Rees. Reeser Karl Goris besitzt gut 100 Immobilien, u. a. über 30 Kindergärten. Der 77-Jährige verwaltet vermietete Objekte selbst. Bald hört er auf.

Sein kleines, vielleicht 15 Quadratmeter großes Büro ist Karl Goris’ ganzer Stolz. Ein Fax-Gerät steht drin, ein Computer, „mit dem ich nicht umgehen kann“, sagt der 77-Jährige lächelnd. Und ganz viele Ordner stechen ins Auge, akkurat im Regal aufgereiht. „Da sind die Unterlagen für alle Kindergärten drin, die ich in 35 Jahren gebaut und vermietet habe“, erklärt Goris. Außerdem, erzählt der gelernte Landwirt, verwalte er alle Immobilien, auch die Häuser, die ihm bzw. seiner Familie gehören, selbst, ohne Sekretärin – inklusive Nebenkosten-Abrechnung. Mieter hat er fast 150 an der Zahl. Doch jetzt denkt er ans Aufhören.

In den Kreisen Kleve, Wesel und Borken kennt man den bodenständigen Mann, besonders in den Jugendämtern. Denn Goris hat mittlerweile über 30 Kindergärten gebaut, bis hin nach Neukirchen-Vluyn und Vreden. Dabei hat er den Beruf nicht gelernt. Seinen Eltern gehörte ein kleiner landwirtschaftlicher Betrieb am Wittenhorster Weg. Den übernahm er in jungen Jahren, spezialisierte sich bald auf Hühner-Haltung. „Die Eier habe ich zweimal die Woche nach Oberhausen gebracht und verkauft“, erzählt der langjährige Reeser CDU-Ratsherr.

Erstes Mehrfamilienhaus als Alterssicherung gebaut

„Ich wusste aber, dass das alleine für die Rente nicht reicht“, blickt er zurück. Deshalb baute er, auch mit viel Eigenleistung, mit seinen Brüdern ein Mehrfamilienhaus mit zwölf Wohneinheiten in Wesel. Und weil es so viel Spaß gemacht habe, hätte er sich komplett aufs Bauen und Vermieten konzentriert, anfangs gemeinsam mit seinen Brüdern, die sich aber später nach und nach aus dem Geschäft herausgezogen hätten.

Seinen ersten Kindergarten baute der Wittenhorster dann in Haldern. „Der Bedarf dafür war da“, erinnert er sich. Die Kreisverwaltung damals sei über ein Kreistagsmitglied auf ihn aufmerksam geworden. Und der damalige Stadtdirektor Gerd Klinkhammer habe ihn mit den Worten „Der kann das“ empfohlen. Seitdem ist er im Geschäft. Und hat offensichtlich einen sehr guten Ruf bei den Kreisverwaltungen, auch beim Landschaftsverband Rheinland und sogar der Kirche.

Karl Goris fertigt die Pläne noch mit dem Stift an. Eine Sekretärin hat er nicht. „Ich kann auch keinen Kaffee kochen. Das macht meine Frau“, lacht der 77-Jährige.
Karl Goris fertigt die Pläne noch mit dem Stift an. Eine Sekretärin hat er nicht. „Ich kann auch keinen Kaffee kochen. Das macht meine Frau“, lacht der 77-Jährige. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Goris fertigt Baupläne mit dem Stift

„Immer wieder kommen Investoren und Architekten zu mir, um zu erfahren, wie ich das mit dem Kostenrahmen alles immer so hin bekomme, und auch wegen der vielen Auflagen für Kindergärten“, sagt Goris, der dann gerne auf seine Erfahrung verweist. Und die hilft sehr. Die Skizzen für die Neubauten fertigt er übrigens mit dem Stift selbst an, gibt sie anschließend einem Architekten, der sie dann nur noch in den Computer eingibt und die Unterlagen bei den Behörden einreicht.

Aufträgen hinterherlaufen muss der passionierte Jäger jedenfalls schon seit vielen Jahren nicht mehr. Den Ruf als renommierter „Kindergarten-Bauer“ hat er sich längst erworben. Und wenn wie jetzt in Haldern gebaut wird, fährt er täglich vorbei und schaut nach dem Rechten. Die Handwerker kennt er alle, arbeitet mit ihnen seit Jahrzehnten zusammen. „Die kommen fast alle aus Rees und Umgebung“, so der Selfmade-Man.

Einige der etwa 100 Immobilien sind schon an die drei Kinder übertragen

Zwei, drei größere Objekte will Goris noch realisieren, etwa ein Wohn- und Geschäftshaus in Haldern, in das unter anderem ein Zahnarzt einziehen wird. Doch viel mehr soll nicht folgen. Einen Teil der Immobilien hat er bereits seinen drei Kindern übertragen, die die Häuser verwalten werden. Der Rest folge. Und auch wenn er sich mit der Kommunalwahl im September nach 41-jähriger Ratszugehörigkeit aus der Politik zurückziehen will, wird es dem leidenschaftlichen Porsche-Fahrer eher nicht langweilig, wie er sagt.

„Reisen muss ich nicht mehr. Ich war schon fast überall in der Welt. Jetzt machen wir es uns Zuhause gemütlich – sagt meine Frau Maria“, sagt der Unternehmer schmunzelnd. Noch mehr Zeit hat er dann zudem für seinen Schützen- und Kegelverein. Und für noch mehr soziales Engagement. Schon jetzt unterstützt er finanziell nicht nur die Haldern Strings und den Fußballverein.