Rees. Volker Kullmann ist Ehrenpräsident der Dehoga Kreis Kleve und Reeser Gastronom. Er erklärt, was Gastronomen in der Coronakrise zu stemmen haben.
Volker Kullmann übernahm im Oktober 1980 das Sport- und Freizeit Center in Rees. In den vergangenen 40 Jahren hat er viele Höhen und Tiefen in der Gastronomie erlebt, doch was derzeit seine Kollegen und sein Betrieb zu stemmen haben, hätte er nie für möglich gehalten. Als Ehrenpräsident der Dehoga Kreis Kleve kennt er die Nöte seiner Mitstreiter.
„Ein Kredit hilft wenig, denn er muss ja irgendwann zurückbezahlt werden. Die ausgefallenen Tage lassen sich nicht nachholen und wir können auch nicht nach der Krise das Doppelte für ein Filet berechnen“, beschreibt Volker Kullmann die derzeitige Situation. In der Gastronomie sei die Kapitaldecke immer dünn. „Was du von Montag bis Sonntag verdient hast, bringst du montags zur Bank. Jetzt hast du keine Einnahmen“, rechnet Kullmann vor.
Am 1. April gilt es wieder Pacht zu zahlen
„In der Gastronomie hast du einen Gewinn vor Steuer von acht bis zehn Prozent. Am 1. April gilt es wieder Pacht, Strom, Gehälter zu bezahlen, ob bis dahin die versprochene Subvention eingetroffen ist, bleibt zu hoffen.“ Hilfreich sei, dass ein Antrag auf Aussetzung der Darlehensraten gestellt werden kann.
In Rees haben sich die Gastwirte kurzgeschlossen. „Der Lindenhof in Haldern macht den Lieferservice. Es würde wenig Sinn machen, wenn noch mehr damit anfangen, dann macht jeder vielleicht fünf Essen am Tag und nichts bleibt an Gewinn übrig, denn du brauchst Ware, jemand der kocht und ausliefert.“
Kullmann fürchtet um neu eröffnete Gastronomien
Apropos Ware. Für das Finanzamt gilt es für die Gastwirte, ein Schwundbuch zu führen. Dort sind die Waren aufzuführen, die sich nicht halten und die entsorgt werden mussten, wie ein angebrochenes Bierfass, Waren, die sich nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt halten oder sich nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt eingefroren halten.
Gerade Betriebe, die kürzlich erst aufgemacht haben, werden sich kaum erholen können, befürchtet Kullmann. „Geld von den Banken bekommt man in der Gastronomie heutzutage nur noch, wenn man über 70 Prozent Eigenkapital verfügt“, weiß der Ehrenpräsident. Aber es werden nicht nur die Gastwirte auf der Strecke bleiben, sondern auch Landwirt, Gemüsebauern, Fleischlieferanten werden Umsatzeinbußen verzeichnen. „Die Gewinner der Krise sind die Discounter“, resümiert der Gastronom.
Volker Kullmann hat selbst einen Herzenswunsch
Volker Kullmann selbst kämpft derzeit mit einer schweren Erkrankung und denkt darüber nach, wie das Sport Center Rees weitergeführt wird. „Es gibt einen Investor, der die beiden Hallen, die Tennis- und die Soccer-Halle kaufen möchte.“ Kullmann selbst möchte das Haupthaus mit Restaurant, Kegelbahnen und zwei Tennisplätzen behalten.
„Es soll aus eigenen Reihen in unserem Sinne weitergeführt werden. Das ist ein Herzenswunsch von meiner Frau Anneli und mir.“ Volker Kullmann ist dankbar, „dass meine Familie so zusammenhält und mich unterstützt, gerade jetzt, wo ich selbst körperlich außer Gefecht gesetzt bin. Das ist für mich heilsamer als so manches Rezept.“