Rees. Stella Scholaja aus Rees steht beim kroatischen „Supertalent“ 2019 im Halbfinale der TV-Show. Ihr Lied ist einem verstorbenen Freund gewidmet.

Wer Stella Scholaja bei ihrem Auftritt im Juni im Scala Kulturspielhaus in Wesel erlebt hat, dem fiel eine neue Professionalität auf. Eine erfrischende Leichtigkeit, wie sie mit dem Publikum und ihrer Band umging, souverän, mit starker Stimme trug sie ihre Songs vor. Was zu diesem Zeitpunkt niemand außer ihrer Familie wusste: Einige Tag zuvor stand sie in Zagreb auf der Bühne beim „Supertalent“. Sie kam ins Halbfinale.

Ihrem Vater fiel es ausgesprochen schwer, seinen Stolz über den Auftritt seiner Tochter in der kroatischen Version vom „Supertalent“ nicht kundzutun. Doch nach deren Ausstrahlung vor zwei Wochen war kein Halten mehr, er postete den Youtube Beitrag bei Facebook.

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Der Auftritt von Stella verlief ganz anders, als es eigentlich geplant war. Das Patenkind ihres Vaters, der aus Kroatien stammt, war innerhalb von wenigen Monaten 24-jährig an Krebs verstorben. „Es war ein Schock für seine Eltern und auch für uns alle“, erzählt Stella. Sie schrieb und komponierte für dessen Familie ein Lied mit dem Titel „Only Heaven Knows“ (nur der Himmel weiß) und schickte dessen kroatische Version an die trauernden Eltern.

Bewerbungsvideo beeindruckte den kroatischen Sender

Stella Scholaja beim Supertalent 2019 in Kroatien.    
Stella Scholaja beim Supertalent 2019 in Kroatien.     © T. Scholaja

Allerdings hatte sie sich auch mit einem Bewerbungsvideo beim kroatischen Supertalent beworben. Sie wurde eingeladen. „Es war ein furchtbar heißer Tag und ich kam im schwarzen Rollkragenpullover an“, erinnert sich die Studentin der Philosophie an ihren Aufenthalt. Morgens um 8 Uhr ging es los mit Interviews, Filmspots und Besprechungen.

Da das Lied, was sie für ihre Freunde in Kroatien geschrieben hatte, das einzig in der Landessprache ihrer Eltern war, sollte sie auch dieses präsentieren.

Von ihrer Mutter auf die Bühne geleitet, da das freie Gehen krankheitsbedingt eingeschränkt ist, trug Stella ihr Lied vor, wohlwissend, dass die Familie des Vorstorbenen im Publikum sitzt. „Ich hatte darum gebeten, erst singen zu dürfen und mich dann erst den Fragen zu stellen“, erzählt Stella.

„Als ich dann von der Krankheit meines Freundes erzählte, die ihn so unvorbereitet traf, kamen mir die Tränen. Ich habe nicht das Pokerface, bleibe nicht unberührt von solchen Dingen.“ Doch sie war nicht die einzige, die weinen musste, auch ihre Eltern, eine Jurorin und viele Menschen im Publikum konnten ihre Tränen nicht zurückhalten.

Beim kroatischen Supertalent übernimmt die Rolle des Dieter Bohlens eine Frau

Stella Scholaja freute sich besonders, „dass aber bei der Beurteilung der Jury die Musik im Vordergrund stand, sie meinen Song und die Stimme lobten, aber sich auch ‘für diese Lektion bedankten’, was man mit seinem Leben machen kann.“ Nämlich dann, wenn es eben nicht so verläuft, wie es die Lebensplanung vorsieht.

Die Juroren der Show, Martina Tomčić, Maja Šuput, Davor Bilman und Janko Popović Volarić, waren von ihrer Musik beeindruckt. Doch auch in der kroatischen Supertalent-Show gibt es Zuckerbrot und Peitsche, dort ist der deutsche Dieter Bohlen eine Frau, „Martina, sie strahlte eine große Autorität aus“, zeigte sich Stella von ihr beeindruckt.

Stella freut sich über die Reaktion des Publikums

Alles lief für sie wie im Film ab. „Erst jetzt habe ich über Youtube den kompletten Auftritt gesehen. Auch die Reaktion des Publikums. Was mich sehr gefreut hat.“

Weiter geht es am 24. November mit einer Liveübertragung des Halbfinales. Dort wird sie ein weiteres Lied vortragen. „Ich habe unendlich viele Mails und Nachrichten bekommen und hoffe sehr, dass sich jetzt nicht zu viel Druck aufbaut.“ Viele Reeser haben das Video schon auf Youtube gesehen. „Wenn sie auch die Dialoge nicht verstanden haben, ihnen kamen bei der Musik die Tränen“, erzählt Mutter Gordana.

„Dieses Mal werden wir nicht weinen. Wir sehen nicht gut aus, wenn uns die Tränen kommen“, nimmt sich Vater Toni vor. Die Tränen kamen aus Trauer über den Tod des Freundes, aber auch vor Stolz auf seine Tochter.