Isselburg. Vor 40 Jahren eröffnete Dr. Lueb seine Praxis im ehemaligen Krankenhaus. Zum 1. April fand er eine Nachfolgerin. Jetzt genießt er den Ruhestand.
Nach 40 Jahren ist es das erste Osterfest, das Dr. Richard Lueb befreit von beruflichem Druck begehen kann – als Arzt im Ruhestand und keineswegs auf der Urlaubswarteschleife wegen Corona.
Der 72-jährige Mediziner, der aus Heelden stammt, eröffnete am 2. Januar 1980 seine hausärztliche Praxis in Isselburg, damals noch im alten Krankenhaus. Mit Quartalsende übergab er jetzt seine Praxis an die Nachfolgerin Dr. Marie Therese Ngah.
Zunächst Praxis in ehemaligen OP-Räumen
Vor 40 Jahren eröffnete Dr. Lueb seine Praxis in den ehemaligen OP-Räumen des alten Krankenhauses. In dieser Zeit wurde das Haus an der Gartenstraße mit angegliederter Praxis neu gebaut. Seine Frau Maria war von Beginn an mit in der Praxis tätig. „Wenn ich heute von Patienten auf der Straße gefragt werden, ob sie denn bei meiner Nachfolgerin gut aufgehoben sind, antworte ich: ‘Probiert es aus, wie ihr es damals auch bei mir gemacht habt’“, erinnert sich Dr. Lueb an seine eigenen Anfänge.
Damals kamen die Patienten zögerlich. Vertrauen muss man sich erarbeiten. Dass ihm dieses gelungen ist, belegen zahllose Briefe, Anrufe und Mails, die Dr. Lueb in den vergangenen Tagen und Wochen zum Abschied erhalten hat. „Es waren viele rührende Briefe“, freut sich der Arzt über die Dankbarkeit seiner Patienten. Aber auch Kollegen haben ihren Dank für die gute Zusammenarbeit und das Miteinander zum Ausdruck gebracht.
Arzt aus Leidenschaft
Richard Lueb war immer Arzt aus Leidenschaft. Vor zwei Jahren schrieb er seine Praxis zur Übernahme aus. Doch irgendwie hat es nicht gepasst. Bis jetzt. „Es war an der Zeit“, weiß der Mediziner. „Tatsächlich vermisse ich die Praxis nicht, sondern genieße es, einmal nicht beim Tennis auf die Uhr schauen zu müssen, morgens in Ruhe die Zeitung zu Ende zu lesen, endlich mal nicht nur Fachliteratur, sondern ein gutes Buch in die Hand nehmen zu können. Was ich sonst nur im Urlaub geschafft habe.“
Noch gibt es viel Schreibtischarbeit, was mit der Übergabe der Praxis verbunden ist. „Wir hatten keinen Urlaub geplant, wollen es langsam angehen lassen“, erzählt Dr. Lueb. „Wir sind auch nicht diejenigen, die mit Beginn des Ruhestandes erst einmal ein Weltreise antreten.“ Vielmehr genießt er seinen Garten, sogar die Gartenarbeit, und wird, nach Ende der Corona Krise, die ein oder andere Städtereise unternehmen. Beispielsweise den Enkel in München besuchen. Eine Radtour ist immer auch eine Option bei diesem schönen Wetter.
„Ich wollte einen kompletten Schnitt“
Vertretungen oder Mitarbeit in der ehemaligen Praxis kam für den Mediziner nicht in Frage. „Ich wollte einen kompletten Schnitt.“ Wenn er als Arzt in der Corona-Krise zum Dienst verpflichtet würde, könnte er sich nur vorstellen, an der Basis, aber nicht an der Front eingesetzt zu werden. „Schließlich bin ich auch ein Risikopatient.“ Was wegen Corona verschoben werden musste? Das Abschiedsfest mit den Mitarbeiterinnen. „Das holen wir nach.“
Richard und Maria Lueb hatten irgendwann einmal überlegt wegzuziehen. Doch diese Idee haben sie schon vor Jahren verworfen. Auch wenn die Praxis Tür an Tür liegt, bleibt das Domizil an der Gartenstraße alternativlos.