Emmerich. Biologinnen haben Amphibien in der Emmericher Ward kartiert. Dabei stießen sie auf einen streng geschützten Molch. Die Freude war natürlich groß.
Er ist bekannt als Wasserdrache mit Rückenkamm. Stolze 18 Zentimeter lang kann er werden. Eigentlich ist er in ganz Mitteleuropa verbreitet – allerdings in nur kleinen Populationen. Der Kammmolch ist wegen seiner Größe und seiner Seltenheit eine Besonderheit. „Als wir Anfang April den ersten Kammmolch in der Emmericher Ward nachgewiesen haben, war das ein besonders schöner Moment“, sagt Ortrun Heine.
Die Biologin Ortrun Heine der Nabu-Naturschutzstation Niederrhein und Praktikantin Corinna Bartel waren nun wieder in verschiedenen Gebieten unterwegs, um nicht nur nach dem Kammmolch Ausschau zu halten.
Auf der Suche nach der Kreuzkröte
Denn: Die Naturschutzgebiete rund um die Nabu-Naturschutzstation Niederrhein beheimaten verschiedenste Amphibienarten. So lag auch ein Fokus auf den Fröschen. „In der Emmericher Ward soll es etwa auch ein Kreuzkrötenvorkommen geben“, so Heine.
Um diese zu entdecken, sind gespitzte Ohren gefragt. Vor allem auch nachts. „Daher werden wir sicher noch einmal in einer weiteren Kartierungsaktion nachts losgehen und nach den Kröten horchen“, so die Biologin.
Gefährdung durch Zerstörung der Kleingewässer
Der Kammmolch, der im Übrigen auch schon vor einigen Jahren in der Emmericher Ward gefunden wurde, aber immer stetig weiterzieht in dem Gebiet, ist besonders geschützt. Er darf nicht verletzt oder getötet werden und sein Lebensraum muss extra geschützt werden. Seine Gefährdung in Europa, „aber auch hier am Niederrhein geht vor allem von der Zerstörung der Kleingewässer aus, in denen er zu Hause ist“, so Heine.
Diese werden unter anderem zunehmend durch Pestizide verschmutzt oder für Landschaftsnutzung zugeschoben. Diese Kleingewässer trocknen außerdem wegen des Klimawandels mit seinen höheren Temperaturen und geringeren Niederschlägen stärker aus. Auch Verluste durch den Straßenverkehr spielen eine Rolle.
Biologinnen rücken mit Rucksack aus
In regelmäßigen Abständen findet die Amphibienkartierung der Nabu-Naturschutzstation Niederrhein statt. Das bedeutet, die Biologinnen der Station rücken schwer bepackt mit Rucksäcken aus – gefüllt unter anderem mit Molchreusen, Kescher und Wathosen. Ziel ist es, das Vorkommen der Amphibien in den umliegenden Naturschutzgebieten zu dokumentieren, um es mit alten Daten zu vergleichen. Die Informationen werden gebraucht, um Aussagen zur Entwicklung der Gebiete zu machen und Maßnahmen abzuleiten.
Zu den Gebieten der Station, die für die Amphibienkartierung relevant sind, gehören neben der Emmericher Ward und den Moiedtjes-Teichen auch das Kranenburger Bruch und die Rindernschen Kolke. In den Gebieten konnten schon bei der letzten Kartierung Kammmolche gefunden werden.
Biologinnen haben einen Bestimmungsschlüssel
Neben den Kammmolchen sind auch in den Naturschutzgebieten rund um Kleve Teichmolche, Erdkröten und Gras- oder Wasserfrösche anzutreffen. Außerdem begegnet man natürlich nicht nur adulten, also erwachsenen Amphibien, sondern auch Laich und Kaulquappen beziehungsweise Molchlarven. Um all das zu unterscheiden, brauchen auch erfahrene Biologinnen einen Bestimmungsschlüssel.
Bei der Untersuchung, für die die NABU-Naturschutzstation Niederrhein stets eine Ausnahmegenehmigung beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz beantragen muss, steht das Wohlergehen der Tiere natürlich im Vordergrund. Deshalb werden Arbeitsgeräte, Kleidung und Hände vor und nach der Arbeit in den Gebieten gründlich desinfiziert. Dabei geht es vor allem darum, die Amphibien vor dem Chytridpilz zu schützen. Der verursacht die sogenannte Salamanderpest.
Molche und Frösche werden nach der Bestimmung freigelassen
Dieser Pilz wurde vermutlich aus Asien eingeschleppt und befällt die Haut der Amphibien, was zu ihrem Tod führt. „Das Desinfizieren ist zwar ein riesiger Arbeitsaufwand, aber natürlich extrem wichtig für den Schutz der Tiere“, sagt Ortrun Heine. Nach den Untersuchungen vor Ort werden die gefangenen Molche und Frösche selbstverständlich wieder freigelassen.
Wenn Ortrun Heine von ihrer Arbeit spricht, bleibt einem nichts anderes übrig, als sich von der Begeisterung für die Natur anstecken zu lassen. Wie allen Biologen gefalle ihr am Kartieren besonders, so viel Zeit draußen verbringen zu dürfen. „Plötzlich springt ein Hase auf, Rehe brechen durch das Gestrüpp, ein Großer Brachvogel ist zu hören oder ein Eisvogel zu beobachten. Das ist alles so schön. Also, wem da nicht das Herz aufgeht …“
Weitere Kartierungen geplant
2020 führt die Nabu-Naturschutzstation Niederrhein weitere Kartierungsarbeiten durch. Neben der Amphibienkartierung ist in der Hetter in Emmerich zum Beispiel eine Wiesenvogelkartierung, sowie eine Hartholzauenkartierung und eine Gewässerpflanzenkartierung in der Emmericher Ward.