Emmerich/Berlin. Als amtierender Feuerwerks-Weltmeister tritt Hayo Wolff aus Emmerich bei der Pyronale in Berlin an. Und misst sich mit den Besten der Branche.

Aufregung? Kennt Hayo Wolff eigentlich nicht! Schließlich ist der Hüthumer die Ruhe selbst. Und dennoch: Wird er auf das kommende Wochenende angesprochen, muss er tief durchatmen.

„Schließlich weiß ich, wer außer uns noch kommt“, sagt der Pyrotechniker augenzwinkernd, der seit fast 15 Jahren mit dem Unternehmen Heron Fireworks in Emmerich ansässig ist.

Heron Fireworks aus Emmerich startet in Berlin

Für den gebürtigen Niederländer und sein Team geht es am Mittwoch wieder in Richtung Berlin. Bei der Pyronale in der Hauptstadt wird das Heron-Fireworks-Team dann als amtierender Weltmeister 2018 bei den „Best of Six“ gemeinsam mit den anderen Gesamtsiegern der vergangenen sechs Jahre gegeneinander antreten.

Das Who-is-Who der Feuerwerksbranche trifft sich – und wird natürlich kritisch beäugt von der Fachwelt.

Zwei Lkw voller Pyrotechnik

Damit die zehnköpfige Truppe es in Berlin bei der Pyronale auch mächtig krachen lassen kann, wurden bereits in den vergangenen Tagen zwei Lkw auf dem Firmengelände des Feuerwerk-Spezialisten in Klein-Netterden mit Raketen und Co. beladen.

Auf dem Maifeld am Berliner Olympiastadion werden die Feuerwerker aus Emmerich 3000 Zündungen abfeuern. „Computergesteuert“, wie Wolff erzählt. Ohnehin: Da sich so ein Feuerwerk nur schwerlich üben lässt, wurde die komplette Show mittels PCs simuliert und geplant. Und natürlich bereits zu Testzwecken in Teilen bei Emmerich im Lichterglanz gen Himmel geschossen. Zwei Monate Arbeit stecken in der Show, so der Hüthumer.

Am Samstag fliegen die Raketen

Am Samstag werden Wolf und sein Team, die im Übrigen auf maßgeschneiderte pyrotechnische Produktionen spezialisiert sind und jährlich zahlreiche Feuerwerke konzipieren, die Show abfeuern. Einfach so geht das natürlich nicht.

Hayo Wolff demonstriert es: Wie bei diesem Modell sieht das Innenleben von manchem Feuerwerkskörper aus.
Hayo Wolff demonstriert es: Wie bei diesem Modell sieht das Innenleben von manchem Feuerwerkskörper aus. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Denn es gibt bestimmte Vorgaben, die die Show enthalten muss und die dann auch in die Bewertung einfließen. Raketen, die etwa im falschen Winkel abgeschossen werden, sehen nicht nur unschön aus, sondern geben auch einen Punktabzug, erklärt Wolf.

Eine 17-minütige Feuerwerks-Show konzipiert

17 Minuten lang wird das Feuerwerk aus Emmerich in den Himmel Berlins geschossen. Das Ziel ist dabei vor allem, dass die Abschüsse der Raketen und Co. möglichst synchron zur Musik erfolgen. Das Problem hierbei: „Wir dürfen nur gema-freie Musik verwenden“, so Wolff.

Das nehme ein wenig die Stimmung. Und gerade diese sei notwendig, um vor allem auch beim Publikum zu punkten. „Von dem wir immer sehr viele gute Bewertungen bekommen“, ist der Pyrotechniker stolz.

Die erste Minute wird Violett und Silber

Bestehen wird die Choreographie aus einem Pflichtteil und einer Kür. „Die erste Minute des Feuerwerks hat zum Beispiel eine Farbvorgabe“, so Wolff. In diesem Jahr wird der Himmel über dem Olympiastadion in Violett/Silber leuchten. Eine Jury beurteilt dann sowohl die einzelnen Programmteile von Pflicht und Kür als auch das Gesamtkonzept des Feuerwerks.

Die Bewertungskriterien sind unter anderem Kreativität, Vielfalt von Farben und die Effektauswahl, die Synchronisation zur Musik sowie die künstlerische und technische Ausführung.

Auch das Publikum gibt die Bewertung ab

Die Jury setzt sich aus Fachleuten der Feuerwerksbranche und Prominenten des öffentlichen Lebens zusammen. Zudem erfolgt eine telefonische Stimmabgabe durch das Publikums. Die Publikumswertung fließt zu 30 Prozent in die Gesamtwertung mit ein.

Bei den „Best of Six“ startet ein internationales Feld. Die Delegation um den Emmericher – die übrigens unter der niederländischen Flagge startet – tritt gegen Teams aus Slowenien, Mexico, Polen, Rumänien und Norwegen an.