Emmerich. Momentaufnahmen von Samstag: Die NRZ wollte wissen, wie ernst den Emmerichern die Kontaktsperre ist. Wenig Fietser, aber Ansturm im Baumarkt.

Es ist Samstagmorgen kurz vor acht auf dem Parkplatz des Obi-Marktes an der Budberger Straße. Die ersten Kunden warten schon ungeduldig auf den Einlass. Bleiben aber zum größten Teil im Auto sitzen und gehen dann auch nach und nach mit einem größeren Abstand ins Innere.

Der Parkplatz vor dem Obi Baumarkt am Samstag füllte sich recht gut.
Der Parkplatz vor dem Obi Baumarkt am Samstag füllte sich recht gut. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Freundlich heißt es von den Mitarbeitern: „Guten Morgen“. Obwohl sicherlich der ein oder andere weiß, dass es ein stressiger Tag mit Kundenansturm werden wird. In den großen breiten Gängen, in denen problemlos ein Abstand von zwei Metern möglich ist, unterhalten sich zwei Mitarbeiter, die an ihre Grenzen stoßen. Nicht im Job, sondern familiär. Sie gehören nicht zur systemrelevanten Gruppe und müssen nunmehr schauen, wie sie Kinderbetreuung und Beruf vereinbaren können, da die Ehefrauen ebenfalls arbeiten. Innerhalb einer halben Stunde füllt sich der Baumarkt-Parkplatz.

Ein Stückchen weiter beim Grünen Warenhaus an der Speelberger Straße ist beim Verlassen des Geländes „Stopp und Go“ bei zig Pkw zu diesem Zeitpunkt angesagt. Im Kofferraum wippen die Pflanzen im Takt der Radiomusik. Es ist Frühling!

Doch auf dem Deich von Dornick nach Emmerich herrscht kurze Zeit später gähnende Leere. Dann begegnet uns ein Ehepaar. Absteigen vom Fahrrad möchten sie nicht, sagen aber im Vorbeifahren: „Wir sind jetzt schon unterwegs. Nachher sind bestimmt bei diesem schönen Wetter viele unterwegs.“

Radfahrer auf dem Rheindeich in Dornick am Samstag.
Radfahrer auf dem Rheindeich in Dornick am Samstag. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

An der Ecke Deich-/ Kupferstraße steht Viktor Specht aus Mönchengladbach. Er wartet auf einen Angelfreund. Warum hat er sich Emmerich für seine Tour ausgesucht?: „Am Rhein kann man gut angeln und es gibt so viele Fangfische“, gerät er ins Schwärmen. Beim Blick nach oben gen blauem Himmel sagt der Angler: „Die Leute müssen heute raus. Die können doch nicht immer in der Wohnung bleiben.“

Das kennen Jasmin und Robert Peil. Sie sind mit ihren Kindern Anton, Klara und ihrem Jüngsten, Johann, unterwegs. Übrigens in besonderer Mission. Denn die Oma hat Geburtstag. Da kein Besuch möglich ist, wird ‚gefensterlt‘. Ein besonderes „Happy Birthday“-Ständchen aus der Distanz bei geöffnetem Fenster. „Das singen wir auch immer im Kindergarten“, erklärt Klara.

Weiter geht’s über die Alte ‘s-Heerenberger Straße zur Rheinpromenade. Zwischenstopp bei Kurt Berndsen (89!), der sein Gewächshaus nach dem Winter auf Vordermann bringt. Tristes dagegen auf der Flaniermeile. Keiner wie der ein oder andere Ur-Emmericher, der einem freudestrahlend beim Elführken sonst am Samstag zuwinkt.

Menschen an der Rheinpromenade achten auf Abstand.
Menschen an der Rheinpromenade achten auf Abstand. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Wenn denn mal ein Fußgänger oder Radfahrer einem auf der Promenade entgegenkommt, macht jeder einen großen Bogen. Auch der Postbote auf seinem Rad.

An der Grünen Straße in Praest angekommen ist nur vereinzelt jemand im Vorgarten im Einsatz. Doch dann: ein neuer Hotspot im Dorfkern. Im leichten Mittagswind passend zum Angelus-Geläut um 12 Uhr flitzen Jungs und Mädels per Drahtesel zur St. Johannes-Kirche. Gottesdienst to go mit einem kleinen Palmzweig und einem Gutschein für einen Palmvogel in Plastikhüllen hängen auf einer Wäscheleine. Die Kids und auch der ein oder andere Erwachsene freuen sich und fietsen wieder nach Hause.

Und was ist auf der höchsten Erhebung am Nachmittag im Stadtgebiet, dem Eltenberg, los? Ruhe beim Blick ins Rheintal bei dem die Silhouette der Golden Gate-Bridge vom Niederrhein in der Sonne schimmert. Wären da nicht vier Jugendliche, die einer Familie mit Hund nicht weichen und zudem auf Nachfrage, ob sie denn eine Familie unter einem Dach seien, nur grinsen. Kurze Zeit später sind sie genauso wie weitere am Englischen Hügel verschwunden.

Zwei Besucher aus den Niederlanden stehen an einem Aussichtspunkt in Hochelten. Die meisten Menschen halten sich an das Kontaktverbot während der Coronakrise und sind entweder alleine oder zu zweit unterwegs.
Zwei Besucher aus den Niederlanden stehen an einem Aussichtspunkt in Hochelten. Die meisten Menschen halten sich an das Kontaktverbot während der Coronakrise und sind entweder alleine oder zu zweit unterwegs. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Auf dem Weg zurück in Richtung Heimat singt Johannes Oerding „An guten Tagen“ im Radio. Die kommen wieder. Bestimmt auch für Emmerich!

>>> Neumarkt wird zum Hotspot

Während an Rheinpromenade und Co. eher wenig los ist, so sieht man Passanten, die an der Neumarkt-Baustelle vorbeischauen. Kein Wasser mehr in der Baugrube und reges Treiben durch Baggerarbeiten durch das Lohnunternehmen Marinus Hols bestimmen das Bild am Samstag. DK