen Führerschein hat und um sein neues Auto zu präsentieren. „Wenn man so etwas mitbekommt, dann denkt man sich, wenn man abends nach der Arbeit nach Hause fährt: Du hast alles richtig gemacht“, sagt Guido Janßen.
>>>Weitere Angebote des TBH in Rees
Im Rahmen der Maßnahme U-Turn werden Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren, die durch Probleme nicht in die normale Schule gehen können durch Sonderpädagogen und Sozialpädagogen unterrichtet und bei ihrer Wiedereingliederung in eine Regelschule unterstützt.
In der Maßnahme AGH werden Langzeit-Arbeitssuchende betreut, die dem Theodor-Brauer-Haus durch die Stadt Rees zugewiesen werden. Diese verrichten hier verschiedene Arbeiten, zum Beispiel als Hilfsarbeiter auf Baustellen.
Im Restaurant „Mittags am Markt“ und im Café am Wahrsmannshof sind ebenfalls Arbeitssuchende tätig, die den Gästen Kaffee, Kuchen oder warme Mahlzeiten servieren. Die Speisen kommen von lokalen Bäckereien und Metzgereien und werden hier für alle serviert.