Emmerich. 120 Interessierte kamen zum Unternehmerabend der Kreis-Wifö zum Thema Wohnbau in Emmerich. Die Innenstadt braucht barrierefreie Wohnungen.

Mittendrin ein interfraktioneller Tisch, an dem Vertreter verschiedener politischer Couleur und im angeregten Austausch ein Stückchen weiter Peter Schau von der Volksbank Emmerich-Rees und sein Pendant von der Sparkasse Rhein-Maas Thorsten Welmans sitzen. Es geht halt nur miteinander. Die Rede ist vom Wohnungsbau in Emmerich. Und der wurde beim 14. Unternehmerabend der Kreiswirtschaftsförderung (Kreis-Wifö) im PAN am Donnerstag unter die Lupe genommen.

Während Kreis-Wifö-Chef Hans-Josef Kuypers von 2072 zusätzlichen Wohnungen sprach, die in zehn Jahren erwartet werden, relativierte Bürgermeister Peter Hinze die Zahl auf 1252 bis ins Jahr 2032. Zudem wusste er: „Die kurzfristige Nachfrage ist gedeckt.“ Der erste Bürger ist glücklich, dass die „Vernetzung der Wohnbau-Akteure“, ob nun seitens der Baugenossenschaft oder privater Unternehmer gut funktioniere.

Es gibt heutzutage keine Standardfinanzierung

Die Besucher informierten sich über die Lage am Wohnungsmarkt in Emmerich.
Die Besucher informierten sich über die Lage am Wohnungsmarkt in Emmerich. © FUNKE Foto Services | Konrad Flintrop

Und wie sieht’s mit der Finanzierung aus, fühlte Moderatorin Andrea Franken den Experten auf den Zahn. „Der erste Ansprechpartner für öffentliche Kredite ist die Hausbank“, so Stephan Kunz von der der NRW Bank. Auf die Frage wie vorbereitet denn die Kunden seien, hieß es von Thorsten Welmanns (Sparkasse): „Et gibt von alles“. Wie der Niederrheiner zu sagen pflege. Dabei rät er sich etwa im Internet vorab schlau zu machen.

Von einem äußerst dünnen Markt „aufgrund des geringen Zinsniveaus“ sprach Peter Schau (Volksbank) nicht ohne darauf hinzuweisen, dass „schnelle Entscheidungen wichtig sind.“ Und noch eines stellten die Experten heraus: Es gibt keine Standartfinanzierung und die Grundstückslage nebst Zusammenspiel mit Bauunternehmen sei wichtig.

Barrierefreie Wohnungen für Ältere in der City müssen her

Apropos Bauunternehmen. Beim Blick in die Zukunft erklärte Michael Köster von der Hochbau Niederrhein GmbH, dass sich die Grundstücksgröße seit 2009 von 500 m2 halbiert habe. Immer wieder, auch vom Innungs-Obermeister, kam die Innenstadt zur Sprache. Hier gelte etwa mit Blick auf die Steinstraße: „Entweder umbauen oder abreißen oder neubauen.“

Hans-Josef Kuypers (v.l.), Horst Boch, Michael Köster, Peter Schau, Andrea Franken, Peter Hinze, Udo Wittenhorst und Thorsten Welmans stellten sich den Fragen der Besucher beim Unternehmerabend.
Hans-Josef Kuypers (v.l.), Horst Boch, Michael Köster, Peter Schau, Andrea Franken, Peter Hinze, Udo Wittenhorst und Thorsten Welmans stellten sich den Fragen der Besucher beim Unternehmerabend. © FUNKE Foto Services | Konrad Flintrop

Auch Udo Wittenhorst von Voba-Immobilien unterstrich: „Die Innenstadt muss angepackt werden!“ Im Hinblick auf viele ältere Bürger, die aus dem trauten Heim in barrierefreie Wohnung in der City ziehen, spiele die Lage und das Wohlfühlen eine Rolle. „Benötigt werden altengerechte Wohnungen in der Stadt. Für Alleinstehende mit 50 und Eheleute mit 70 m2“, so Horst Boch. Der Vorstand der Baugenossenschaft wusste, dass man gerade in die Modernisierung der Gebäude aus den 1970er-Jahren (z.B. an der Tempelstraße) acht Millionen gesteckt habe.

Vermarktung der Kasernen-Wohnungen wohl ab Mitte 2020

Besucher informierte sich am Donnerstag, 21.11.2019 im PAN Kunstforum über - Wohnungsbau in Emmerich am Rhein: Bedarf - Flächen - Programme. Foto: Konrad Flintrop / FUNKE Foto Services
Besucher informierte sich am Donnerstag, 21.11.2019 im PAN Kunstforum über - Wohnungsbau in Emmerich am Rhein: Bedarf - Flächen - Programme. Foto: Konrad Flintrop / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Konrad Flintrop

Während Kreiswirtschaftsförderer Kuypers hofft, dass auch Studentenwohnungen in Emmerich entstehen, wusste zum „Leuchtturmprojekt Kasernengelände“ (so Peter Hinze) der Leiter des Immobilien-Centers der Sparkasse, Thorsten Welmanns, dass man in vier bis fünf Wochen die Planung seitens der Bank für die angekaufte Fläche abgeschlossen habe: „Wir gehen davon aus, dass wir Mitte nächsten Jahres an den Markt gehen.“

Bei allen Überlegungen käme es stets darauf an: „Anreize zu schaffen“, erklärte Udo Wittenhorst (Voba). Ob nun Abreißen und auf ehemaligen Einfamilienhäuser-Grundstücken ein Mehrfamilienhaus bauen oder Baulücken nutzen – all das geht nur, wenn auch genügend Fachkräfte vorhanden sind. „Die Attraktivität des Handwerks muss gesteigert werden.“ Schließlich biete dieser dem Nachwuchs Individualität und Gestaltungsmöglichkeiten, machte Michael Köster unumwunden klar.

>> Sondervermögen: Preise explodieren

Auf den Zahn fühlen wollte Architekt Ludger Pooth zum Thema Sondervermögen für Immobilien. Doch Bürgermeister Hinze hielt sich bedeckt. Denn nachdem bekannt wurde, dass zehn Millionen Euro im Topf zur Verfügung stünden, explodierten die Preise für Immobilien. Das konnte auch Horst Boch bestätigten. Für das marode ehemalige Polizeigebäude am Geistmarkt wolle man 711.000 Euro haben.