Emmerich. Die beiden öffentlichen Toilettenhäuschen in Emmerich sind ein dickes Minus-Geschäft für das Stadtsäckel, da sie täglich gereinigt werden müssen.
Am vergangenen Wochenende ging ein Hilferuf bei der Feuerwehr ein. Eine hilflose Person saß in dem Toilettenhäuschen an der Christuskirche fest. Der Rettungsdienst konnte den Hilfesuchenden dann aus der misslichen Lage befreien.
Bei der NRZ meldete sich eine Leserin, der schon vor längerer Zeit das gleiche Missgeschick passiert ist. Das wirft Fragen auf. Ist das öffentliche Toilettenhäuschen eine latente Falle? Gibt es weitere Personen, die ähnliche Erlebnisse hatten? Wie kann es zu solchen Situationen überhaupt kommen?
Stadt hat Toilettenhäuschen intensiv überprüft
Die Aufarbeitung der Ereignisse ist recht schwierig. Zum einen ist die Identität der Person vom vergangenen Wochenende nicht bekannt. Daher weiß die Stadt Emmerich auch nicht, was exakt passiert ist. „Der zuständige Fachbereich hat aber alle Türen und die Schließsysteme intensiv überprüft, die sind technisch einwandfrei in Ordnung“, erklärt Stadtsprecher Tim Terhorst auf Nachfrage dieser Zeitung. „Es ist uns nicht klar, wie man sich von innen selbst einsperren kann.“ Was immer mal wieder vorkomme, sei hingegen, dass durch Vandalismus der Zugang gesperrt werde, so dass man gar nicht das Häuschen betreten könne, ergänzt Terhorst.
Kaufpreis im Jahr 1998 lag bei 120.000 DM
Insgesamt zwei öffentliche Toilettenhäuschen gibt es im Innenstadtbereich. Neben dem Häuschen an der Christuskirche in Blickrichtung Rathaus steht eine weitere Notdurftanlage am Rheinpark. Die beiden baugleichen Objekte wurden von der Stadt 1998 gebraucht gekauft. Der damalige Kaufpreis:120.000 Deutsche Mark. „Das war so die Zeit, als man begonnen hat, touristisch zu denken“, sagt Terhorst.
Denn eins ist klar: Bei den beiden Toilettenhäuschen handelt es sich um eine freiwillige Serviceleistung der Stadt. Die Situation in Emmerich ist damit im Übrigen konträr zum alten Rom. Kaiser Vespasian wird allgemein der Satz „Pecunia non olet“ zugeschrieben. Auf Deutsch: Geld stinkt nicht. Denn um die leeren Staatskassen zu füllen, erhob Kaiser Vespasian auf öffentlichen Toiletten eine spezielle Latrinensteuer.
20 Cent pro Nutzung
Zwar muss auch in Emmerich die Summe von 20 Cent bezahlt werden, um auf das Stille Örtchen zu kommen. Doch alles in allem sind die Toilettenhäuschen für das Stadtsäckel ein dickes Minus-Geschäft. Denn pro Jahr wird für die Reinigung ein Betrag von 25.500 Euro bezahlt.
Die Rechnung ist relativ simpel. Damit sich die laufenden jährlichen Kosten decken, müsste die vollkommen utopische Zahl von 127.500 zahlenden Toilettengängen erreicht werden. In Wahrheit ist es aber so, dass die eingenommene Summe im vergangenen Jahr bei ungefähr 500 Euro lag. „Und der Wert war in den vergangenen Jahren ziemlich konstant“, so Terhorst.
Anhand der Zahlen werden die beiden Toiletten also durchschnittlich immerhin fast siebenmal am Tag benutzt. Daraus ergibt sich dann wiederum auch, dass beide Häuschen täglich gereinigt werden müssen.
>>> Begriffserklärungen
Es gibt zwei verschiedene Eingänge zu den Toilettenhäuschen. Zum einen das behindertengerechte nicht geschlechtsspezifische WC. Die Abkürzung steht für Water Closet. Zu dem gibt es eine Tür, die mit dem Wort Pissoir überschrieben ist.
Ein Pissoir ist laut Definition ein fürs Stehpinkeln von Männern vorgesehener Ort. In dem Pissoir befindet sich dann wiederum in der Regel das Urinal, wo die Notdurft verrichtet werden kann.
In den Toilettenhäuschen in Emmerich sind im Übrigen auch Seife und Handtücher vorhanden, die die Benutzer nicht extra bezahlen müssen.