Emmerich. Zur Zeit wird der Bauernhof von Paul Reymer nahe der Kläranlage Emmerich abgerissen – damit dort der neue Deich gebaut werden kann. Start 2021.
Er stand der gewünschten Deichrückverlegung im Weg – jetzt wird der Bauernhof von Paul Reymer abgerissen. „Bis Anfang November soll das passiert sein. Übrigens auch der Bau des Deichlagers dort, sprich dem entsprechenden Lehm-Untergrund für den neuen Deich“, sagt Dennis Steffen, Bauingenieur beim Deichverband Bislich-Landesgrenze.
Der Abriss des Hofes, der aus dem Jahr 1902 stammt und nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut wurde, ist eine von mehren vorbereitenden Maßnahmen für die Deichsanierung von Dornick bis zur Kläranlage in Emmerich. Mit dem Bau des neuen Deiches, der überwiegend auf der Trasse des bestehenden Deiches errichtet wird, geht’s Anfang 2021 los.
Als nächstes folgen Baustraßen und provisorische Zufahrten für Anlieger
„Vorher müssen für das neue, etwa 2,5 Kilometer lange Teilstück noch die Baustraßen errichtet werden“, erklärt Steffen. Und auch für die Anlieger werden Zufahrten benötigt, die schon heute über den Deich zu ihren Häusern gelangen. „Da brauchen wir für die etwa dreijährige Bauzeit von hinten provisorische Straßen“, erklärt der Fachmann.
Zudem wird natürlich wieder der Kampfmittelräumdienst ausschwärmen. Denn von der Bezirksregierung in Auftrag gegebene Luftaufnahmen zeigen, dass dort einiges an Munition, Granaten und anderen Relikten aus der Kriegszeit im Boden liegt. „Außerdem verliefen auf diesem Teilstück Schützengräben im Deich“, weiß Steffen. Auf dem Teilstück Bienen-Praest, das bis auf den Bau der Schleuse Bienen und einigen Restarbeiten wie Zaunbau und Wegearbeiten so gut wie fertig ist, befanden sich aus dem Krieg nur Schützenlöcher mit Betonringen.
Auf der alten Trasse können nur bis zu 300 Meter lange Abschnitte neu erstellt werden
Zeitlich ganz so problemlos wie beim Deichbau zwischen Bienen und Praest wird das nächste Teilstück wahrscheinlich eher nicht verlaufen. „Auf der alten Trasse können immer nur bis zu 300 Meter lange Abschnitte abgetragen und wieder neu gebaut werden“, sagt der 39-Jährige. Denn im Falle eines Sommer-Hochwassers müsse die Lücke ja schnell geschlossen werden können. Gebaut werden kann wegen der Hochwasser-Gefahr deshalb auch nur von April bis Oktober.
Kosten wird die Deichsanierung in diesem Abschnitt etwa zwölf Millionen Euro, inklusive Grunderwerb, sowie Planungs- und Ingenieurs-Leistungen. Das neue Bauwerk wird etwa 70 bis 80 Zentimeter höher als der bisherige Deich, dafür aber mit 60 Metern gut doppelt so breit. Denn flachere Böschungen seien gut bei Wellenschlag, heißt es. Zudem wird besseres Material eingesetzt.
Jetzt wird besseres Material für den Deichneubau verwendet
Denn die alten Anlagen habe man seinerzeit nur aus Lehm gebaut. Das sei zwar gut für die Standfestigkeit, „aber schlecht, wenn es lange nass ist. Dann saugen sich die Deiche voll mit Wasser, sind deshalb wie ‘Pudding’“, weiß Dennis Steffen. Der neue Deich werde zwar auch mit Lehmboden gegründet, dann setze man aber ein Sand/Kies-Gemisch ein, was durchlässiger ist.
Die kompletten 45 Kilometer, für die der Deichverband Bislich-Landesgrenze zuständig ist, sollen laut Planung 2025 saniert sein. Der Abriss weiterer Bauernhöfe oder von Häusern stünde aber jetzt nicht mehr an.