Rees. Recherchen ergeben, dass der Künstler Erich Feyerabend eine NS-Vergangenheit hatte. Nun soll Erich-Feyerabend-Straße umbenannt werden.

Es war ein Mitglied der Partei Bündnis 90/Die Grünen, das sich für den Reeser Künstler Erich Feyerabend interessierte, nach dem auch im Reeser Künstlerviertel in der Feldmark eine Straße benannt wurde. Tatsächlich offenbarten sich bei der Spurensuche eine wenig rühmliche Vergangenheit des Künstlers. Auf diesen Hinweis hin hatte Helmut Wesser die Verwaltung gebeten, Nachforschungen zum Leben von Erich Feyerabend zu stellen.

Das Ergebnis dieser Recherche hat Kulturamtsleiterin Sigrid Mölleken zusammengefasst und ist ebenso zu der Feststellung gekommen, dass es diesem Künstler nicht zusteht, dass eine Straße, die auch eine Anerkennung der Lebensleistung eines Menschen darstellt, nach ihm benannt bleibt.

Feyerabend hat das NS-Regime unterstützt

Erich Feyerabend kam 1889 in Rees zur Welt. Im Jahr 1933 wurde er Mitglied einer SS-Motor­radstaffel. Im Jahr 1936 wurde er allerdings wegen einer früheren Mitgliedschaft in einer Freimaurerloge aus der Schutzstaffel ausgeschlossen. Weiterhin gehörte er zu den 37 Unterzeichnern eines vom Reichspropaganda­minister Joseph Goebbels formulierten Aufrufs zur Volksabstimmung über die Zusammen­legung des Reichspräsidenten- und Reichskanzleramtes im August 1934. Weitere Rechercheergebnisse machen deutlich, dass Erich Feyerabend das NS-Regime auch in späteren Jahren bis 1945 unterstützt hat.

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Feyerabend war Mitglied der Reichskulturkammer und machte während des Dritten Reichs Karriere im akademischen Kunstbetrieb. So war er von 1940 bis Ende 1941 Direktor der Stuttgarter Akademie. Hier war er allerdings nur als außerordentlicher Professor beschäftigt, die Berufung zum ordentlichen Professor blieb erst einmal aus.

Im Jahr 2004 interviewte die NRZ-Redakteurin Maria Raudszus die Kinder von Erich Feyerabend, Christian Feyerabend und Dorothee Jakobi. Im Gespräch gingen sie davon aus, dass diese Ernennung damals nicht erfolgte, da ihr Vater nicht Mitglied der Partei gewesen sei. Nach heutigen Recherchen behinderte seine Mitgliedschaft in einer Freimaurerloge die Ernennung, die dann aber doch 1944 erfolgte.

Seine Werke wurden im Haus der Deutschen Kunst ausgestellt

Von 1937 bis 1944 nahm er durchgehend an den sogenannten Großen Deutschen Kunstausstellungen im Münchner NS-Musentempel, Haus der Deutschen Kunst, teil. Wegen seiner Biografie wurde Feyerabend nach Kriegsende auf Anordnung der amerikanischen Militärregierung aus dem Dienst an der Stuttgarter Akademie entlassen. Feyerabend starb am 18. Oktober 1945 an einer Lungenentzündung in Bad Friedrichshall-Jagstfeld.

Sigrid Mölleken zitiert als Quellen das Kulturlexikon zum Dritten Reich „Wer war was vor und nach 1945“ von Erich Klee, das Landesarchiv Baden-Württemberg, die staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, das Bundesarchiv und das Stadtarchiv Stuttgart.

Umbenennung in Anne-Frank-Straße

Nach all diesen Informationen schlägt die Verwaltung der Politik die Umbenennung der Straße vor. In Abstimmung mit den beiden Reeser Ortsvorstehern soll, in Erinnerung an Anne Frank, nach der auch die ehemalige Förderschule der Stadt Rees benannt war, die im Zuge der Förderschulreform aber aufgegeben werden musste, die Erich-Feyerabend-Straße in „Anne-Frank-Straße“ zu benennen. Durch die Straßenumbenennung müssen die betroffenen Personen persönliche Dokumente (Personalausweis etc.) ändern lassen und die neue Adresse beim Finanzamt, KFZ-Zulas­sungsstelle, Banken, Energieversorgern, Telefongesellschaften, Krankenkasse und Versi­cherungen, Arbeitgeber und weiteren Beteiligten mitteilen.

Entschädigung für die Anwohner

Von einer Straßenumbenennung wären 22 Wohneinheiten/Haushalte und 48 gemeldete Per­sonen betroffen. Als Entschädigung für die finanzielle Mehrbelastung soll jedem Betroffenen eine Entschädigung von 50 Euro gezahlt werden.

Beraten werden sollte dieser Punkt in der nächsten Sitzung des Bauausschusses, der bekanntlich ausfällt. Ein neuer Termin steht noch nicht fest.