Praest. Das ganz andere Osterfest in Emmerich-Praest findet viel Zuspruch. Das Osterlicht wurde an 31 Stellen in Seelsorgeeinheit verteilt.

Die Türen der St. Johannes-Kirche in Praest sind am Gründonnerstagabend weit geöffnet. Im Inneren spielt Kantor Stefan Burs an der Orgel das Taize-Lied „Bleibet hier“. Ja, ins Kircheninnere darf die Gemeinde mit der erforderlichen Distanz. Aber die Feier von Gottesdiensten ist seit Mitte März untersagt.

„Es kann doch nicht sein, dass nichts stattfindet“, dachte sich Stefanie Glowatzki. Und just im Telefonat vor gut drei Wochen mit Gabi Wawrzyniak, mit Unterstützung von Ralf Langela und weiteren kleinen und großen Helfern war die Aktion „Gottesdienst to go“ (außerhalb des Kirchenraums – NRZ berichtete) geboren.

Auf einem Stuhl steht symbolisch die Schale für die Fußwaschung

Impulsgeberin Glowatzki lässt sich immer wieder neue Texte Woche für Woche einfallen. „Da gehen viele Stunden drauf“, weiß die Krankenschwester und fünffache Mutter. Die Praester sind dankbar über dieses Angebot in einer schwierigen Zeit. „Es sind nicht nur Familien, die kommen. Sondern auch viele ältere Mitchristen freuen sich über dieses Angebot“, so die Organisatorin der Familiengottesdienste.

Nach und nach kommen die Gläubigen entweder per Pedes oder mit der Fiets zur Kirche. Aus der Ferne werden sie begrüßt. Man kennt sich halt. Im Inneren vor dem Altar ist das Gründonnerstag-Evangelium aufgeschlagen, rechts steht symbolisch ein Stuhl mit Schale, der an die Fußwaschung erinnert. Auf der anderen Seite findet man Brot und Wein. Stefan Burs gibt den musikalischen Impuls mit „Beim letzten Abendmahle“. Bewegte Gesichter verlassen den Kirchraum.

Es wird dunkel. Und der Karfreitag ist da. Die Sonne präsentiert ihre farbenprächtige Morgenröte vom zentralen Kreuz auf dem städtischen Friedhof aus in Richtung Heilig-Geist-Kirche in Emmerich. Ein Ort, an dem seit mehr als 50 Jahren immer bewegende Karfreitagsliturgien unter dem Schrottkreuz stattfanden. Doch diesmal nicht! Auch kein Gang ins Innere ist möglich.

Bunte Tücher bilden die Stationen des Kreuzwegs

Während die Morgenröte verschwindet und der Himmel hellblau wird, sind Stefanie Glowatzki und Ralf Langela wieder in ihrer Kirche im Einsatz. Bunter Tücher (ein weißes für Europa, ein gelbes für Asien, Rot für Amerika, Grün für Afrika und Blau für Australien) bilden mit vielen gelegten weiteren Utensilien die 14 Stationen des Kreuz-Weges.

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„Das kennen viele Kinder aus der Dornicker Kirche“, so Glowatzki. Auffällig an der letzten Station mit Blumenerde und Samen, die symbolisiert, dass Jesus ins Grab gelegt wird, eine kleine Schüssel. Auf kleinen Zettel besteht die Möglichkeit einer geliebten verstorbenen Person zu gedenken.

Kerzen brennen als Zeichen der Hoffnung. Gläubige entzünden die Kerzen für ihre Familienmitglieder und Freunde.
Kerzen brennen als Zeichen der Hoffnung. Gläubige entzünden die Kerzen für ihre Familienmitglieder und Freunde. © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Während draußen der ein oder andere die Sonne am Freitag und Samstag tankt, bewegt sich die Seelsorgeeinheit St. Christophorus/ St. Johannes der Täufer auf dem Weg zum Osterfest.

Lichtfeier unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Das Seelsorgeteam feiert unter Ausschluss der Öffentlichkeit am Samstag um 21 Uhr eine Lichtfeier in der St. Aldegundis-Kirche mit Dechant Bernd de Baey und einer kleinen weiteren auserwählten Gruppe.

Zeitgleich findet diese ebenfalls mit Pfarrer Thaddeus Eze in der St. Antonius-Kirche Vrasselt statt. Auf Initiative von Stephanie Ess wird das an der Osterkerze entzündete Licht von Iris Hannen, Matthias Lattek und ihr mit sechs Helfern in die Seelsorgeeinheit getragen.

Eine schöne Geste in schwierigen Zeiten

Zwölf Anmeldungen gab’s dazu vorab in St. Christophorus, 19 in den Südstaaten. Vor den Haustüren wird etwa auch das Licht bei Diakon em. Max Puttkammer in Leegmeer entzündet. Und hier und da wird die Flamme am Osterwochenende gerne weitergegeben. Eine tolle Geste in schwierigen Zeiten!

>>Vorerst Letzter Impuls in Praest

Nach Ostersonntag gibt es am 18. und 19. April den vorerst letzten Impuls to go in Praest. Kleine gesegnete Engel gibt es dann zu den Texten. Eine schöne Idee von Andrea Schaffeld fand reichlich Abnehmer: Kleine Osterkerzen und Palmzweige gab’s etwa beim Landbäcker, Bäckerei Tenbült oder bei Brödje.

Die Nachfrage war so groß, dass man mit der Nachlieferung nicht nachkam. Mit offenen Armen wurde die Aktion von den Mitarbeitern der Bäckereien aufgenommen. Ein Licht für dich, so lautete die Aktion der Pfadfinder vom Stamm Janusz Korczak. 900 Teelichter, in denen unter dem Wachs dieser Spruch zu finden war, verteilten sie am Ostersamstag in Speelberg und Leegmeer.