Emmerich/Rees/Isselburg. Zahlreiche Bürgermeister nutzen jetzt die sozialen Medien, um Videobotschaften zu platzieren. Es gibt einen technischen Schub in den Rathäusern.

Christoph Gerwers hat bereits seine 14. Videobotschaft an die Reeser abgesetzt. Das Wichtigste dieser Tage kommuniziert der Bürgermeister jetzt direkt ans Volk. „Ich erhalte unglaublich viele positive Reaktionen“, erzählt Gerwers. Und er ist nicht allein. Zahlreiche Kollegen wagen jetzt den Schritt zu neuen technischen Möglichkeiten. Corona sei Dank: In den Rathäusern wird technisch ausprobiert, aufgerüstet und Neues geschaffen.

Die Bürgermeister aus Emmerich und Rees nutzen jetzt Videobotschaften, um mit ihren Bürgern zu kommunizieren.
Die Bürgermeister aus Emmerich und Rees nutzen jetzt Videobotschaften, um mit ihren Bürgern zu kommunizieren. © NRZ | Andreas Gebbink

Es geht ganz einfach: Stadtsprecher Jörn Franken steht mit einem Handy vor seinem Dienstherren, drückt die Videotaste und der erste Mann der Stadt spricht staatsmännisch seine Botschaft ein: „Wir lernen da auch noch. Zu Beginn haben wir 5 bis 6 Minuten lange Videos erstellt, aber wir merken, dass viele schon nach zwei bis drei Minuten aussteigen oder die Videos auch nur teilen.“ Jetzt sind die Beiträge maximal zwei bis drei Minuten lang und das Wichtigste wird direkt zu Beginn erzählt. Gerwers zitiert eine alte Journalistenweisheit: „Die harten Fakten ganz zu Anfang.“

Technik-Schub für die Verwaltungen

Mit der Krise geht jetzt allerdings ein allgemeiner Technik-Schub durch die Verwaltungen. In Rees arbeitet jetzt ein Fünftel der Belegschaft zu Hause. Die Laptops wurden dafür aus den Schulen geholt. Ohne die Krise hätte es das nie gegeben, vermutet Sprecher Jörn Franken. Jetzt werde gerade ganz pragmatisch gehandelt. Michael Johann-Decker, Mitarbeiter der IT-Abteilung, haben zudem eine kreisweite Bürgermeisterkonferenz per Video-Schaltung ermöglicht und sich auf kurzem Wege mit den entsprechenden Stellen der anderen Rathäuser kurzgeschlossen. Bislang haben die Bürgermeister im Kreis schon vier Mal in einer Video-Schalte getagt. Christoph Gerwers ist davon überzeugt, dass viele technische Neuerungen auch nach der Krisenbewältigung Bestand haben werden.

Auch Emmerichs Bürgermeister Peter Hinze meldet sich regelmäßig via Video zu Wort.
Auch Emmerichs Bürgermeister Peter Hinze meldet sich regelmäßig via Video zu Wort. © NRZ | Andreas Gebbink

Ähnlich sieht es Amtskollege Peter Hinze aus Emmerich. Er hat bislang vier Mal vor der Kamera gestanden, um den Bürgern die neuen Beschlüssen mitzuteilen. Dabei gehe es um die Vermittlung von Informationen, aber auch um eine direkte Ansprache, dass man jetzt zusammenstehe und die Krise gemeinsam meistern werde. Jedes Video werde bis zu 10.000 Mal geklickt.

60 Leute sind im Homeoffice

Auch in Emmerich sind jetzt 50 bis 60 Leute im Homeoffice. Hinze geht davon aus, dass dies auch in Zukunft häufiger genutzt werden wird, weil die Lebenswirklichkeit der Mitarbeiter geändert habe. Die Technik werde man weiter ausbauen, so dass man künftig Telefonkonferenz nicht nur mit einem Laptop machen müsse: „Das ist jetzt alles nur Behelf. Aber es funktioniert“, so Hinze.

Michael Carbanje, Bürgermeister in Isselburg, hat bislang noch keine Videobotschaft an die Bürger abgesetzt. Noch sieht er dafür keine Notwendigkeit: „Bislang verhalten sich die Bürger sehr vorbildlich. Ich habe vor einigen Tagen alle Ortschaften abgefahren und keine Verstöße feststellen können. Ich denke, dass uns diese Krise nicht so schnell vorbei sein wird. Das ist kein Hochwasser, das wir nach einem Großeinsatz der Helfer in den Griff kriegen. Das wird lange andauern“, sagt Carbanje.

Isselburger Bürgermeister spart sich Videobotschaften noch auf

Die Videobotschaften möchte er sich für den Fall aufsparen, wenn er die Bürger wirklich darum bitte muss, zu Hause zu bleiben. Carbanje ist allerdings auch ohne Video ständig ansprechbar für seine Bürger. Über seinen privaten Facebook-Account bekommt er viele Zuschriften, Fragen, Rückmeldungen und Anregungen. Auch die städtischen Telefonnummern werden jetzt deutlich häufiger angerufen: „Es gibt einen hohen Rede- und Klärungsbedarf. Vor allem beim Ordnungsamt“, sagte Carbanje.

Technisch wird auch die Stadt Isselburg aufrüsten. So werde man mit dem Kreis Borken die Möglichkeit schaffen, Videokonferenzen zu organisieren. Dies sei bislang noch nicht möglich. Auch sei es nicht möglich, Videos auf die Homepage der Stadt Isselburg zu stellen. Auch an dieser Stelle müsse man nachbessern. Für die Mitarbeiter wurden nun Laptops bestellt, damit sie auch im Homeoffice arbeiten können. Aber bei allem müssen auch die rechtlichen Vorgaben eingehalten werden - vor allem der Datenschutz.

Bürgermeister Carbanje tut sich auch schwer damit, auf seinem privaten Facebook-Account Fragen zu beantworten: „Jede Frage, die ich beantworte, muss juristisch auch korrekt sein. Denn schließlich erwarten die Bürger, dass das, was ich schreibe auch korrekt ist.