Rees. Seniorinnen in der Schlange vor der Kasse oder die Jungen als Alte zu Michael Jackson tanzend: In Rees wurden die Omas frenetisch gefeiert.
Den Karnevals-Virus haben die Frauen im Blut. Dass man trotz Corona-Virus mit Chinesen ausgelassen feiern will, bestätigten die gut verkleideten Besucherinnen an zwei Tagen im Bürgerhaus beim Karneval der Kfd Rees.
Vor dem prunkvollen China-Palast der verbotenen Stadt zog der Elferrat unter dem China-Drachen ein. Schlitzäugig und knatschgelb kamen die Chinesinnen daher – passend zum Motto „Met en gelongenen Bleck, wase wej all ömmer steenrick!“ und das Stimmungslied „Immer freundlich lächeln“ von den Höhnern trällernd, bevor zu „Kung Fu Fighting“ die Chinesinnen den Kampfsporttanz präsentierten. Wunderbar ihr Oberchinese, Heike Semelka, die den China-Song von Alf Poier „Musse bisi esse… musse esse auf“ vortrug und damit gleich den ersten Höhepunkt der Sitzung platzierte. „Als wir unser Motto ausgesucht haben, war vom Corona-Virus noch nicht die Rede“, entschuldigte sich die kfd-Teamleiterin.
Liedtexte lagen bereits auf den Tischen aus, so dass es ein Leichtes war, angestimmt von Mariehilde Henning, mitzusingen. Eva Joris trat mit der Puppe Lucie als Bauchrednerin auf. Tatsächlich war kaum zu erkennen, dass sie die Rolle der Lucie sprach. Ein großes Kompliment an dieses besondere Talent.
Gisela Kiewitz, Gabi Hövelmann, Heike Semelka und Christa Ruiter brillierten im Brückensketch. Ein Haus, viermal Mayer auf der Türklingel. Gabi Hövelmann war in ihren zwölf Zentimeter hohen High Heels, mit denen sie bravourös über die Bühne stolzierte, und mit Blümchenkleid eine wahre Augenweide. Dass sie mit ihrer defekte Brücke, die der Zahnarzt reparieren sollte, erst beim Brückenbauer Mayer, dann beim Teppichhändler Mustafa Mayer und schließlich beim Zahnarzt Mayer, der sie zum Psychiater verwies, landete, war komödiantisch hervorragend gespielt.
Bei Lidl an der Kasse
Wer in den nächsten Tagen bei Lidl an der Kasse steht und den Reeser Frauenkarneval besucht hat, dem wird sich dieser Auftritt wieder vor dem inneren Auge abspielen. Die Damen der Proot Platt-Gruppe unter Leitung von Mariehilde Henning standen mit ihren vollgepackten Einkaufswagen in der Schlange vor der Kasse. Szenen aus dem wahren Leben spiegelten sich hier wider, freche ebenso wie witzige Kommentare amüsierten die Zuschauer, unliebsames Gerangel – inklusive mit dem Wagen in die Hacken fahren, wer hat das nicht selbst schon erlebt? Ein Running Gag war der schrille Ruf von Rosi Helmes „Kasse bitte!“ Witzig auch die feine, tänzelnde Dame, gespielt von Anne Richert, oder Hanni van Bruck, die sich mit immer nur einem Teil an die Spitze der Kasse kämpfte. Nicht nur die Darstellerinnen spielten authentisch, auch die Einkaufswagen waren echt, zur Verfügung gestellt von Lidl und dm.
Da wackelten die prallen Pos
Als junge Alte entpuppte sich der Elferrat, als dicke Omas, mit prallen Pos und Brüsten ausstaffiert, humpelten sie über die Bühne, bis Michael Jacksons „Billie Jean“ ertönte. Da entpuppten sie die Omas als echte Dancefloor-Röhren.
Eine feste Größe auf der Karnevalsbühne ist Christa Ruiter, die in mehreren Rollen auftrat. In ihrem Vortrag „Aus dem Leben“ hatte sie als Frieda einiges mit Sohn Jason Jeremie Pascal durchzustehen. Sie hätte übrigens Ehemann Friedhelm noch lieber geheiratet, wäre er ein Waisenkind gewesen. Dann hätte Frieda seine Verwandtschaft nicht Weihnachten ertragen müssen. Zu der eigenen ist Frieda immer nett. „Man könnte ja mal eine Niere brauchen!“ Toll auch, wie sie den Versuch vorführt, in der H&M-Umkleide in eine zu knappe Hose zu schlüpfen.
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Als Widerspruchszicke gefiel Christa Ruiter ebenfalls, hatte sie in die Spielszene ihren eigenen Umzug von der Lindenallee 10 in Nr. 8 eingebaut. Was zu einer Verwechslung mit scheinbarer Todesfolge führte. Herrlich!
Vom Leid der Männergrippe
Die einzelnen Auftritte waren immer wieder von Schunkeleinlagen unterbrochen, so dass es ein kurzweiliger Spätnachmittag und Abend wurde, der vom Auftritt der Braut, Heike Semelka, gekrönt wurde. Schließlich hat sie ihr Bärchen, auch „in echt“ geehelicht, der seitdem ein neues Hobby pflegt: das Kochen. Sehr zum Leidwesen der Hausfrau. Ob er auch für die Gäste im Kolpinghaus kocht? Die pinkgewandete Braut mit kleinem Tüll-Schleicherchen, hohen Hacken zu rotschwarz gepunkteten Strümpfen und Rüschenröckchen toppte ihren Auftritt mit der Gesangseinlage über Männerschnupfen à la Sarah Connors „Ich glaub’, ich muss sterben“.
Küsschen für Monika Scholten
Zum Auszug des Elferrates gab es noch eine anrührende Szene. Die Damen verabschiedeten sich vor der Pause mit je einem Küsschen bei Monika Scholten, die im Rollstuhl im Publikum saß. Vor einem Jahr sprang sie noch als eine der Hauptdarstellerinnen beim Frauenkarneval über die Bühne. Wenige Wochen später erlitt sie einen schweren Schlaganfall, von dem sie sich ganz langsam wieder erholt. Da flossen bei vielen aus Freude über das Wiedersehen die Tränen.
Wie es Tradition ist, endete die Sitzung am Abend mit der großen Playback-Show.