Rees. Mariehilde Henning, seit 15 Jahren stellvertretenden Bürgermeisterin in Rees, feierte ihren 80. Geburtstag. 30 Jahre war sie im Karneval aktiv.
Mariehilde Henning ist nicht nur stellvertretende Bürgermeisterin, sie war auch die erste und einzige Stadt Reeser Karnevalsprinzessin. Ihren 80. Geburtstag feierte die beliebte Reeserin am vergangenen Wochenende.
Ihr Geburtsdatum kann man sich leicht merken: 30.9.39. An diesem Tag – 80 Jahre später – war die Nachbarschaft der Bussardstraße eingeladen. „Was eine große Freude für mich ist, dass es nach Jahren wieder eine feste Gemeinschaft hier auf der Bussardstraße gibt“, blickt das Geburtstagskind auf einen schönen Tag zurück. Auf der Bussardstraße, die in ihrer Jugend noch Feldstraße hieß, spielte sich fast ihr ganzes Leben ab.
Kriegsbedingt wurde sie in Essen geboren
Geboren wurde sie vier Wochen nach Kriegsbeginn in Essen-Heisingen, wo die Großmutter lebte. Der Vater war gerade eingezogen worden, Mutter und Kind blieben bis zur Rückkehr des Vaters in der Obhut der Oma. Nach dem Krieg sorgten drei Tanten, die dem Orden der Töchter vom Heiligen Kreuz beigetreten waren, dafür, dass der Vater von Mariehilde Henning, Heinrich Angenendt, in Aspel als landwirtschaftlicher Verwalter eine Anstellung und eine Unterkunft fand.
So besuchte Mariehilde zuerst die Schule in Haldern, als die Eltern zu den Großeltern väterlicherseits nach Rees in die Feldstraße zogen, besuchte sie dort die Schule, um dann 1950 auf das Gymnasium Aspel zu wechseln. Ihre Ausbildung absolvierte sie bei der Städtischen Sparkasse Rees. Damals schon feierten die städtischen Beschäftigten und die Bankangestellten gemeinsam Karneval. Was Mariehilde Henning vielleicht geprägt hat.
Ihr Vater wurde Vollziehungsbeamter bei der Stadtkasse und war, so wie heute Frank Schlüter, für die Organisation der Kirmes zuständig. „Es war eine große Freude für mich, bereits zweimal die Reeser Kirmes eröffnen zu dürfen“, denkt die Reeserin gerne auch an ihre Jugend zurück.
Schwere Zeiten - der plötzliche Tod des Ehemanns
Auch schwere Jahre musste Mariehilde Henning meistern. Unerwartet verstarb ihr Mann im Alter von 54 Jahren. Sie hatten sich in Düsseldorf kennengelernt, wo beide an ihrer beruflichen Weiterbildung arbeiteten. Sie bei der Dresdener Bank, er als angehender Bauleiter. „In der Woche vor seinem Tod haben wir in der ehemaligen DDR alle seine noch lebenden Geschwister besucht und waren auf der Rückfahrt am Ostermontag erstmals in einem evangelischen Gottesdienst, mein Mann war Protestant. Er hat es sehr genossen.“ Am Tag darauf verstarb er in Rees.
Als Teamleiterin der kfd-Rees wurde Mariehilde Henning in dieser Zeit gut aufgefangen. „Ich war nicht allein, meine Kinder waren in meiner Nähe und sind es noch.“ Sohn Dirk lebt auf Grund einer spastischen Erkrankung im Wohnheim der Lebenshilfe, nur wenige Meter vom Elternhaus entfernt. Es freut ihn, seine Mutter in der Nähe zu wissen.
Sie war die erste Reeser Stadtführerin
Seit vielen Jahren ist Mariehilde Henning politisch aktiv, zuerst in mehreren Ausschüssen, in der Jury des Skulpturenparks, sie war die erste Reeser Stadtführerin und ehrenamtliche Museumsbetreuerin. Im Jahr 2002 rückte sie im Stadtrat für die CDU nach, 2004 wurde sie nach dem Tod von Willi Buckermann stellvertretende Bürgermeisterin. „Du kannst das, du stehst schließlich im Frauenkarneval seit Jahrzehnten auf der Bühne“, mit diesen Worten nahm sie die Reeser CDU in die Pflicht. Mariehilde Henning macht es bis heute mit großer Freude. Nur vom Frauenkarneval hatte sie sich nach 30 Jahren als Sitzungspräsidentin verabschiedet.
Der Anfang als stellvertretende Bürgermeisterin war nicht leicht. So musste sie auf einem Schützenfest in Helderloh lernen: „Trinkst du mit einem Vorstandsmitglied einen Wacholder, musst du es auch mit den weiteren sieben tun.“ Gut, dass Chauffeur Frank Mädler in Bereitschaft stand und rechtzeitig die leicht schwankende Bürgermeisterin einsammelte. Aber das ist ihr nur einmal passiert.
Vor zehn Jahren fand sie in Paul Pintzke einen neuen Lebenspartner. „Dabei wohnten wir schon als Kinder in der Nachbarschaft“, erzählt Henning schmunzelnd. Viel schwieriger war es für beide, es den jeweiligen erwachsenen Kindern beizubringen. Doch sie haben sich über das Glück der Eltern gefreut und sind über die Jahre als Großfamilie zusammengewachsen.
Am Wochenende steht Mariehilde Henning wieder ihren Mann, die Reden für die Eröffnung des Fischmarktes und des Rheinfestes sind bereits in Arbeit.
>> SO WURDE MARIEHILDE HENNING PRINZESSIN
Beim Karneval auf dem Schiff im Jahr 2003 mussten sich der damalige Bürgermeister Dr. Bruno Ketteler und seine Stellvertreterin anhören, dass es Rees-Stadt nicht schaffe, ein Prinzenpaar zu präsentieren. Das konnten die beiden nicht auf sich sitzen lassen. Sie schmiedeten einen Plan. Rosenmontag überraschten sie die Bevölkerung als Prinzenpaar auf den Umzügen in Rees und Haffen-Mehr.