Emmerich-Hüthum. Heinz Nissing aus Emmerich-Hüthum kann plötzlich in seinen eigenen vier Wänden sein Handy nicht mehr nutzen. Dies sei aber kein Kündigungsgrund.

Heinz Nissing wird vertröstet. Immer wieder. Eine Reise von Pontius zu Pilatus hat er hinter sich. Auch in einem Callcenter in der bulgarischen Hauptstadt Sofia ist der Hüthumer mit seiner Beschwerde gelandet. Doch Hilfe gibt es bisher keine.

Unterwegs ist der Empfang in Ordnung

Der Renter ist über sein Mobiltelefon zu Hause nicht erreichbar. Am Handy liegt das freilich nicht. Denn sobald Nissing unterwegs ist, hat er Empfang. Er kann angerufen werden oder auch selbst anrufen. Alles kein Problem. Doch sobald er zu Hause in Hüthum ist, ist der Empfang weg. Das war nicht immer so. Im Sommer des vergangenen Jahres trat der Fehler von einem auf den anderen Tag ein. Seit dem 24. Juli geht nichts mehr.

Am 8. August 2019 schriftlich gekündigt

Und dann begann eine schier unglaubliche Geschichte. Nissing ist Kunde bei Mobilcom Debitel. Nach zwei Wochen ohne Handyempfang kündigte er am 8. August schriftlich mit sofortiger Wirkung seinen Vertrag. Mobilcom-Debitel bestätigte daraufhin den Eingang der Kündigung. Allerdings wurde mitgeteilt, dass sein Vertrag bis zum 31. August 2021 weiterlaufen würde, da „ein rechtlicher Ansatzpunkt für eine vorzeitige Beendigung des Vertragsverhältnisses jedoch nicht ersichtlich“ sei. Auf Nachfrage hieß es, dass der Zweck eines Handys darin bestehe, mobil erreichbar zu sein. Und dies würde ja auch funktionieren.

Störung eines Sendemastes

In der Zwischenzeit hatte Heinz Nissing erfahren, dass auf den beiden Häusern an der Straße Am Busch ein Sendemast eine Störung haben sollte, weshalb an seinem Wohnsitz an der Ingenkampstraße das Mobiltelefon nicht funktionieren würde. Die NRZ hakte daraufhin bei Mobilcom Debitel nach und erhielt noch am gleichen Tag eine Antwort. Zu einem Ausfall einer Sendeantenne könne das Unternehmen nichts sagen, da sie nicht als Netzbetreiber auftreten würden.

Zum Hintergrund: Mobilcom Debitel ist die Mobilfunktochter des börsennotierten Anbieters Freenet. Mobilcom-Debitel ist einer von zwei netzunabhängigen Mobilfunkprovidern in Deutschland. Das bedeutet: Über das Unternehmen können unterschiedliche Verträge abgeschlossen werden. In diesem Fall hat Heinz Nissing einen O2-Vertrag abgeschlossen.

Technische Beeinträchtigung soll behoben sein

Auch an O2 stellte die NRZ die Frage nach der vermeintlich nicht funktionierenden Sendeanlage Am Busch. Nach gut zweieinhalb Wochen gab es eine Antwort. „Tatsächlich gab es eine technische Beeinträchtigung an unserer Mobilfunkanlage Am Busch in Emmerich. Diese konnte aber inzwischen behoben werden. Etwaige Unannehmlichkeiten, die unseren Kunden möglicherweise durch die Beeinträchtigung entstanden sind, bedauern wir sehr“, heißt es dazu aus der Presseabteilung der Telefonica Germany GmbH, die als Kernmarke O2 anbietet.

Viele Anrufe ins Callcenter

Eine vermeintlich gute Nachricht. Aber nur auf dem Papier. Denn bei Heinz Nissing funktioniert das Handy in den heimischen vier Wänden weiterhin nicht. Auch über Weihnachten und den Jahreswechsel blieb der Hüthumer am Ball. Noch in der vorigen Woche sprach er mit Mitarbeitern im Callcenter. „Hinter vorgehaltener Hand geben die mir Recht, aber das sind ja auch nur Angestellte, und von der Geschäftsleitung bekommt man ja keinen an die Strippe“, so der verärgerte Kunde.

Monatelanges Hin und Her immer noch nicht beendet

Einen Vorschlag von Mobilcom Debitel hat Heinz Nissing abgelehnt: Er könne über das Unternehmen zu einem anderen Netzanbieter wechseln. „Ich bin 82 Jahre alt, ich will eine saubere Sache haben und möchte einfach nur meinen Vertrag kündigen“, hofft Heinz Nissing nach monatelangem Hin und Her nur noch, dass die Geschichte bald endlich eine Ende findet.