Haldern. Die Pferde im Reitstall Schweckhorst werden für Veranstaltungen ausgebildet. Ohne Schützenfeste bleiben sie arbeitslos. Dabei lieben sie Musik.
Corona macht arbeitslos. Nicht nur Menschen, sondern auch 20 Schimmel und ihre dunklen Artgenossen, die sonst zur Höchstform auflaufen, wenn das Trömmelchen geht. Sie lieben Musik, denn im Reitstall von Alois Schweckhorst in Rees-Haldern werden sie zu Veranstaltungspferden ausgebildet. Doch die Musik hat derzeit Ruh’ – über 100 Schützenvereine haben in dieser Saison ihre Feste absagen müssen und damit die Pferde in Kurzarbeit geschickt.
Nicht aber die Mitarbeiter im Stall Schweckhorst an der Lohstraße, denn die Pferde müssen weiterhin gefüttert, gepflegt, bewegt und die Ställe entmistet werden. „Unsere Pferde sind speziell für Festumzüge ausgebildet worden. Es gibt Pferde, für die ist die Musik abstoßend, unsere lieben sie“, erklärt Pferdewirtschaftsmeisterin Petra Vernooy. Sie ist als Kind auf dem Reiterhof Schweckhorst großgeworden, hat ihr ihre Ausbildung absolviert, dann 20 Jahre in Dänemark, Neuss und Krefeld gearbeitet und ist vor acht Jahren zurück in die Heimat gekehrt.
Pferde waren zu Karneval noch in Köln im Einsatz
„Zu Karneval waren wir noch mit unseren Pferden in Köln und Krefeld, eine Woche später war hier alles dicht“, erinnert sich Petra Vernooy. In den Wintermonaten ist es auf dem Hof immer etwas ruhiger. Doch die Reiter aus den Vereinen haben Pflichtstunden, aber da bald bekannt war, dass sie in diesem Jahr bis zum 31. August keine Schützenfeste stattfinden werden, wurden die Reitstunden ebenfalls gecancelt. „Was ja auch wenig Sinn macht, denn viele kommen von weit her. Und dann jeweils nur zu zweit im Pkw anzureisen scheuen viele“, resümiert Petra Vernooy.
Doch inzwischen wurden auch die Feste im September, wie das Schützenfest in Wesel, bei dem immer eine große Anzahl an Pferden mitzog, abgesagt.
Die Pferde von Schweckhorst werden auch für Film- und Fernsehproduktionen gebucht, seinerzeit auch für APX in Xanten. „Doch selbst die Kutschfahrten für Hochzeiten wurden in diesem Jahr abgesagt“, erzählt Alois Schweckhorst.
Spezialisiert auf Veranstaltungspferde
Vier Fünftel seiner Einnahmen machen die Vermietungen seiner Pferde aus. Und natürlich plagt ihn die Ungewissheit: „Was wird 2021 sein?“ Dass immer weniger Pferde in den Karnevalszügen eingesetzt werden, hat er mit einkalkuliert. „Das ist absehbar. Aber die Schützenfeste?“, fragt er rhetorisch.
Hoffen auf St. Martin
Dass in diesem Jahr St. Martin wieder aufs Pferd steigt, ist anzunehmen, aber es ist im Vergleich zu den Umzügen mit den großen berittenen Schützenzügen nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein.
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Auch das Geschäft mit Verkäufen von Sportpferden läuft aktuell beschwerlich, denn es finden keine Turniere statt. „Die Kosten laufen aber weiter, wir haben die Veranstaltungspferde und ihre Reiter versichert, das Futter muss weiterhin bezahlt werden, ebenso der Schmied. Lediglich die Transporter haben wir abgemeldet, schließlich bleiben die Pferde im Stall, beziehungsweise auf der Wiese.“ Die Wiesen wiederum sind so trocken, dass die bewässert werden müssen. Es ist kein gutes Jahr für die Branche.
So langsam läuft wenigstens wieder der Reitunterricht an. „Aber nur in kleinen Gruppen und dann draußen mit weiten Abständen“, erzählt Petra Vernooy, die darauf hofft, dass Kinder und Erwachsene wieder große Freude daran haben, das Reiten zu erlernen.