Rees/Münster. Die heilige Corona ist die Schutzpatronin gegen Seuchen. Eine Heiligenfigur, die nun im Dom zu Münster zu sehen ist, hat Reeser Vergangenheit.
Eine Krise bekommt ein Gesicht. Genauer gesagt: Die Statue einer Heiligen. Doch dass diese Figur einmal so bedeutsam werden würde, hätte Dompropst Kurt Schulte nicht gedacht. Zumal er lange gar nicht wusste, um welche Darstellung es sich handelte.
Aus eher traurigem Anlass hat er ihr vor wenigen Tagen einen besonderen Platz im Altarraum des St.-Paulus-Doms in Münster eingeräumt: die heilige Corona. Die Heilige ist zwar nicht Namensgeberin des gefährlichen Virus, das derzeit die Welt in Atem hält, wohl aber Schutzpatronin gegen Seuchen.
Mitgründerin des Caritasverbandes
Seit acht Jahren ist die Figur im Besitz des Dompropstes. Ursprünglich gehörte sie Familie Hellraeth aus Rees. Hermann Hellraeth war Kunstsammler, seine Frau Clara engagierte sich sozialpolitisch, baute unter anderem den Katholischen Fürsorgeverein (KFV), heute Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), im Bistum Münster auf und war als Vorsitzende 1916 Mitgründerin des Caritasverbandes für die Diözese.
Der Name Hellraeth war in Rees früher gut bekannt. So war ein Johann Hellraeth im Jahr 1841 König des Reeser Bürgerschützenvereins. Clara Hellraeth wurde 1865 als älteste von vier Töchtern des Ochtruper Textilindustriellen Laurenz geboren und heiratete den Justizrat Hermann Hellraeth, mit dem sie schließlich 1900 nach Münster zog.
Auf Landgut Waldhof verstorben
Dort begann dann ihr karitatives Engagement. Clara Hellraeth nahm ihre Aufgaben trotz aller gesellschaftlichen Verpflichtungen und ihrer Rolle als Mutter voll an. Unterstützt wurde sie von ihrem Mann, der selbst 1924 den Sozialdienst Katholischer Männer im Bistum Münster gründete. 1942 starb Clara Hellraeth auf ihrem Landgut Waldhof bei Burgsteinfurt, auf das sie sich zuletzt gesundheitlich angeschlagen zurückgezogen hatte.
Für Elisabeth gehalten
„Die Figur ist innerhalb der Familie vererbt worden und schließlich, als ein Umzug anstand und die neue Wohnung keinen Platz mehr für die Figur bot, mir übergeben worden“, berichtet Schulte. Doch für Familie Hellraeth stellte die Figur nicht etwa die heilige Corona dar, sondern die heilige Elisabeth. „Sie hat etwas in der Hand, das einem Brotstück gleicht“, erklärt Schulte.
Elisabeth von Thüringen wird oft mit Brot dargestellt, verwandelte sich doch, als sie Armen Brot bringen wollte, dieses in Rosen. Unsicher, ob die Annahme von der heiligen Elisabeth richtig ist, bat Schulte Domkustos Dr. Udo Grote, sich die Figur anzuschauen, der schließlich herausfand, um wen es sich wirklich handelt.
Brotstück erweist sich als Goldmünze
„Es ist kein Brotstück, sondern eine Geldmünze“, sagt der Dompropst – ein Verweis darauf, dass die heilige Corona auch bei finanziellen Problemen angerufen werden kann.
Vor 1800 Jahren den Märtyrertod gestorben
Laut Legende soll Corona, Frau des Märtyrers Victor, nur etwa 16 Jahre alt gewesen sein, als sie vor rund 1800 Jahren den frühchristlichen Märtyrertod starb. Corona soll an zwei niedergebeugten Palmen gebunden und dann zerrissen worden sein, als diese sich wieder aufrichteten. Sie gilt unter anderem als Schutzheilige der Schatzsucher und steht für Standhaftigkeit im Glauben. Vor allem in Bayern und Österreich wird die Heilige, die andernorts auch Stephana heißt, verehrt.
Fürsprache halten
Als das Corona-Virus immer bekannter wurde, erinnerte sich Dompropst Schulte an die Heiligenfigur in seiner Wohnung. „Ich war überrascht, dass die heilige Corona auch bei Seuchengefahr angerufen werden kann“, sagt er. In Krisen wie der aktuellen komme ihr eine besonderes Rolle als Fürsprecherin zu, ist der Dompropst überzeugt und nahm dies zum Anlass, die Figur im Dom aufzustellen: „Als Heilige können wir sie anrufen und Fürsprache halten, auf dass bei all den Herausforderungen so wenig Menschen wie möglich zu Schaden kommen und wir gut mit dieser Situation umgehen.“
>> Katholische Heiligenverehrung
Die Heiligenverehrung ist in der katholischen Kirche die feierliche Ehrung einer Person und dadurch die Verherrlichung Gottes selbst, der die heilige Person (nach seinem Ebenbild) erschaffen, in Gnade angenommen, mit Charismen reich beschenkt und nach Ablauf ihres irdischen Lebens bei sich vollendet hat, heißt es dazu in einer Verlautbarung des Heiligen Stuhls aus dem Jahr 2001.
Heilige haben einen Gedenktag im liturgischen Kalender. In der Regel ist es ihr Todestag. Die heilige Corona hat ihren Gedenktag am 14. Mai, gelegentlich auch am. 20. Februar.