Rees. Das Reeser Unternehmen Plexotec hat in den vergangenen Wochen tausende Spuckschutze aus Kunststoff erstellt. Die Nachfrage ist gewaltig.

Am 13. März wussten Gerhard Büns und Michael Steden noch nicht, was ihnen blüht. Die Corona-Pandemie hatte Deutschland im Griff. Kurzarbeit, geschlossene Unternehmen, Riesenrezession - die Angst vor der Zukunft war groß. „Doch dann, vier Tage später kehrte sich die Situation völlig um“, erzählt Gerhard Büns. Denn sein Unternehmen vertreibt etwas, das zurzeit alle Welt benötigt: Plexiglasscheiben. Aus der vermuteten Krise wurde für das Reeser Unternehmen Pelxotec quasi ein Konjunkturprogramm. Seit dem 17. März verkauft Plexotec Spuckschutz-Lösung in bis dato ungekanntem Ausmaß.

Celine Steger und Michael Steden präsentieren die Spuckschutzscheiben.
Celine Steger und Michael Steden präsentieren die Spuckschutzscheiben. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Es fing an mit den Holländern. „Ich bekam einen Anruf von Albert Heijn. Binnen 48 Stunden sollten wir 7000 Spuckschutze für den Kassenbereich produzieren“, erzählt Büns. Für sein Unternehmen, welches zu den größten in Deutschland gehört, war das schon eine Hausnummer: „Aber wir haben es geschafft“, sagt er stolz. Neben Albert Heijn bedient Plexotec auch Super de Boer und andere Lebensmittelmärkte in den Niederlanden.

Unternehmergeist wurde geweckt

In der Not zeigt sich der Unternehmergeist. Vertriebschef Michael Steden hat binnen drei Tagen eine neue Sparte erschaffen und auf die neue Situation reagiert. „PX-Products 4 Health“ heißt jetzt das neue System, mit dem das Reeser Unternehmen jetzt Gastronomien, Restaurant, Großraumbüros, Empfangsräume, Kioske, Flughäfen, Apotheken und auch für die Ausstattung des Düsseldorfer Landtages ist man im Gespräch. Immer geht es um transparente Plexiglas-Aufsteller, Scheiben zum Aufhängen oder ganze Kabinen, damit Mitarbeiter wieder aus dem Homeoffice können.

Gerhard Büns geht davon aus, dass seine Vorrichtungen zur Dauereinrichtung werden. Gerade in Apotheken, in Supermärkten, bei Banken oder in Betrieben werde man auf Dauer wohl mit diesen transparenten Plexiglasaufstellern leben müssen. Auch für die Zukunft sieht er eine Nachfrage: „Supermarktketten, die im ersten Schritt zu einer Notlösung mit Dachlatten und Plastikfolie gegriffen haben, die werden bald auch zu vernünftigen Lösungen greifen.“

Der Düsseldorfer Landtag wird ausgestattet

In den vergangenen Wochen hat Plexotec Spuckschutze im 5-stelligen Bereich hergestellt. Ein ganz neuer Markt hat sich auf einmal aufgetan. Beim Material gebe es mittlerweile Engpässe. Durch die guten Verbindungen zu Herstellern, könne man noch immer gut liefern. „Aber wenn ich heute 50 Tonnen bestelle, dann kommt die Lieferung erst im November“, verdeutlicht Büns die derzeitige Situation.

Eine Maschine schneidet Elemente für Spuckschutzwände.
Eine Maschine schneidet Elemente für Spuckschutzwände. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

In der aktuellen Situation gehe man neue Wege. Das Robert-Koch-Institut hat Plexotec als eines von sieben deutschen Unternehmen in ein Konsortium aufgenommen, welches künftig Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen mit Kopfschutzmasken ausstatten wird. „Für uns ist das ein ganz neuer Bereich“, sagt Büns.

40 Mitarbeiter sind beschäftigt

Sein Unternehmen ist eigentlich auf das Bedrucken von Plastikschildern spezialisiert. Namhafte Unternehmen aus der Kosmetikbranche, der Automobilindustrie oder dem Einzelhandel lassen in Rees ihre Schilder und Werbe-Mittel bedrucken. 40 Mitarbeiter sind in Rees tätig, die jetzt in einem Zwei-Schicht-Betrieb arbeiten. Die vorhandenen Aufträge könne man mit der bestehenden Mannschaft gut abarbeiten.

Trotz der guten Auftragslage hofft Büns darauf, dass das normale Leben bald wieder Einzug hält. „Wir sind auch über jede Kunststoffplatte froh, die nicht durchsichtig ist“, lacht er.