Elten. Eltener Bad ist zu 100 Prozent ausgelastet und fast alle Grundschüler haben das Bronzeabzeichen. Staatssekretärin Andrea Milz informierte sich.
Wow, was für ein Auftritt! Rosa Schuhe, rosa Hose, rosa Strickpulli, pinke Sonnenbrille, quietschige Handtasche – Andrea Milz ist wahrlich keine Leisetreterin. Die Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt zieht mit ihren Klamotten und ihrer schnoddrig-schönen rheinischen Schnauze schnell das Interesse auf sich.
Jetzt besuchte sie das Bürgerbad in Elten und überreichte einem leicht verdutzten Vorsitzenden Theo Berntsen gleich zu Beginn des Treffens Regenschirm und Geschenketäschchen: „Wenn Sie mal wieder wat zu feiern haben: Dä!“
„Sie sind ein Vorbild für andere“
Auf ihrer Niederrhein-Tour wollte sich die 56-Jährige auch über die Kleinschwimmhalle an der Luitgardis-Grundschule informieren. Denn es mangelt in NRW an Wasserflächen fürs Schul- und Freizeitschwimmen. Auf gute Ideen aus der Praxis ist man in Düsseldorf also angewiesen. In Elten kann dank des ehrenamtlichen Einsatzes des Bürgerbadvereins die kleine Schwimmhalle am Leben erhalten werden. „Sie sind ein Vorbild für andere“, sagte Milz daher zustimmend.
Bevor jedoch über Politik mit Vertretern des Bürgerbades, dem Bürgermeister und dem Ortsvorsteher diskutiert wurde, ging es erst einmal ins Hallenbad. Die Staatssekretärin zog kurzerhand ihre auffälligen Schühchen aus und ging barfuß ins Bad: Die hässlichen „Plastikschlüffkes“ (O-Ton Theo Berntsen) wollte sie auf keinen Fall überziehen: „Nä, dat mach ich nich“.
Fast alle Grundschüler haben das Bronze-Abzeichen nach der 4. Klasse
Im Bad erfuhr sie dann, dass nahezu alle Belegungszeiten in Elten ausgebucht sind. Wer neue Kurse anbieten möchte, der hat es schwer. Babyschwimmen, Reha-Sport, Aqua-Fitness, Kneipp-Kurse und Schulschwimmen sorgen dafür, dass das Eltense Bürgerbad sich vor Anfragen kaum retten kann. Und der Einsatz lohnt sich: Nahezu alle Grundschulkinder haben nach der vierten Klasse das Bronze-Abzeichen.
Dass es in Elten überhaupt noch ein Bad gibt, ist keine Selbstverständlichkeit. Überall im Land werden Bäder aus Kostengründen geschlossen. Berntsen betonte die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Emmerich, die kürzlich eine neue Lüftungsanlage für 110.000 Euro habe einbauen lassen.
Aber auch in Elten frisst der Betrieb des Bades viel Geld. Um die Sportstätte auch für gehbehinderte Menschen zugänglich zu machen, müsste baulich etwas passieren. Ein Austausch von Dach und Fenster wird angestrebt, um Energie zu sparen. Bis zu 100.000 Euro müssten dafür wahrscheinlich aufgewendet werden.
Förderprogramme des Bundes
Staatssekretärin Milz hatte für die Vereinsvertreter an dieser Stelle keine guten Nachrichten. In ihrem Ministerium gibt es für das Bürgerbad kein geeignetes Förderprogramm. Da sich das Bad auf einem Schulgelände befindet, greift nur das Programm „Gute Schule 2020“ des Schulministeriums: „Da muss ihr Stadtrat die Prioritäten festlegen“, so Milz. Und Emmerich hat das Geld bereits zum größten Teil für die Gesamtschule verplant.
Es gibt keine Erhebung über Wasserflächen in NRW
Wie viel Wasserfläche fehlt in NRW? Auf diese Frage kann Andrea Milz keine Antwort geben: „Wir wissen noch nicht einmal wie viel Wasserfläche überhaupt vorhanden ist“, sagt sie. Das Bundesinnenministerium wolle dies gerade für ganz Deutschland ermitteln.
Den neben klassischen Schwimmbädern gibt es auch Wasserflächen in Hotels, Krankenhäusern, Altenheimen oder Freizeiteinrichtungen. All dies soll nun für NRW ermittelt werden, um auch diese privaten Ressourcen nutzen zu können, kündigt Milz an.
Allerdings könne der Bäderverein sich auch beim Heimatministerium bewerben und Förderprogramme des Bundes anzapfen, um das Bad zu sanieren, riet Andrea Milz.