Emmerich. 200 bis 300 Menschen sammelten am Rheinufer Müll auf. Unsere Reporterin machte mit – und war schockiert, wie Menschen mit ihrer Heimat umgehen.
Es ist längst keine Neuigkeit mehr: Die Verschmutzung durch Plastikabfälle in Weltmeeren und Gewässern nimmt Überhand. Es gibt Müllberge im Meer so groß wie ein ganzes Land – verschuldet durch Mikroplastik und Plastikmüll von uns Menschen. Das Problem scheint auf den Schultern der ganzen Welt zu liegen, doch nur wenige Menschen wollen etwas unternehmen – schließlich ist es ja noch kein persönliches Problem.
Das Problem ist vor der Haustüre angekommen
Doch wer genau hinsieht und sich in der eigenen Umgebung umschaut, erkennt: Der Plastikmüll im Rhein ist längst zu einem gewohnten Bild geworden. Laut WDR fließen durch den Rhein jedes Jahr acht bis zehn Tonnen Kleinkunststoffteile in die Nordsee. Damit gehört der Rhein zu den am stärksten durch Mikroplastik verunreinigten Gewässern. Plötzlich erscheint das Problem doch persönlich, es taucht sogar neben unserer Haustür auf.
Das war der Rhine Clean Up Day in Emmerich
Durch das ständige Hoch- und Niedrigwasser trägt der Rhein auch den Müll am Strand zur See oder spült ihn an. Deshalb stieg am Samstag die jährliche Aufräumaktion Rhine Clean Up. An diesem Tag wird sich das Ziel gesetzt, das Rheinufer von der Quelle in der Schweiz bis zur Mündung in den Niederlanden vom Müll zu befreien. Im vergangenen Jahr haben über 10.000 Menschen etwa 100 Tonnen Müll gesammelt – und das europaweit. Ingo Lentz vom Team der Initiative setzte das Ziel, diese Angaben zu verdoppeln.
Bis zu 300 Leute in Emmerich dabei
Für mich klangen diese Worte überzeugend, und frustriert von den Nachrichten über die gewaltigen Mengen an Plastikmüll nahm ich an der Aktion in Emmerich teil, die heimatnahe Station zwischen Duisburg und Kleve. Ich wollte ein Teil der Helfer sein, die den Niederrhein tatkräftig unterstützen.
Im Emmericher Umkreis meldeten sich zwischen 200 und 300 Leute an. Ich startete mit meiner besten Freundin unter der Rheinbrücke zwischen KLK und dem Yachthafen. Zum Glück schien die Sonne, und die glitzernden Wellen auf dem Rhein motivierten uns, das Gewässer zu säubern und es zu entlasten.
Respektloser Umgang mit der eigenen Heimat
Ausgestattet mit Tüten, Müllgreifern und Handschuhen machten wir uns an die Arbeit und sammelten Plastikteilchen, Glasscherben und den zurückgelassenen Müll von Anglern oder Grillabenden am Strand. Die Motivation verwandelte sich in Wut, als ich sah, wie respektlos Menschen mit ihrer Heimat umgehen.
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Wiederum glücklich machte es mich, dass so viele Emmericher etwas dagegen tun wollten. Allen voran Franz-Thomas Fidler, der Ansprechpartner der Aktion in Emmerich. Er kümmerte sich wieder um die Organisation und Koordination des Projektes – und darum, dass die freiwilligen Helfer am Ende einen kleinen Imbiss erhielten. Ganze zwei Stunden lang mussten wir nicht lange nach Müll suchen.
Zwei Container voll mit Sperrmüll und Co.
Schön war, dass auch andere Menschen etwas freiwillig aufhoben und sich förmlich darum rissen. Somit gab es nach einer Stunde nicht mehr viel zu sammeln. Für den Moment schien das Rheinufer unter der aktuell in Arbeit stehenden Brücke sauber – ganze zwei Container voll mit Sperrmüll, Netzen, Drähten, Kabeln und natürlich den endlos wirkenden Kleinteilen aus Plastik kamen zusammen. All das wurde nach Vorschrift entsorgt.
Leider wird die Sauberkeit nicht bleiben, immer wieder wird uns in Zukunft die Rücksichtslosigkeit der Menschen zum Verhängnis werden. Aber solange jedes Jahr mehr Leute die Augen öffnen und sich aufraffen, haben wir Chancen auf einen saubereren Rhein. Die Aktion Rhine Clean Up ist für alle da, Helfer werden auch nächstes Jahr gebraucht. Außer einer Anmeldung steht dem freiwilligen Beitrag für Emmerich am Rhein nichts mehr im Wege.
>> Diese Orte haben sich am Rhine Clean Up beteiligt
Duisburg, Voerde, Götterwickerham, Dinslaken, Rees, Xanten, Wesel, Kalkar, Kleve und Emmerich am Rhein wirkten am Niederrhein an der Aktion mit. Das Reinemachen fand zum zweiten Mal statt und wächst jedes Jahr weiter. Finanziell unterstützt wurde der Kreis Kleve durch die Sparkasse Rhein-Maas.