Rees. Ein älteres Ehepaar befürchtet die Obdachlosigkeit wegen der Corona-Räumung. Bürgermeister Gerwers will in Einzelfällen nachsichtig sein.

Das ältere Ehepaar klingt völlig verzweifelt: „Was soll aus uns nur werden? Wir werden ja obdachlos.“ Seit vielen Jahren wohnt das Pärchen, welches gerne anonym bleiben möchte, auf dem Reeser Campingplatz „Zur Rose“. Doch wegen der Corona-Pandemie muss das Paar eigentlich den Platz verlassen. Die Aufforderung der Stadt Rees sieht dies für spätestens heute vor.

Harte Schicksale drohen

Aber wohin? Das ältere Paar hat eine Meldeadresse in einer anderen Stadt, lebt aber ansonsten dauerhaft in Rees. Hier haben sie ihr Leben aufgebaut und befürchten nun die Räumung. „Das würde uns unglaublich hart treffen. Wir wissen wirklich nicht wohin. Wir haben keine Angehörigen, die uns aufnehmen könnten. Wir landen auf der Straße“, sagt das Paar.

Christa Bömer, Betreiberin des Platzes, weiß, dass die neuen Maßnahmen einige Menschen in der Region treffen werden. „Wir müssen uns dem fügen“, sagt sie. Bislang habe die Stadt es geduldet, wenn einige mit dem Erstwohnsitz auf dem Campingplatz gemeldet waren. Wer eine Meldeadresse im Ruhrgebiet habe, müsse auch nicht zwangsläufig gehen.

Problematik ist in der Verwaltung bekannt

Auf den Campingplätzen in Rees leben auch einige Menschen, die dauerhaft dort leben.
Auf den Campingplätzen in Rees leben auch einige Menschen, die dauerhaft dort leben. © FUNKE Foto Services | Konrad Flintrop

Bürgermeister Christoph Gerwers kennt die Problematik des Dauerwohnens auf dem Campingplatz. „Einige Leute wohnen dort dauerhaft, obwohl sie es nicht dürften. Aber wir schauen uns jetzt die Fälle ganz genau an. Ich weiß, dass hier gerne auch geschummelt wird und einige eigentlich nur zu touristischen Zwecken hier wohnen. Das geht nicht mehr.“ Wer aber in Rees dauerhaft lebe und hier auch arbeite, den werde man jetzt nicht die Obdachlosigkeit schicken: „Das ist das Letzte, was wir jetzt brauchen. Wir machen die Maßnahmen nur aus gesundheitlichen Gründen. Auf einem Campingplatz lebt man nun mal sehr eng aufeinander“, so Gerwers.

Einzelfälle werden genau betrachtet

Das Ordnungsamt werde sich die Einzelfälle jetzt sehr genau ansehen und mit den Betroffenen auch sprechen. „Es gibt sicherlich die melderechtliche Situation und davon zu unterscheiden, die tatsächliche Situation. Da werden wir schon differenzieren“, so Gerwers im Gespräch mit der NRZ. Die Stadt wisse genau, wie viele Menschen auf einem Campingplatz dauerhaft leben. Die Situation wurde ja jetzt seit Jahrzehnten auch so praktiziert und geduldet: „Das oberste Ziel der Verwaltung ist jetzt der Schutz der Leute“, so Bürgermeister Christoph Gerwers.