Rees. Der Bau- und Umweltausschuss hat sich klar gegen die geplante Auskiesung Vahnum-Mehr ausgesprochen. Firma Holemans hat das Vorhaben beantragt.
Entspannt ging’s zu auf der Sitzung des Bau- und Umweltausschuss im Bürgerhaus, zumindest zu Beginn. „Das habe ich so noch nicht gehabt, dass alle hier durcheinander Platz genommen haben und nicht nach Parteizugehörigkeit aufgeteilt“, witzelte der langjährige Ausschussvorsitzende Karl Goris in Corona-Zeiten. Doch dann wurde es relativ schnell untypisch giftig. „Das finde ich jetzt aber unfair“, nahm beispielsweise Kämmerer Andreas Mai seine Verwaltung vor Angriffen der Politik, besonders durch Helmut Wesser von den Grünen, in Schutz. Thema war der Auskiesungs-Antrag der Firma Holemans für die Abgrabung Vahnum-Mehr.
„Wir lehnen eine weitere Auskiesung vehement ab“, reagierte Wesser darauf, das jetzt, wegen Corona zeitlich verspätet, die Offenlegung für den Holemans-Antrags erfolgt, ohne dass die Stadt ihre Argumente für das Nein zu dem Projekt noch einmal dezidiert ihrer Stellungnahme beifügt. „Das ist bis morgen nicht möglich“, sagte Bauamtsleiterin Elke Strede. Die Frist laufe jetzt ab. Dem stimmte Mai zu.
Ausschuss stimmt für qualitative Stellungnahme der Stadt gegen Ausgrabung
Mit Mehrheit sprach sich der Ausschuss schließlich dafür aus, dass das Nein der Stadt in einem Nachtrag „qualitativ in der Stellungnahme klar beschrieben wird“, wie es Wesser gefordert hatte, und nicht sofort. Dass die Reeser Politik das Vorhaben ablehnt, daraus machten alle keinen Hehl. „Nein heißt Nein“, betonten auch CDU, SPD wie FDP übereinstimmend.
Das Abgrabungsgebiet liegt zwischen Wesel und Rees und ist etwa 20 Hektar groß. 2003 hatte die Kiesfirma Menting-Bresser aus Wesel bereits die Genehmigung, baggerte dort aber nicht aus. Jetzt will Holemans aktiv werden, was, so die Politik in Rees, von der Stadt nicht gewollt ist.
Lob für die Verwaltung wegen Recherchen zu Künstler Erich Feyerabend
„Wir erhalten in Kürze über 50 Ordner von Amprion wegen der geplanten Stromtrasse, und das nach den enormen Kraftanstrengungen im Rathaus in Sachen Corona“, reagierte der Kämmerer sichtlich verschnupft auf den neuen Auftrag für eine dezidierte Stellungnahme zur geplanten Auskiesung. Dafür sei kaum Personal da. „Dann müssen Sie notfalls eine externe Kraft dazu holen“, meinte Wesser nur.
Lob gab es hingegen von allen Seiten für den Einsatz der Verwaltung in Sachen Umbenennung der Erich-Feyerabend-Straße in Anne-Frank-Straße. Der gebürtige Reeser und Künstler Feyerabend hatte, wie intensive Recherchen ergeben haben, eine NS-Vergangenheit. Die Entscheidung des Ausschusses fiel entsprechend einstimmig aus bei einer Enthaltung. Für den Aufwand, den die Anwohner jetzt etwa wegen Änderungen ihrer Ausweis-Dokumente haben, erhalten sie pro Person 50 Euro. Angeregt hatte das Thema übrigens Helmut Wesser. „Dafür gebührt es Dank“, meinte Bodo Wissen (SPD).
Reste von Mauer und Gewölbekeller aus dem Mittelalter entdeckt
Bei den Arbeiten an der Empfängerstraße im historischen Stadtkern haben Archäologen Reste einer Stadtmauer aus dem Spätmittelalter sowie Teile eines Gewölbes, das vermutlich zwei Keller miteinander verbunden hatte, gefunden, berichtete die Verwaltung im Ausschuss. Alles sei aufgemessen und kartiert, die Erneuerung der Straße könne wohl in etwa zwei Wochen fortgeführt werden, hieß es. Vielleicht soll es später an der Stelle eine Hinweistafel auf die Funde geben.